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Rettungslos

Titel: Rettungslos
Autoren: van der Vlugt Simone
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in einer Fahndungsmeldung im Fernsehen.
    O Gott! Sie muss schnellstens hier weg!
    Hastig steht sie auf und bringt ihre Kleider in Ordnung. Sie will gerade die Tür aufschließen, da hört sie Menno, oder wie auch immer er heißen mag, in den Flur kommen. Als stünde die Türklinke unter Strom, zuckt ihre Hand zurück. Das Herz schlägt ihr bis zum Hals.
    Rasch wirft sie eines der kleinen Seifenstücke in die Toilettenschüssel, dann ein zweites. Das laute Platschen und das Geräusch der Klopapierrolle, an der Senta hektisch zieht, bewirken offenbar, dass er wieder ins Wohnzimmer geht, denn seine Schritte entfernen sich.
    Rasch verlässt sie die Toilette. Durch die halb offene Tür sieht sie ihn am Fenster stehen, die Hände in den Hosentaschen. Sie läuft auf die Haustür zu und drückt die Klinke. Vergeblich – die Tür ist abgeschlossen.

41
    Wilde Panik erfasst sie, legt sich wie ein Reif um ihre Brust und treibt ihr den Schweiß auf die Stirn.
    Sie zittert am ganzen Leib, ihr Atem geht stoßweise, und sie muss sich zusammenreißen, um nicht zu hyperventilieren.
    Ruhig, ganz ruhig, sagt sie sich, er darf mir nichts anmerken. Wenn ich es geschickt anstelle, bin ich in ein paar Minuten draußen.
    In ihrem aufgelösten Zustand kann sie unmöglich ins Wohnzimmer gehen. Er würde mit einem Blick sehen, dass sie völlig durcheinander ist. Aber hier im Flur kann sie auch nicht bleiben …
    Senta ringt noch um Fassung, als zu ihrem Entsetzen die Tür ganz aufgeht und Mick Kreuger vor ihr steht.
    Seltsam, dass sie sich an den Namen erinnert, obwohl sie die Fahndungsmeldung nur flüchtig verfolgt hat. Hätte sie es nur getan, dann wüsste sie wenigstens, was für ein Mensch da vor ihr steht.

    Nervös wischt sie die schweißnassen Hände am Rock ab.
    Â»Alles klar?« Kreuger mustert sie argwöhnisch.
    Senta lächelt matt. »Zuckerschock«, sagt sie. »Ich hätte vor der Fahrt etwas essen müssen, aber ich habe das Mittagessen ausfallen lassen, das rächt sich jetzt.«
    Nimmt er ihr diese Ausrede ab? Jedenfalls behält er sie scharf im Auge.
    Â»Ich muss allmählich los. Ich halte Sie schon viel zu lange auf.« Um ihre wachsende Angst zu kaschieren, geht sie zur Haustür und drückt die Klinke. »Oh, abgeschlossen«, sagt sie scheinbar leichthin. »Na gut, dann gehe ich wieder über die Terrasse. Ich finde den Weg schon allein …«
    Kreuger lehnt am Türrahmen und lächelt süffisant. Eine innere Stimme treibt Senta zur Eile an, sagt ihr, sie dürfe keine Sekunde länger zögern.
    Entschlossen geht sie an ihm vorbei und streift ihn versehentlich. Im Wohnzimmer würde sie am liebsten losrennen, aber sie schafft es, sich zu beherrschen.
    Ich muss mich ganz normal geben, denkt sie, mich freundlich verabschieden, sonst schöpft er Verdacht.
    Ihre Absätze klackern über den Fliesenboden auf die Küche zu. Auf halbem Weg dreht sie sich um und sagt: »Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben. Es wäre nett, wenn Ihre Frau mich anrufen könnte.«
    Ihr wird bewusst, dass sie ihm gar keine Telefonnummer gegeben hat, sie tut einfach, als würde sie es vergessen. Er sagt kein Wort, lehnt nach wie vor grinsend am Türrahmen und fixiert sie.

    Bei Senta schrillen sämtliche Alarmglocken, sie läuft in die Küche, zur Hintertür.
    Sie ist abgeschlossen. Eine namenlose Angst erfasst sie. Sie rüttelt und reißt an der Klinke, packt dann einen Stuhl und versucht, damit die Scheibe einzuschlagen, aber das Glas hält stand.
    Es ist zu spät, sie spürt und sieht es. Kreuger steht neben ihr und hat etwas in der Hand, das ihr kalte Schauder über den Rücken jagt.
    Mit dem Mut der Verzweiflung holt sie mit dem Stuhl aus. Er wehrt sie lässig mit einem Arm ab, entwindet ihr den Stuhl und schleudert ihn beiseite.
    Das Stromkabel liegt locker in seiner Hand. Senta kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, ihr Gehirn ist wie gelähmt, nicht aber ihr Selbsterhaltungstrieb.
    Sie spannt sämtliche Muskeln an wie eine in die Enge getriebene Katze, die zum Sprung ansetzt, gleichzeitig spürt sie, wie ihre Angst in Wut umschlägt.
    Mit einem schrillen Schrei stürzt sie sich auf ihn.
    Weil er auf ihren Angriff nicht gefasst war, prallt er gegen die Spüle. Sie nutzt den Überraschungseffekt, zerkratzt ihm das Gesicht und rammt ihm kraftvoll das Knie in
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