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Rettungslos

Titel: Rettungslos
Autoren: van der Vlugt Simone
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der Abschied. Jede Hoffnung auf ein gemeinsames Leben ist dahin, mit einem einzigen Messerstich zerstört.
    Noch drei Mal holt Menno röchelnd Luft, und bei jedem mühsamen Atemzug ist es, als würden mehr Nervenenden in Lisa absterben, sodass sie wie betäubt dasteht, als er sie verlässt.
    In dem Moment richtet Kreuger sich auf.
    Lisa fühlt sich schlapp und völlig kraftlos, bei einer Konfrontation mit ihm hätte sie nicht die geringste
Chance. Bleibt also nur die Flucht in den Keller, auch wenn das bedeutet, dass sie und Anouk dort umkommen.
    Lisa lässt den Stuhl fallen und rennt um ihr Leben. Die Kellertür ist noch offen, und binnen weniger Sekunden hat Lisa sie erreicht. Sie dreht den Schlüssel im Schloss und bleibt atemlos stehen.
    Sie hört sein Keuchen jenseits der Tür. Ihrem Empfinden nach dauert es endlos, in Wirklichkeit ist wahrscheinlich kaum eine Minute vergangen, bis er die Waschküche verlässt.
    Regungslos steht sie da und hört seine Schritte, gleich darauf ein schleifendes Geräusch – vermutlich schleppt er Mennos Leiche aus dem Wohnzimmer.
    Wenig später kramt er in der Garage herum, und bald darauf lässt sie ein gewaltiger Schlag gegen die Tür zusammenzucken. Erst glaubt sie, er wolle die Kellertür einschlagen, dann wird ihr klar, dass er dabei ist, sie mit Brettern zu vernageln.
    Das Haus erzittert unter den Hammerschlägen. Lisas Blick geht zu Anouk, die völlig apathisch auf dem Polster liegt. Sie scheint nichts mitzubekommen.
    Weinend bricht Lisa zusammen, das Gesicht an die Tür gelehnt.

40
    Gemächlich fährt Senta die Deichstraße entlang. Jedes Haus, das links von ihr auftaucht, nimmt sie genau in Augenschein, aber keines ist das gesuchte.
    Plötzlich sieht sie es. Es steht unten am Deich, gleich dahinter beginnen die Wiesen. Genau dieses Haus hat sie vor sich gesehen! Hier muss sie gewesen sein, kurz vor dem Unfall …
    Senta fährt den schmalen abschüssigen Weg hinab, parkt das Auto und steigt aus.
    Das Haus wirkt verlassen. Womöglich hat sie Pech, und es ist niemand zu Hause.
    Sie geht den von Buchsbaumhecken gesäumten Kiesweg entlang zur Haustür und klingelt. Ein nostalgisch anmutendes Bimmeln ertönt.
    Keine Reaktion. Senta versucht es erneut und hält das Ohr an die Tür, aber das Läuten verhallt, ohne dass von drinnen ein Geräusch zu hören ist.
    Rechts ist ein Anbau mit Garagentor. Wenn Senta sich vergewissern will, ob tatsächlich niemand da ist,
muss sie um das Haus herumgehen, was ihr zunächst widerstrebt. Andererseits könnten die Leute im Garten sein und ihr Klingeln nicht gehört haben.
    Nach kurzem Zögern geht sie um die Garage herum, zur Rückseite des Hauses. Neben einer großen Terrasse blühen Hortensien, und auf dem Rasen steht eine Trockenspinne mit Bettwäsche, ein paar T-Shirts und einem Nachthemd. Ein Laken liegt am Boden, daneben ein Klammerbeutel.
    Es kommt ihr so vor, als hätte sie das alles schon einmal gesehen. Kopfschüttelnd betrachtet sie die im Gras verstreuten Wäscheklammern. Dann betritt sie die Terrasse und zuckt zusammen: Am Fenster steht ein Mann! Er hat die Arme verschränkt und sieht sie unverwandt an, ganz so, als würde er sie schon eine Weile beobachten.
    Instinktiv weicht sie zurück, aber im nächsten Moment löst sich ihre Anspannung, denn er lächelt. Irgendwie kommt er ihr bekannt vor.
    Unsicher lächelt Senta zurück. Er verschwindet und schließt gleich darauf die Küchentür auf.
    Â»Guten Tag«, sagt er freundlich und mustert sie.
    Â»Guten Tag, entschuldigen Sie bitte die Störung und vor allem, dass ich mir erlaubt habe, durch den Garten zu gehen, aber ich würde Sie gern etwas fragen. Es ist mir sehr wichtig.«
    Abwartend sieht der Mann sie an, offenbar hat er nicht vor, sie ins Haus zu bitten. Wie soll sie ihm nur mit wenigen Worten ihr Anliegen erklären?
    Â»Ich war schon mal hier, vor ein paar Tagen«, beginnt sie. »Am Montagnachmittag, als es so neblig war.«

    Â»Ja und?«, sagt er gedehnt.
    Â»Ich hatte mich verfahren«, erklärt Senta, »und ich glaube, ich habe hier nach dem Weg gefragt. Erinnern Sie sich daran?«
    Er zieht die Augenbrauen zusammen. »Am Montagnachmittag?«
    Â»Vielleicht war niemand da, als ich klingelte, das könnte durchaus sein. Es ist nämlich so, dass ich mich selbst nicht erinnere, denn ich hatte kurz darauf
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