Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund
Autoren: Sylke Brandt
Vom Netzwerk:
…« Sie zuckte mit den Schultern, als wäre ihr dieses Zeichen von Loyalität peinlich. »Du kriegst noch einen Tag Ruhe, länger können wir nicht im Orbit bleiben, und du kannst eine Waffe mitnehmen. Dann schicken wir dich zurück zur Kolonie. Ich schätze, es gibt dort eh kein raumtaugliches Gefährt mehr, also wirst du nicht abwandern können, wenn der Trieb einsetzt, und vielleicht …«
     
    »Ach, spar dir den Mist!«, unterbrach Hark sie wütend. »Dann sitze ich da fest und versuche, mir ein Schiff aus alten Blechdosen zusammenzuschweißen? Tolle Aussicht.«
     
    »Ich kann dich auch immer noch gleich erschießen«, bot Barb an und verschränkte die Arme vor der Brust.
     
    Sie würde es tun, daran hatte Hark keinen Zweifel. Aber so weit war er noch nicht. Er mochte infiziert sein, aber er fühlte sich gut. Die erste Stufe der Krankheit würde eine Grippe sein, das war nicht so schlimm. Dann setzte die Veränderung ein, physisch wie auch psychisch. Doch ihm blieb noch etwas Zeit.
     
    »Was ist mit dem Gerücht? Das aus der letzten Kolonie?«
     
    »Dass es einen Impfstoff gibt? Wenn das wahr wäre, würde die halbe Galaxis schon auf dem Weg zu dieser Station sein. Entweder versucht da jemand, Geld mit der Verzweiflung der Leute zu machen – und da wäre er nicht der Erste, wir haben einige Wunderpfuscher getroffen! –, oder es ist irgendein spiritueller Kram.«
     
    »Oder es stimmt, und die meisten glauben es nicht oder können nicht hinkommen.«
     
    »So wie du, mein Schatz. Es sei denn, du bist echt besser im Blechdosenschweißen, als ich glaube.«
     
    »Bring mich hin, Barb. Für alle meine Anteile an allen Beutezügen bisher.«
     
    Sie sah ihn mitleidig an, entweder weil er nicht einmal zu feilschen versuchte oder weil er überhaupt an eine Möglichkeit der Rettung glaubte. Ihm war das gleich.
     
    »Behaltet mich hier auf der Krankenstation, meinetwegen sogar angebunden. Wenn der Impfstoff ein Gerücht ist, kannst du mich auf jedem beliebigen Planeten abwerfen. Aber wenn nicht …«
     
    Sie schien zu überlegen, mindestens eine ganze Sekunde lang, das musste er ihr zugutehalten. Dann schüttelte sie den Kopf und ihr Gesicht schloss sich wie ein Schott.
     
    »Nein, Hark. Sorry. Ich werde nicht deinem Traum nachrennen, nicht für die paar Kröten, und ich werde vor allem nicht die Gesundheit der Crew aufs Spiel setzen. Du kennst die Regeln, wir haben ihnen alle zugestimmt, und nun …«
     
    Sie redete zu viel. Das war schon immer ihr Problem gewesen, und Hark hatte darauf spekuliert.
     
    Mit einer einzigen, plötzlichen Anstrengung stemmte er sich gegen den Gurt, nicht ganz sicher, ob seine Sehnen oder die Fessel zuerst reißen würden. Er war stark und trainiert und konzentrierte seine Kraft auf die Schwachstelle, das Schloss. Mit einem metallischen Knall brach das Material, und Hark war auf den Beinen, noch ehe Barb wirklich wusste, was hier passierte. Er griff die Frau, drehte ihr einen Arm auf den Rücken und hob sie dabei fast vom Boden.
     
    »Hark! Lass das! Du kannst mich nicht erpressen!«, brüllte der Captain unter Schmerzen.
     
    »Will ich auch gar nicht.«
     
    Und im gleichen Moment riss er ihr mit der freien Hand die Atemmaske herunter und gab ihr einen intensiven, langen Kuss, wobei er darauf achtete, dass seine Zunge außerhalb der Reichweite ihrer Zähne blieb. Erst als ihre Gegenwehr erlahmte und sie halb erstickt war, ließ er sie zu Boden fallen. Dann wartete er, bis sie keuchend zu ihm hochblickte. Diesmal waren seine Arme überkreuzt.
     
    »Captain, ich vermute, Sie haben sich soeben mit dem Wanderlustvirus infiziert. So ein Scheiß. Ach ja, was war die richtige Bemerkung dazu? Sorry?«
     
    »Du bist so ein Bastard.«
     
    Barbs Stimme klang gebrochen von seinem Übergriff und von ihrem Zorn. Sie sah aus, als wollte sie sich am liebsten sofort auf ihn stürzen, und Hark rechnete eigentlich auch damit, aber sie blieb sitzen. Der Schock, dass ihr Leben sich innerhalb von Sekunden komplett verändert hatte, schien sie zu lähmen. Hark gab ihr Zeit, um die Sache zu verdauen. Er hatte kein Mitleid. Als sie langsam aufstand, nickte er.
     
    »Jetzt, da mein Problem auch deines ist, können wir die Sache nochmal neu planen, ja? Wie war das mit dem Impfstoff?«
     
    »Immer noch Betrug und falsche Hoffnung.« Sie spuckte die Worte aus, aber es fehlte ihnen an Kraft.
     
    »Ob falsch oder nicht, es ist unsere einzige.« Hark nahm die Atemmaske auf und reichte sie seinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher