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Rettet unsere Soehne

Rettet unsere Soehne

Titel: Rettet unsere Soehne
Autoren: Arne Hoffmann
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Jahren auf entsprechende Ergebnisse der Bindungsforschung hinwies.
    Um diese kurz zu erläutern: Die Bindungsforschung beschäftigt sich mit der Fähigkeit von Menschen, zu ihren Mitmenschen emotional tragfähige Beziehungen aufzubauen. Als grundlegend für das Entwickeln dieser Fähigkeit wird vor allem die enge Mutter-Kind-Bindung in den ersten drei bis vier Lebensjahren gesehen. Offenbar ist eine solche Bindung und die damit vermittelte Geborgenheit auch anderweitig für eine gesunde Psyche wichtig. Dies bestätigte zuletzt die im März 2007 veröffentlichte bislang umfassendste amerikanische Studie zu den Folgen der außerhäuslichen Betreuung von Kindern, für die 1300 Kinder über einen ungewöhnlich langen Zeitraum – insgesamt waren es zwölf Jahre – beobachtet wurden. Sie kam zu dem Ergebnis, dass Kinder, die schon vor dem Kindergartenalter Krippen und Tagesstätten besuchen, später häufiger zu Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsstörungen und Aggressivität neigen. Zwar haben Krippenkinder einen kleinen Vorsprung vor ihren Altersgenossen in ihrem Wortschatz, fallen dafür aber häufiger durch Problemverhalten auf, das sich noch in den ersten fünf Schuljahren fortsetzt. [160]
    Das alles hatte Eva Herman völlig korrekt beschrieben, löste damit aber keine Debatte, sondern nur hitzige Anfeindungen aus. Die Übermittlerin der schlechten Botschaft sollte medial gevierteilt werden, so, als ob man durch deren Vernichtung auch die Forschungserkenntnisse vernichten könnte. Wenn wir zulassen, dass solche Methoden erfolgreich sind, dann tragen wir dazu bei, die Lösung der Jungenkrise um weitere wichtige Jahre zu verschieben. Wir müssen Wege finden, wie Mütter berufstätig sein können, ohne dass sie ein schlechtes Gewissen wegen ihrer Kinder haben.
    Fast alle der hier zusammengestellten Ursachen für die aktuelle Jungenkrise sind Folgeerscheinungen eines überbordenden ideologischen Feminismus: das Ignorieren der Anliegen des männlichen Geschlechts, seine Mitglieder stattdessen nur als Hindernisse und Störfaktoren wahrzunehmen und öffentlich herabzusetzen, das Messen mit zweierlei Maß je nach Geschlechtszugehörigkeit und das Fehlen jener Faktoren, die politisch verfemte Ausformungen von Männlichkeit noch stützen könnten. Die erhoffte Utopie, die sich viele mit dem radikalen Auflösen von Familien sowie traditionellen Geschlechterrollen versprochen hatten, ist sowohl für Frauen wie auch für Männer ausgeblieben. Wir kommen nicht mehr damit weiter, jeden niederzuprügeln, der auf die allzu offensichtlichen Fehler hinweist. Stattdessen ist es höchste Zeit, die Hintergründe der entstandenen Krise klar beim Namen zu nennen.
    Bislang ging es darum, die generellen Ursachen aufzuzeigen, warum unsere Jungen derzeit in der Krise sind und allgemeine Krisen in unserer Gesellschaft auszubaden haben. Das nächste Kapitel wird sich mit den Gründen für ein zentrales Problem unseres männlichen Nachwuchses – warum er nicht mehr liest – beschäftigen.

9 Wie wir unsere Söhne retten können: Das Zehn-Punkte-Sofortprogramm
     as Problem, das Jungen momentan haben, ist glücklicherweise keine hoffnungslose Misere. Es gibt durchaus Möglichkeiten, sie Schritt für Schritt zu bewältigen – wenn wir die politisch Verantwortlichen nur dazu bewegen könnten, diese Methoden auch anzuwenden. Genau in diesem Punkt liegt leider das große Hindernis, die große Herausforderung. Die vereinzelten Lösungsversuche, die es bisher gab, waren bislang nur äußerst halbherzig durchgeführt worden. Alles andere hätte ja auch bedeutet, dass man aus den Bahnen des Feminismus hätte ausbrechen müssen.
    So gab es, wie gesagt, punktuell Ansätze, den Zukunftstag für Mädchen („Girls’ Day“) auch auf Jungen auszuweiten. In der Tat ist es zweifellos ungerecht, wenn für eine reine Frauenintegration in Männerberufe 200 Millionen Euro pro Jahr ausgegeben werden, obwohl männliche Heranwachsende inzwischen viel stärker von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Inzwischen sprechen sich in einzelnen Bundesländern wie Baden-Württemberg die Verantwortlichen dafür aus, im Rahmen des „Girls’ Day“ auch Angebote an Jungen zu richten – zunächst auf der Basis von Modellprojekten in einzelnen Kommunen, irgendwann wohl auch auf Landesebene. [276]
    Ärgerlich ist an diesem Angebot der harte Kampf, bis die Jungen – angesichts von zahllosen Projekten zur Mädchen- und Frauenförderung – zumindest in einigen wenigen
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