Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince

Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
aber er war sich ziemlich sicher, dass dies nur ein weiterer Nagel in Boteros Sarg sein würde. Die eigentliche Todesursache aller verrückten Genies, so nahm Vince zumindest an: absolute Selbstüberschätzung.
    Vince fasste sich in Geduld. Er konnte noch eine Menge lernen, indem er einfach nur hier stand, völlig bewegungslos, und wie ein Stück Mobiliar wirkte. Er hörte nur zu. Er atmete flach. Er genoss das seltsame Gefühl der Leere an einer bestimmten Stelle in seinem Kopf. Es war befreiend. Es war belebend. Es half seiner Entschlossenheit.
    Vince schloss die Augen, ganz langsam, als könne die Bewegung die Aufmerksamkeit Boteros unnötig auf ihn lenken. Die Diskussion wurde mal wieder lebhaft, aber die Aufregung ebbte schnell wieder ab. Eine Meldung kam herein. Überall gute Fortschritte. Dann eine weitere Meldung. Die Klonfrauen waren in den Zentralkomplex eingedrungen.
    Für einen Moment blickte Botero auf, das Gesicht zur Maske erstarrt. Die erwartungsvollen Gesichter der Offiziere ignorierte er. Vince kannte diesen Gesichtsausdruck der Wut und des Nicht-glauben-Wollens.
    »Beordert die Truppen in den Zentralkomplex! Alle!«, zischte Botero. »Ich möchte, dass von allen Seiten angegriffen wird! Sie sollen zerquetscht werden! Keine Rücksicht, keine Vorsicht! Ich erwarte sofortige Ausführung!«
    Keiner der vom Virus kontrollierten Offiziere konnte einem so eindeutig geäußerten Befehl widerstehen.
    Sie murmelten ihr Einverständnis und sprachen dann hastig in ihre Kommunikatoren.
    Das Spiel neigt sich seinem Ende zu, dachte Vince und blieb weiter völlig regungslos stehen.

     
    »Ah, jetzt haben sie uns«, murmelte Sentenza und presste sich so stark gegen die Wand, dass er bei weiterem Druck in ihr verschwinden würde. Es tat weh, aber der Schmerz eines Treffers durch die höchst effektiven , kinetischen Waffen der Rekruten wäre weitaus stärker.
    »Wir sind gleich durch«, meldete eine Sudeka, die vor dem letzten Schott hockte und am Schweißbrenner hantierte. Hinter der Tür, durch eine Notabschaltung verschlossen, lag die zentrale Steuerung der Energieversorgung, wenn man den Plänen Glauben schenken mochte. Bisher hatten sich die Aufzeichnungen als recht akkurat erwiesen, also ging er davon aus, dass sie an der richtigen Tür schweißten. Selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, gingen ihnen mittlerweile die Alternativen aus, denn die Rekruten unter dem Befehl Boteros hatten sich formiert und strömten von allen Seiten auf ihre Position ein. Es ging jetzt nur noch in eine Richtung: vorwärts, und das möglichst schnell.
    Die Sudeka beugte sich nach vorne, das Gesicht konzentriert. Der Schweißbrenner war kinderleicht zu bedienen und völlig sicher. Dass die Frau trotzdem plötzlich zusammenzuckte und dann still nach vorne fiel – die Flamme erlosch, als der Finger auf dem Auslöser erlahmte –, hatte mit dem sich rasch ausbreitenden, roten Fleck auf ihrem Rücken zu tun, dort, wo die umherstreunende Kugel sie direkt von hinten in den Brustkorb getroffen hatte.
    Sie war schon tot, als ihr das Schweißgerät endgültig aus der Hand glitt.
    Sentenza warf sich nach vorne, überwand die wenigen Meter bis zu der halbgaren Deckung aus umgeworfenen Schränken und Regalen, griff zum Schweißbrenner, schob den erschlafften Leib der Toten sanft zur Seite, drückte den Auslöser und setzte die Arbeit dort fort, wo die Getroffene aufgehört hatte.
    »Roderick!«
    Sentenza ignorierte die Stimme. Er ließ den fahlen Plasmastrahl über das Metall wandern. Es fraß sich ganz wunderbar durch die uralte Konstruktion.
    Ein helles, knallendes Geräusch riss ihn für einen Augenblick aus der Konzentration. Ein weiterer Querschläger war direkt neben ihm abgeprallt. Er fokussierte, ließ den Strahl sorgfältig über das Metall wandern, erkannte in der aufgelösten Tür den Schließmechanismus und attackierte ihn mit gründlicher Präzision.
    Er spürte eine Präsenz neben sich. Zwei Sudekas hockten sich direkt in seine Nähe, die Waffen gesenkt, die Gesichter von ihm weg nach außen gerichtet. Menschliche Schutzschilde. Sentenza spürte Bitterkeit in seinem Mund; er ließ nicht von seiner Arbeit ab, keinen Augenblick, aber das Gefühl ließ ihn nicht los.
    »Ihr …«, begann er.
    »Tun Sie bitte Ihre Arbeit!«, schnitt ihm eine Sudeka das Wort ab. »Je schneller Sie damit fertig sind, desto eher findet all das hier sein Ende.«
    Sentenza hielt den Mund. Es dauerte nur noch wenige Augenblicke, dann war der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher