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Rettet unsere Soehne

Rettet unsere Soehne

Titel: Rettet unsere Soehne
Autoren: Arne Hoffmann
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Aber das sind nicht die einzigen Bereiche, bei denen Jungen und junge Männer in unserer Gesellschaft zu kurz kommen. Einige weitere Problemfelder möchte ich in den nächsten Abschnitten gebündelt darstellen.

Jungen haben kaum eine Lobby
    „Nun merken wir aber, wir haben die Jungs gar nicht gefördert“, erklärte der Jugendforscher Klaus Hurrelmann in einem Interview mit der FAZ am 26. August 2007. „Wir haben geglaubt, die setzen sich alleine durch, die sind ja Jungs – das stärkere Geschlecht! Das war ein Irrglaube. Wir müssen jetzt bei den Ausbildungsinstitutionen anfangen, hier sind die schnellsten Korrekturen möglich.“ [146] Man kann über die Blauäugigkeit und Realitätsferne, die in diesen Worten zum Ausdruck kommt, eigentlich nur fassungslos den Kopf schütteln. Selbst erwachsenen Männern gelingt es ja nicht einmal, gegen den feministischen Mainstream in Politik und Medien ihre Anliegen publik zu machen, geschweige denn durchzusetzen! Während sich jede größere Partei damit profilieren will, was sie alles für die Frauen tun wil, zieht kein einziger Politiker in den Wahlkampf, um zu verkünden, was er für Männer erreichen möchte.
    Hätten hiesige Politiker und Journalisten – wie das in den skandinavischen Ländern getan wird – der Männerrechtsbewegung denselben Raum gegeben wie der feministischen, dann hätten wir jetzt eine etablierte Struktur von Fürsprechern für unsere Söhne. Diese Struktur fehlt. Auf diesen wichtigen Aspekt werde ich im Verlauf des Buches noch zurückkommen.

Die Auflösung der traditionellen Geschlechterrollen tut Kindern nicht immer gut
    In vielerlei Hinsicht ist die Auflösung der traditionell festgelegten Geschlechterrollen (verkürzt: Frauen an den Herd, Männer ins Bergwerk), die die Frauenbewegung den Frauen brachte, ein großer Schritt nach vorne – hin zu mehr persönlicher Freiheit, um sein Leben nach eigenen Wünschen, Neigungen und Fähigkeiten zu gestalten. Aber diese neue Freiheit ist zu einer großen Belastung geworden, wenn Frauen versuchen, zwei Leben gleichzeitig zu leben, also eine gute Mutter zu sein und beruflich Karriere machen zu wollen. Häufig mussten sie dabei erfahren, nicht nur sich selbst zu überfordern, sondern auch ihre Kinder.
    Wolfgang Bergmann, einer der renommiertesten Kinderpsychologen Deutschlands, beschreibt die Situation von vielen berufstätigen Müttern: „Ihr Selbstbild ist geprägt durch das von Frauenmagazinen und einigen eifrigen Sozialtheoretikerinnen und -politikerinnen propagierte Bild der ‘starken Frau’, die zwar mühsam, aber letztlich lächelnd und glücklich Küche, Karriere und Kinder miteinander verbindet. Dieses Bild ist nicht nur ein Klischee, es ist eine Lüge … Kinder sind nicht flexibel, sie brauchen vielmehr Regelmäßigkeit, Beständigkeit, Zuverlässigkeit. Für ein fünfjähriges Kind ist eine halbe Stunde, die Mama zu spät kommt, eine kleine seelische Katastrophe. Dazu kommt, dass wenigstens in Deutschland die pädagogischen oder andere betreuende Institutionen extrem unflexibel sind. Wer sein Kind zehn Minuten zu spät vom Hort abholt, stößt auf den vehementen Protest der Betreuerinnen, die auch nach Hause wollen. Für die junge Mutter bleibt in der Regel ein diffuses Schuldgefühl in zwei Richtungen, einmal gegenüber dem Chef und den Arbeitsanforderungen, auf die sie nicht unmittelbar und schnell genug reagieren kann, zum anderen gegenüber dem Kind.“ [159]
    Wer meine bisherigen Bücher und Artikel kennt, weiß, dass es mir fern liegt, Männern und Frauen wieder die Geschlechterrollen vergangener Jahrzehnte zuzuweisen. Hier unterscheide ich mich beispielsweise von Eva Herman. Meine eigene Mutter war berufstätig, und ich war sehr froh darüber. Ich finde es allerdings problematisch, wenn wir von einem Extrem ins andere fallen und uns dabei großen Illusionen hingeben, obwohl wir schon vielfach deutliche Warnsignale erhalten haben. Etlichen Müttern, die nicht nur berufstätig sind, sondern ernsthaft Karriere machen wollen, dürfte das, was Bergmann schildert, wenigstens unbewusst klar sein. Natürlich wäre es toll, wenn man in zwei Welten gleichzeitig leben könnte, aber man kann sich die Wirklichkeit eben nicht ganz nach Belieben formen – zumindest nicht, ohne dass jemand dafür den Preis bezahlen muss. Für mich erklärt dieser Konflikt aus unbewusstem Wissen und sehnsüchtigem Schönreden die unfassbaren Hassausbrüche, denen Eva Herman ausgesetzt war, als sie in den letzten
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