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Rettungslos

Titel: Rettungslos
Autoren: van der Vlugt Simone
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einen schweren Unfall, nicht weit von hier. Ich bin in den Kanal gefahren.« Sie deutet zum Deich.
    Mit einem Mal wirkt er interessiert. »Ich habe in der Zeitung davon gelesen«, sagt er. »Sie waren das also.«
    Â»Ja, und ich weiß nicht mehr, was in der Stunde vor dem Unfall passiert ist. Nur Ihr Haus habe ich immer wieder vor mir gesehen. Deshalb wollte ich fragen, ob …«
    Â»Kommen Sie herein«, unterbricht er sie und hält ihr die Tür auf. Senta betritt die Küche und nimmt einen seltsamen, unangenehmen Geruch wahr.
    Â»Danke, dass Sie sich Zeit nehmen. Für mich ist es sehr wichtig zu klären, was in der Stunde passiert ist, die mir im Gedächtnis fehlt. Da ist nämlich einiges, was ich nicht verstehe …«
    Er lächelt verständnisvoll und gibt ihr die Hand. »Ich heiße Menno.«
    Â»Senta van Dijk.«
    Menno führt sie ins Wohnzimmer und zeigt aufs Sofa. »Setzen Sie sich.«
    Es klingt eher wie ein Befehl als wie eine höfliche Aufforderung, aber Senta stört sich nicht weiter daran.
Der Mann scheint ein wortkarger Typ zu sein, und sie ist froh um die Möglichkeit, vielleicht mehr in Erfahrung bringen zu können.
    Sie setzt sich. Die Markise ist halb heruntergelassen, und die sinkende Sonne taucht das Zimmer in ein gedämpftes orangefarbenes Licht.
    Â»Sie erinnern sich also nicht an mich?«, sagt sie.
    Â»Nein, ich war am Montag nicht zu Hause. Wenn Sie mit jemandem gesprochen haben, dann vermutlich mit meiner Frau«, sagt er und nimmt ebenfalls Platz.
    Â»Ja, das könnte sein.«
    Â»Ich kann sie ja fragen, wenn sie nach Hause kommt. Oder ich rufe sie rasch an, denn die Sache scheint Ihnen ja sehr wichtig zu sein.« Er beugt sich leicht vor und stützt die Ellbogen auf die Knie. »Sie haben also überhaupt keine Erinnerung mehr an den Tag?«
    Â»Doch, nur nicht an die eine Stunde vor dem Unfall. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich in diese Gegend gekommen und warum ich zu schnell gefahren bin. Nur an das Haus hier kann ich mich erinnern. Heute Nachmittag war ich noch einmal am Unfallort und wollte bei der Gelegenheit Ausschau halten. So bin ich hier gelandet.«
    Menno nickt bedächtig. »Verstehe. Wissen Sie was, ich rufe gleich meine Frau an. Haben Sie noch einen Augenblick Zeit?«
    Zu Sentas Verwunderung geht er in die Küche und macht die Tür hinter sich zu. Sie hört, wie er eine weitere Tür öffnet, dann poltert etwas. Ist er in der Garage?
    Senta schnuppert. Auch im Wohnzimmer hängt dieser merkwürdige Geruch.

    Sie steht auf und geht ein wenig umher. Ein schönes, geräumiges Haus, hübsch eingerichtet, ganz nach ihrem Geschmack. Aufmerksam betrachtet sie die Fotos auf der Kommode. Auf den meisten Bildern ist ein kleines Mädchen zu sehen, oft mit einer attraktiven blonden Frau und einem Mann mit halblangem dunklem Haar.
    Als sie eine Tür gehen hört, setzt Senta sich rasch wieder aufs Sofa. Menno betritt das Wohnzimmer. »Ich hatte vorhin in der Garage zu tun und habe mein Handy dort liegen lassen. Meine Frau geht leider nicht ans Telefon.«
    Â»Ach …«, sagt Senta enttäuscht.
    Â»Sie ruft zurück, klar?«
    Sein Tonfall ist plötzlich ausgesprochen barsch. Seine angespannte Körperhaltung und der harte Zug um den Mund erwecken den Eindruck, dass er sich zusammenreißen muss, um halbwegs freundlich zu bleiben.
    Vielleicht sollte sie lieber gehen. Nur noch rasch auf die Toilette, denn der Nachhauseweg ist lang. Senta fragt, und Menno deutet zum Flur.
    Auf der Toilette blickt sie sich um, sogar das stille Örtchen wirkt gemütlich. In einem Regal über dem Spülkasten sieht sie Duftkerzen und kleine Seifenstücke, an der Wand hängt ein selbst gebastelter Geburtstagskalender mit Fotos. Senta kann der Versuchung nicht widerstehen und blättert darin. Auf jedem Kalenderblatt steht unter dem betreffenden Foto, wo es entstanden und wer darauf zu sehen ist.
    Kreta. Menno, Anouk und Lisa.
    Senta stutzt. Sie erkennt die Frau von den Fotos im
Wohnzimmer, auch das kleine Mädchen, aber der gut aussehende Mann mit dem dunklen Haar ist keinesfalls der Menno, den sie hier angetroffen hat.
    Merkwürdig, zumal er sich auch reichlich seltsam verhält. Ein ungutes Gefühl beschleicht sie. In diesem Haus stimmt etwas nicht.
    Im nächsten Moment fällt ihr ein, warum der Mann ihr so bekannt vorkommt. Sie hat ihn schon einmal gesehen,
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