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Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten

Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten
Autoren: Irene Salzmann
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konstruieren. Doch gab es keine intellektuelle und kulturelle Weiterentwicklung.
Das war in der Planung nicht vorgesehen. Die Lediri sollten fügsame Diener
bleiben und stets bereit sein, wenn sie gebraucht wurden. Seit tausenden von
Jahren befinden sich auf demselben Stand der Evolution. Stellen Sie sich vor,
wir würden noch immer in Höhlen hausen und mit Keulen aufeinander
losgehen, hätten nie das Rad und nie den Sprungantrieb erfunden, und selbst
wenn es uns jemand zeigen würde, wir wären nicht in der Lage, seine
Funktionsweise zu verstehen und es nachzubauen. Begreifen Sie, was ich meine?
In Konsequenz sind die Lediri auch nicht fähig, den genetischen Defekt
ohne fremde Hilfe zu beseitigen. Ihnen fehlen die natürliche Kreativität
und das Verständnis für solche komplexe Problematiken.«
    Sentenza atmete hörbar aus. »Heißt das, die Lediri sind so etwas
Ähnliches wie ... Androiden? Nachdem Lear sie gezüchtet hatte, programmierte
er ihre Intelligenz und stattete sie mit all dem ...«, er machte eine umfassende
Geste, »... aus? Das alles, nur um die Outsider zu bekämpfen? Unfassbar!
Urian, kann das wirklich stimmen? Habt ihr davon nichts gewusst?«
    Die stockende Stimme aus dem Lautsprecher klang deprimiert. »Nein. Verzeiht,
dass ich ... sprachlos bin. Was Dr. Anande herausfand, ist völlig neu für
mich ... und wird es zweifellos auch für alle anderen sein.«
    Es herrschte betretenes Schweigen. Nadir scharrte verlegen mit den Füßen.
Selbst ihn hatte diese Eröffnung verblüfft, und obwohl ihm Takt praktisch
fremd war, fand er, dass Anande seine Entdeckung etwas schonender hätte
enthüllen können.
    »Über Generationen hinweg hat sich niemand mehr mit unserer Geschichte
beschäftigt«, sprach Urian schließlich weiter, »ein Fehler,
wie ich zugeben muss. Seit sich unser Volk vor Lear verbirgt, gilt er praktisch
als Tabu. Niemand möchte sich an ihn und die Zeit unserer Knechtschaft
erinnern. Jetzt erfahren zu müssen, dass wir ... seine Konstrukte sind,
geschaffen bloß für den Kampf, mit begrenztem Intellekt versehen
... Das ist ein großer Schock. Stets hatten wir geglaubt, wir wären
ausgewählt worden wegen unserer speziellen Fähigkeiten, aber das –«
    Urian verstummte erneut.
    Anande seufzte. »Es tut mir leid.«
    »Damit ist zwar ein Rätsel gelöst«, Nadir räusperte
sich, »und diese Information ist wirklich eine große Überraschung,
aber Sie haben doch noch mehr auf Lager, oder?«
    »So ist es. Die Veränderung der DNA trat unmittelbar nach der Flucht
in die Dimensionsblase auf. Das war uns bereits bekannt. Was hingegen noch nicht
geklärt werden konnte, ist das Warum. Ich habe eine Theorie: Lear musste
die Lediri mit hoher Intelligenz und fortschrittlicher Technologie ausstatten.
Sicher hat er damit gerechnet, dass seine Schöpfungen irgendwann die Freiheit
anstreben würden. Um sie an sich zu binden, hat er für diesen Fall
auch den persistenten genetischen Defekt programmiert. Eine andere logische
Erklärung, weshalb es uns unmöglich ist, das Problem dauerhaft zu
beseitigen, gibt es nicht. Lear ist uns um Äonen an Wissen voraus.«
    »Lear. Immer wieder dieser Lear.« Aufgebracht setzte Sentenza die
Kaffeetasse so heftig ab, dass das Getränk überschwappte. »Nun
haben wir einen Grund mehr, uns mit diesem Wesen in Verbindung zu setzen. Urian,
du hast gesagt, ihr könnt ihn rufen. Vielleicht ist er tatsächlich
der Einzige, der euch eure Fruchtbarkeit zurückgeben kann – der euch
und uns helfen kann.«
    »Die Ältesten beraten noch«, erwiderte Urian schleppend. »Ich
weiß nicht, ob eure neuen Erkenntnisse ihre Entscheidung in deinem Sinn
beeinflussen werden, Captain Sentenza. Einige werden womöglich dafür
stimmen, dass wir besser aussterben, als uns erneut in die Gewalt Lears zu begeben.
Wir sind ja doch nur gezüchtete Kreaturen ...«
    »Ihr seid lebendige Wesen«, fiel Sentenza dem Lediri ins Wort. »Ihr
denkt, ihr fühlt, ihr pflanzt euch fort. Ihr habt Wünsche und Hoffnungen.
Es spielt doch keine Rolle, ob ihr euch auf natürliche Weise zu dem entwickelt
habt, was ihr seid, oder ob ihr gezüchtet wurdet. Am Anfang jedes Lebens
steht ein Haufen Proteine, bei euch wie bei uns. Vielleicht wurden auch wir
von jemandem geschaffen. Wir wissen es nicht. Und es ist mir auch völlig
egal. Ich lebe, wir leben – und dieses Leben, das uns gegeben wurde, wollen
wir
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