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Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince

Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince
Autoren: Dirk van den Boom
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aufhalten konnten. Wir vermuten, dass ein Geschöpf Boteros sich das Schiff geschnappt hat, vielleicht eines, das seinen Meister vorher getötet hat – oder die KI an Bord hat sich selbständig gemacht. Ich hoffe, dass wir diesem Schiff niemals wieder begegnen werden. Für euch hier dürfte es aber keine Gefahr mehr darstellen.«
    Leot nickte.
    »Bitte, Captain, erklären Sie uns kurz die politische Struktur des Freien Raumcorps. Wir sind immer noch auf der Suche nach einer dauerhaften und bewährten Regierungsweise. Wir können möglicherweise von Ihnen lernen.«
    Das ließ dieser sich nicht zweimal sagen.
    Es wurde eine sehr, sehr lange Sitzung.

     
    Vince schaute auf den Bildschirm. Niemand schien ihn zu vermissen. Niemand suchte nach ihm. Oder sie alle ahnten, dass er für das Ende des Konflikts verantwortlich war, und hatten ihn schlicht gehen lassen.
    Mithilfe von Boteros Codes und Zugangsdaten war es ihm ein Leichtes gewesen, das Kommando über das Hairaumschiff zu übernehmen. Die KI erkannte ihn als Autorität an, und als er im Chaos der zusammenbrechenden Ordnung von Boteros sehr kurzlebigem Imperium mit dem Schiff geflohen war, hatte ihn niemand aufhalten können oder wollen.
    Vince erwartete keine Dankbarkeit.
    Er erwartete seine persönliche Freiheit – das, was Botero ihm in seiner Todesangst versprochen hatte und was er sich nun nahm. Er hatte absolut keine Ahnung, wohin es ihn treiben würde. Die KI des Haischiffes enthielt die galaktischen Koordinaten aller bekannten Sternensysteme, ob nun bewohnt oder nicht. Gab es einen Ort, an dem man ihn aufnehmen würde? Gab es andere Intelligenzwesen, die auf seine Gegenwart nicht mit Angst oder Abscheu oder Mitleid reagieren würden?
    Vince wusste es nicht, aber er gedachte, es herauszufinden. Das Schiff zog gut getarnt seinen Weg, langsam, mit Unterlichtgeschwindigkeit. Er hatte kein Ziel. Er hatte andere Dinge zu tun.
    Vince begann zu lernen. Botero hatte umfassende Datenbanken kopiert, alles, worauf er als Mitglied von Jorans Verschwörergruppe Zugriff gehabt hatte, und das war ganz erheblich gewesen. Vince wollte lernen. Er stellte sich ein umfassendes Programm zusammen, das viele Disziplinen abdeckte. Er war neugierig auf Philosophie und Psychologie, auf die Naturwissenschaften, auf technisches Wissen, das sein Verständnis für das Schiff erhöhen würde, dessen er sich bediente. Viele Monate, vielleicht Jahre, würde Vince lernen, und er hatte keine große Eile, denn ihm stand dank des Virus, den er kontrollierte und der keine Macht mehr über ihn ausübte, ein sehr langes Leben bevor.
    Er würde nicht die Unsterblichkeit erlangen, die Botero ihm zum Schluss angeboten hatte. Vince bedauerte es nicht, dieses Angebot ausgeschlagen zu haben. Er ahnte, dass jeder Unsterbliche am Ende den Tod suchen würde, wenn es keine richtigen Fragen mehr gab oder einem die Antworten permanent entwischten.
    Vince hatte sich den Tod oft gewünscht. Unter den größten Qualen, denen er unterworfen gewesen war, hatte er sein Ende herbeigesehnt. Und jetzt, wo er frei war, wollte er sein Leben auskosten und all die Jahre aufholen, die er gelitten hatte. Er würde nichts von alledem vergessen und sehr vorsichtig sein in dem, was er anderen Wesen antat. Das hatte er sich geschworen.
    Vorher aber: Eine Schuld galt es zu begleichen.
    Die KI des Hairaumers war ein wunderbares Stück Technologie, in so vielen Dingen allem überlegen, was das Commonwealth – oder die Kallia – jemals hervorgebracht hatten. Botero hatte diese Kapazität nie voll genutzt, wahrscheinlich konnte sein Ego nicht ertragen, dass eine mehr oder wenige künstliche Intelligenz, einmal ihrer Schranken beraubt, möglicherweise sogar ihm, dem absoluten Genie, der Krönung der Schöpfung, überlegen sein könnte.
    Vince hatte dieses Problem nicht. Er hielt sich weder für ein Genie noch für überdurchschnittlich begabt. Um genau zu sein: Er wusste noch gar nicht, wo eigentlich seine Stärken oder Schwächen lagen. Er hatte nie die Chance bekommen, dies herauszufinden. Ein Grund mehr, intensiv und viel zu lernen. Auf diesem Wege würde er sich nicht nur Wissen aneignen, sondern auch viel über sich selbst erfahren. Darauf freute er sich mächtig.
    Es genügte, der KI einige Anweisungen zu geben.
    Die unerschöpflichen Speicher des Hairaumers hatten alle Datenbanken der Kallia um jedes Quäntchen Information geplündert und niemand und nichts war besser dazu in der Lage, diese Fülle zu verarbeiten, als das
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