Rettungskreuzer Ikarus Band 026 - Antagonist

in die sie alle eines Tages zurückzukehren
gedachten.
    Alles in allem hatte die Allianz hier bei Vortex eine Flotte von 398 Kampfschiffen
versammelt. Der kleinste Beitrag kam von der Pronth-Hegemonie, die ihren ersten
Kampfschiffneubau seit Jahrhunderten, den Schweren Kreuzer Admiral Josoph
Marten , geschickt hatte, bemannt mit einer gemischt pronthirisch-anitallischen
Besatzung. Kurz danach kamen die drei Minenleger der Freien Republik Thalesia,
die derzeit damit beschäftigt waren, das Vortex System systematisch zu
verminen. 398 Schiffe waren beeindruckend, aber nicht überwältigend.
Das Multimperium allein konnte nach allgemeinen Schätzungen eintausend
Kampfraumer aufbieten, und obgleich es sichtbar und gut vertreten war, hatten
manche Beobachter mehr erwartet. Ash gestand sich aber ein, dass die Entsendung
von Großadmiral Kallika mindestens ein zusätzliches Geschwader wettmachte.
    Im Konferenzraum des Stabsgefechtsstandes hatten sich mittlerweile offenbar
alle höheren Dienstgrade versammelt. Im dreidimensionalen Kartentank über
dem Konferenztisch glühte eine taktische Darstellung des Systems. Stille
senkte sich über die Versammlung, als Kallika mit sonorer Stimme das Briefing
begann.
    »Meine Damen und Herren, die Situation ist wie folgt. Fernspäher haben
ermittelt, dass vor rund neun Stunden eine beachtliche Flotte des Feindes zum
Vortex-System aufgebrochen ist. Es wird voraussichtlich weitere neun Stunden
dauern, bis die Flotte hier ist. Sie wäre eher da, wenn die Outsiderschiffe
nicht offenbar auf die langsameren Einheiten der abtrünnigen multimperialen
Schiffe Rücksicht nehmen würden. Wir rechnen mit einer Gesamtflottenstärke
von rund 140 Einheiten. Der Feind ist uns demnach numerisch unterlegen. Zusätzlich
zu unseren fast 400 Kampfschiffen haben wir insgesamt 1460 Kleinkampfschiffe
in den Trägereinheiten zur Verfügung. Ich darf auf die bereits gelegten
Minenfelder in den Sektoren II/A/6 sowie III/B/15 hinweisen. Sollte es gelingen,
ein gegnerisches Schiff dorthin zu treiben, könnten wir mit einem spektakulären
Feuerwerk rechnen.«
    Leuchtende Sphären erschienen in der taktischen Darstellung und bezeichneten
die Minenfelder, die immer noch eifrig durch die thalesianischen Schiffe erweitert
wurden.
    »Die Tatsache, dass wir die numerische Überlegenheit haben, soll über
die wahren Kräfteverhältnisse jedoch nicht hinwegtäuschen«,
setzte Kallika fort. »Hier sind Archivaufnahmen eines Outsiderschiffes
mittlerer Kategorie, alle von den Erfahrungen, die die Crew der Ikarus sowie Raumprior Dante im Seer'Tak-System gemacht haben.«
    Die aggressive Form eines Hairaumers mit seinem dunklen, mosaikbedeckten Rumpf
tauchte auf.
    »Soweit wir wissen, handelt es sich bei den Schiffen des Gegners um Einheiten
dieses sowie eines noch größeren Typs. Auswertungen des Kampfes bei
Seer'Tak beweisen, dass ein Outsiderschiff in etwa die dreifache Feuerkraft
eines multimperialen Schlachtkreuzers hat. Wir haben keine einzelne Einheit,
die es alleine mit einem Outsider aufnehmen könnte. Das bedeutet gleichzeitig,
dass sich unsere numerische Überlegenheit möglicherweise rasch in
eine taktische Unterlegenheit wenden wird. Die 120 Outsidereinheiten sind in
Wirklichkeit eine multimperiale Großflotte von fast 400 Schiffen wert.
Wir sind waffentechnisch sowohl offensiv als auch defensiv unterlegen. Dazu
kommen die erkennbaren Nachteile durch mangelnde Übung. Mein Stab hat mir
eine 76prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Niederlage errechnet.«
    Kallika hielt inne und ließ die Nachricht einsickern. Auf kaum einem der
Gesichter zeigte sich Betroffenheit oder Überraschung. Das waren im Grunde
keine unerwarteten Einschätzungen. Ash hatte das Gefühl, dass der
Raum eher von grimmiger Entschlossenheit erfüllt war. Kallika schien zu
einer ähnlichen Einschätzung gekommen zu sein, denn nun teilte ein
freudloses Lächeln sein Gesicht.
    »Sehr schön«, sagte er. »Ich habe einen taktischen Plan
ausgearbeitet, der darauf abzielt, alle unsere Ressourcen – bis zu den
neuen übergroßen Plasmakanonen der Basisstation – in die Waagschale
zu werfen. Wir können in diesem Kampf nur durch Effektivität bestehen
und durch Disziplin. Ich erwarte daher, dass jeder meiner Befehle umgehend ausgeführt
wird. Ich dulde keine Nachfragen während der Schlacht. Fragen Sie jetzt.
Aber sobald wir alle diesen Raum