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Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues

Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues
Autoren: Dirk van den Boom
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noch als hilfreich und nützlich
erweisen. Solange das eigentliche Missionsziel nicht gefährdet ist, haben
Sie freie Hand und können die Anlagen beliebig nutzen!«
    Der Kittelträger wirkte außerordentlich zufrieden.
    »Ich versichere Ihnen ausdrücklich, dass ich alles tun werde, damit
die Mission von Erfolg gekrönt wird. Das Vorauskommando wird alles zu seiner
größtmöglichen Bequemlichkeit vorfinden.«
    Der Uniformierte nickte erneut und warf einen weiteren, abschätzenden Blick
auf den Medoroboter, der seine Aktivitäten offenbar beendet hatte.
    »Ich habe eine Besprechung mit Hammet, Doktor. Sie kommen hier ja allein
zurecht. Mit diesem hier – wie viele haben wir dann?«
    »Insgesamt 52, Exzellenz«, antwortete der Mann. Exzellenz ?
dachte Horner bei sich. Wieso denn Exzellenz ?
    »Das dürfte als erste Ration ausreichend sein. Stellen Sie jedoch
erneut Jagdteams zusammen. Ich möchte eine Sicherheitsreserve von weiteren
zehn anlegen. Bis wann können Sie den Transfer abgeschlossen haben?«
    »Wenn wir die Gefangenen noch in den kommenden beiden Nächten präparieren
können, wird auch die Reserve bei Ankunft des Vorauskommandos bereit sein.«
    Der Uniformierte war es nun, der sichtlich zufrieden wirkte. Er wandte sich
ohne einen weiteren Gruß ab und verließ den Raum. Horners Aufmerksamkeit
konzentrierte sich auf den Kittelträger, der nun beiseite trat und den
Blick auf den Medoroboter für den Aquanen frei gab.
    Horner erstarrte schockiert.
    Der Rumpf des Mannes lag auf dem Tisch, doch sein Kopf war abgetrennt worden.
Die geöffnete Schädeldecke lag wie beiläufig hingelegt auf dem
Oberkörper, und die gräuliche Masse des unversehrten Gehirns schwamm
in trüber Nährflüssigkeit innerhalb eines transparenten Behälters,
verbunden mit blinkenden Kontrollen und einer Audio- und Videophalanx, die durch
dünne Kabel mit der Masse des Gehirns verbunden war. Das konnte nur bedeuten,
dass das Gehirn am Leben erhalten wurde und in die Lage versetzt war, zu sehen
und zu hören. Was für kranke Experimente fanden hier statt! Was sollte
man mit – wie viele hatte der Mann genannt? – 52 Gehirnen anfangen,
die aus ihrem Körper gelöst worden sind!
    52 Gehirne.
    Irgendetwas in Horners Bewusstsein klopfte zaghaft an. Er zwinkerte mit den
Augen.
    Nein.
    Das tat er gar nicht.
    Er spürte die Bewegung der Lider zumindest nicht. Er bildete es sich vielleicht
nur ein ... vielleicht ein Blick in die Runde ...
    Rechts neben sich erkannte er einen weiteren Behälter mit einem träge
darin schwimmenden Gehirn.
    Links neben sich erkannte er ebenfalls ein solches Behältnis.
    Er blickte hinunter, ohne seinen Kopf zu bewegen. Ein Regalbrett. Er lag auf
einem Regalbrett.
    Er lag gar nicht.
    Sein Gehirn lag!
    Er hatte gar keinen Körper!
    Verzweiflung ergriff das Bewusstsein Horners. Ekel und Widerwillen erfüllte
ihn. Angst und kreatürliche Panik wollte seine Gedanken hinwegspülen.
Er würgte, aber er hatte keinen Hals, um zu würgen. Er wollte sich
an den Kopf fassen, doch er konnte keine Gliedmaßen bewegen. Spürte
er denn nicht seinen Körper? Er hatte oft von den Phantomgefühlen
gehört, die Patienten nach erfolgten Amputationen hatten, als sei ein abgenommener
Arm noch Bestandteil des Körpers.
    Er hatte aber keinen Körper mehr!
    Horners Blick irrte durch den Raum, blieb auf der spiegelnden Oberfläche
eines größeren Laborinstruments hängen. Er sah sich selbst:
Eine gräuliche Hirnmasse in einem transparenten Behälter! Es gab keinen
Zweifel!
    »NEIN!«, schrien seine Gedanken. Doch niemand konnte sie hören.
Panik stieg erneut auf! Er wollte um sich schlagen, doch er war völlig
bewegungslos! Er war ausgeliefert, ein Objekt, das denken und wahrnehmen konnte
– aber seines Körpers verlustig gegangen war!
    Das Denken Horners verwirrte sich. Er spürte, wie der Wahnsinn sich näherte.
Er fühlte, wie er die Kontrolle über seine Gedanken verlor, wie er
abglitt in einen See aus kreatürlicher Angst, aus ihn erfüllendem
Grauen, aus tiefer, schmerzhafter, alles umfassender Verzweiflung und Hilflosigkeit.
Die letzten Brücken der Ratio wurden dadurch niedergerissen. Horners Blick
verschwomm, als ein nie enden wollender Schrei seiner Gedanken die Herrschaft
über seinen Geist übernahm und sein bewusstes Ich in einen katatonischen
Zustand riss, aus dem er nie wieder erwachen würde.
    Peregrin Horner merkte schon nicht mehr,
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