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Rettet unsere Soehne

Rettet unsere Soehne

Titel: Rettet unsere Soehne
Autoren: Arne Hoffmann
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opportune Benachteiligung von den Verantwortlichen geduldet wird.“
    Etwa zu dieser Zeit konnte die Geschlechterdebatte, wie sie in den Medien geführt wurde, einen richtiggehend verstören. Man musste glauben, dass es nur noch ein Geschlecht gab – das weibliche. Von dem „starken Geschlecht“ schienen lediglich Restbestände übrig geblieben zu sein, gleichsam giftiger und schwer zu entsorgender Sondermüll. In Kinofilmen aus dieser Zeit wurden Männer gezeigt, die man gleich wieder vergessen konnte. Entweder sie stellten vorwiegend von ihrer Geilheit getriebene Volltrottel dar ( American Pie – Heißer Apfelkuchen ), wurden von übermenschlicher Frauenintelligenz bezwungen ( Body Heat – Eine heißkalte Frau , Last Seduction – Die letzte Verführung ) oder sie waren die pure Verkörperung des Bösen ( Extremities , Der Feind in meinem Bett ). Wenn der karrieregeile und gefühlskalte Macho-Mann à la Hollywood das Glück hatte, überhaupt in Erscheinung zu treten, wurde er sozialisiert, indem er weibliche Tugenden übernahm ( In Sachen Henry ). Zogen hingegen Frauen gewalttätig und mordend durch die Gegend, geschah das fast ausschließlich auf eine lustige oder verständnisheischende Weise ( Thelma und Louise , Grüne Tomaten , Dolores ). Es entstand ein Filmgenre, in dem das Töten von minderwertigen und bösartigen Männern durch überlegene Frauen als befreiende Tat gefeiert wurde. Im Jahr 2000 gelangte dieser Trend mit dem französischen Film Baise-moi – Fick mich! zu einem abstoßenden Höhepunkt: Heldinnen dieses von Feministinnen gefeierten Streifens waren zwei junge Frauen, die mit einem gestohlenen Auto unterwegs waren und Männer umbrachten – natürlich mit „gutem Grund“, denn sie waren zuvor von anderen Männern gedemütigt und vergewaltigt worden.
    Manchmal war die gezeigte Gewalt subtiler – etwa wenn sich im Club der Teufelinnen Frauen miteinander verbündeten, um sich an ihren debilen und gefühllosen Ehemännern zu rächen. „Ihr wollt Daddy drankriegen und die zwei anderen auch?“, fragt in einer Szene die lesbische Tochter. „Ihr wollt sie zermalmen? Ja! Ja! Ja! Guuut!“ So schien die Frau der neunziger Jahre ihren Orgasmus zu bekommen. Und die Zuschauerinnen strömten in Scharen in die Kinos, um sich diese Filme anzusehen, genauso wie sie jene neu auf den Markt erschienenen Frauenkrimis aus den Regalen der Buchhandlungen rissen, in denen Autorinnen durch ihre Zerstückelungsfantasien – natürlich kamen dafür nur Männer in Frage – reich und berühmt wurden. Man hatte den Eindruck, all diese Tausende und Millionen von Leserinnen und Kinogängerinnen hätten ihr bisheriges Leben in einem von Männern errichteten Konzentrationslager verbracht, und jetzt sei endlich die Zeit der Vergeltung an ihren Peinigern gekommen. Tatsächlich vergleicht etwa Alice Schwarzer in ihren Texten und Reden das Schicksal der Frauen bis heute mit dem Schicksal der Juden. [9]
    Zu den in Romanen genussvoll zelebrierten Gewaltfantasien gegen Männer trat zeitgleich eine ähnlich starke Feindseligkeit gegen dieses Geschlecht im Sachbuch- und Ratgeberbereich auf. Es genügt ein Blick auf nur einige der Titel: Männer lassen lieben ; Warum der Mann nicht lieben kann ; Irren ist männlich ; Lieber einen Mann als gar kein Unglück ; Das faule Geschlecht. Wie Männer es schaffen, Frauen für sich arbeiten zu lassen ; Man gewöhnt sich an alles, nur nicht an einen Mann ; Blöde Männer ; Männer versagen , Männer sind doof, Männer taugen zu nichts ; Die Männer sind infam, solange sie Männer sind ; Wenn Männer zu oft lügen ; Trau niemals einem Mann ; Liebe, Lust, Frust. Über die Unfähigkeit der Männer, Frauen glücklich zu machen ; Nur ein toter Mann ist ein guter Mann etc. Nicht wenige dieser Bücher wurden von Männern geschrieben. Auch diese Buchgattung hat sich bis in die jüngste Gegenwart mit Neuerscheinungen wie Warum Männer zu nichts taugen (2006) und Männer muss man schlagen (2008) gehalten – wobei Letzteres ein satirisches Buch des Comedian Ingo Appelt ist, das all diesen Hass sarkastisch auf den Punkt bringt.
    Parallel gab es dazu im Windschatten des von Ute Erhard losgetretenen „Böse-Mädchen“-Kults Bücher für Frauen mit so vielsagenden Titeln wie Wie erziehe ich meinen Mann? ; Sei ein Biest ; Machiavelli für Frauen ; Von der Kunst, ein echtes Miststück zu sein ; Bitch. Ein Loblied auf gefährliche Frauen ; Ich bin ein Miststück ; Die Rache der Frauen ; Ein bisschen
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