Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus
Autoren: Sylke Brandt
Vom Netzwerk:
wären sie ohne Bewusstsein.
Ihre Gesichter waren halb von einer Art metallener, filigraner Maske verdeckt
– Techniker hatten Messgeräte auf Rollwagen an diese Instrumente angeschlossen
und starrten mit verkniffenen Minen auf ihre Anzeigen. Eine Wenxi-Krankenschwester
– war das nicht die Frau, die sie von Elysium gerettet hatten? – tupfte
dem bewusstlosen Mann einen feinen Speichelfaden vom Kinn. Soweit Anande das
beurteilen konnte, wirkte das medizinische Personal der Station besorgt, aber
nicht hektisch – unpassend für einen Notfall.
    Philip Schumann rang die Hände und zuckte mit den Schultern.
    »Wir wissen nicht genau, was hier passiert ist. Die beiden dort auf den
Liegen sind Cyber-Ingenieure. Sie verbinden sich mit dem Computernetzwerk der
Station und sind für die Wartung der gesamten Daten und der Software verantwortlich
– einfach ausgedrückt. Anscheinend wurde auf einen Speicherblock aus
dem Code-Red-Bereich ein Anschlag verübt.«
    »Code-Red-Bereich?« Sentenza hatte sich zu ihnen gesellt, als er bemerkte,
dass es nicht um medizinische Erläuterungen ging.
    »Sicherheitsbereiche der Station. Soweit ich gehört habe, geht es
um die Software für die Überwachung von Vortex Outpost. Sie wurde
in einigen Bereichen komplett zerschossen, und diese beiden Ingenieure hatten
den Auftrag zu retten, was zu retten ist – dabei wurden sie selbst angegriffen.«
    »Hier? In diesem Raum?« Der Captain dachte an die Sicherheitsvorkehrungen
der Station und runzelte die Stirn, doch Doktor Schumann schüttelte den
Kopf.
    »Nein. Irgendwie ... in dem Netzwerk. Nicht ihre Körper. Über
das neurale Interface hat jemand Zugang zu ihrem Nervensystem und den Gehirnfunktionen
bekommen – und da ist jetzt der Teufel los. Unter normalen Umständen
lösen die Cyberingenieure die Verbindung zum Hirnstamm selbst, aber irgendetwas
hält sie davon ab.«
    »Ich verstehe.« Anande wandte sich ab und ging zu den beiden reglosen
Gestalten auf den Liegen hinüber. Schumann und die Leute von der Ikarus folgten ihm.
    »Warum kappen Sie nicht einfach die Verbindung?«, hörte er Thorpa
mit gedämpfter Stimme fragen.
    »Wir vermuten, dass wir es damit nur noch schlimmer machen würden.
Wenn jemand einen großen, spitzen Gegenstand in einer Wunde hat, sollte
man ihn nicht herausziehen, bevor man nicht weiß, wie man das entstandene
Loch schließen kann. Hier ist es ähnlich. Erst müssen wir die
Manipulationen an den Gehirnen dieser beiden Menschen beenden, dann können
wir die Hirnstammverbindung unterbrechen und versuchen, den Schaden zu beheben.
Sonst ...«
    »Sonst?« Thorpa presste die Zweige an die Seite, um niemanden zu behindern,
während er sich dichter an die beiden Patienten heranschob.
    »Sonst werden die zwei hier bleiben, wie sie jetzt sind.«
    Anande beugte sich über den reglosen Mann und betrachtete ihn eingehend.
Das Gesicht unter dem Interface war schlaff, der Mund halb offen, der Atem war
nur sehr flach. Er sah aus, als würde er in tiefer Bewusstlosigkeit liegen.
Die Frau hingegen wirkte völlig anders – ihr Gesicht war verkrampft,
die Zähne so fest zusammengebissen, dass die Sehnen an den Kiefern stark
hervortraten. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, und der ganze Körper
wirkte verkrampft. Ein weiterer Arzt der Station injizierte der Frau eine fahlrote
Flüssigkeit, vermutlich ein muskelentspannendes Mittel. Es war sonderbar
– wenn die beiden Ingenieure dem gleichen Angriff ausgesetzt waren, so
reagierten sie sehr unterschiedlich darauf.
    Mit nachdenklichem Gesicht wandte Anande sich wieder an Doktor Schumann.
    »Wenn ich Sie recht verstanden habe, dann werden wir hier auf zwei Ebenen
aktiv werden. Ihr Team und ich werden versuchen, den Schaden am Nervensystem
dieser beiden Menschen so gering wie möglich zu halten und alle Körperfunktionen
zu stabilisieren.«
    »Genau. Mehr können wir im Moment nicht machen.«
    »Gleichzeitig muss so schnell wie möglich die Ursache für ihren
Zustand gefunden und beseitigt werden. Da der Angriff im Netzwerk der Station
stattfand – und findet, wie wir sehen – hat es keinen großen
Sinn, von außen eingreifen zu wollen?«
    Doktor Schumann schüttelte den Kopf und deutete wage auf einen der Weißkittel,
eine hagere Frau mit grauen Haaren und einer ungesunden Gesichtsfarbe.
    »Ulrika Rockström ist die technische Leiterin der Abteilung. Seit
die Verbindung zu den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher