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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken
Autoren: Meschner Moritz
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Weinschorle und dann eine Cola.
    Ich bestellte mir vorsichtshalber gleich zwei Bier, mit Fieber ist ja bekanntermaßen nicht zu spaßen, und wir kamen ins Gespräch. Im ersten Nebensatz bemerkte Katharina, dass sie einen Freund hätte, und im zweiten, dass sie nach der Cola ganz gerne gehen würde, was sie dann auch tat. Ich für meinen Teil versoff meinen Tageslohn und noch einiges mehr und kotzte nachts aus dem Schlafzimmerfenster.
    So viel zu Katharina.
    Der Abend bei Max wird dann alles in allem doch noch ganz nett, wir unterhalten uns ein bisschen und ich kommuniziere auf Autopilot mit, und je mehr Bier ich trinke, desto attraktiver wird Simone plötzlich. Wenn sie lächelt, erinnert mich das zwar manchmal an Steffi, aber ich schaffe es, diesen Gedanken zu verdrängen und mir einzubilden, dass Simone tierisch auf mich steht. Als ich den zweiten Sixer geleert habe, traue ich mich sogar, ihr ein paar Sekunden lang auf die Titten zu schauen, und ich stelle mir vor, wie die wohl unter Pulli und BH aussehen, und mit einem Mal beschließe ich, während ich einen weiteren kräftigen Schluck Bier nehme, dass Simone heute Abend noch gefickt wird.
    Und zwar von mir.
    »Alles okay, Schwachkopf, oder wo guckste hin?«
    Max’ Stimme weckt mich aus meinen angetrunkenen Phantasien.
    »Wieso? Was is’n?«
    »Wir wollen tanzen. Kommst du mit, oder willst du nach Hause?«
    »Los«, sage ich.
    Der Club in Mitte, dessen Namen ich gleich wieder vergesse, entpuppt sich als Niete. Die Musik ist zwar okay, manchmal sogar richtig gut, sie ist aber viel zu leise. Bevor wir los sind, habe ich noch dreimal versucht, meinen Status zu löschen und mir drei weitere »Hopplas« abgeholt. Und dann noch mal von meinem iPhone aus. Da waren wir schon in Simones Auto. Und auch da hat es nicht geklappt. Ach, scheiß doch drauf! FALLS Steffi das überhaupt lesen kann, dann wird sie es bestimmt eh schon getan haben. Außerdem weiß sie ja, dass ich nicht schwul bin.
    Also, hoffentlich.
    Ich bestelle mir für zwölf Euro einen Long Island Ice Tea, in den sie für meinen Geschmack viel zu wenig Alkohol reingetan haben, und setze mich mit den anderen an einen Tisch. Nach ein paar Minuten wollen Kathrin und die Jungs tanzen, nur Simone sagt, sie hätte noch keine Lust, also bleibe auch ich sitzen, um mich ein bisschen mit ihr zu unterhalten.
    »Du studierst also BWL ?«, fragt sie nach einer Weile.
    »Ja«, antworte ich und zünde mir eine Zigarette an.
    »Und?«, lächelt Simone.
    »Was UND ?«, frage ich.
    »Na, arbeitest du nebenbei, oder bist du sonst irgendwie spannend?«
    »Was soll denn das heißen?«, frage ich. »Was machst DU denn überhaupt?«
    » HEEEY !«, schallt es plötzlich aus Richtung der Bar. » HEY! KOLLEGE !«
    »Ich glaube, der meint dich«, sagt Simone und deutet auf den Barkeeper.
    »Hier ist Rauchverbot!«
    »Hä?«, frage ich.
    » MACH DIE KIPPE AUS! ABER PRONTO !«
    Ich fühle mich, als hätte man mich beim Schwarzfahren erwischt.
    Fahrkarte? Ticket? Billetti?
    Nö, nix.
    » WEG MIT DER KIPPE !«
    Ich schlucke einmal kurz und drücke meine Zigarette dann vorsichtig im Deckel der Schachtel aus.
    »Sorry«, sage ich leise.
    »Was für ein Arsch«, sagt Simone.
    Ich schlürfe den Rest meines Ice Teas auf ex aus und frage Simone, ob ich ihr noch etwas mitbringen soll.
    »Ja, gerne.«
    Ich vermute, dass sie einen Cuba Libre hat, also gehe ich zur Bar, entschuldige mich noch mal für die Kippe und bestelle Simone einen Cuba Libre und mir einen Ice Tea. Dann setze ich mich wieder zu ihr an den Tisch und sage ohne groß nachzudenken: »Du bist echt ganz geil.«
    »Was?«, fragt sie. » ’ tschuldigung. Ich hab grad ’ ne SMS bekommen.«
    »Ach, nichts«, sage ich, hebe mein Glas und proste ihr zu.
    Nach einer Weile gehen auch wir rüber auf die Tanzfläche. Dass die Musik immer noch so leise ist, stört uns mittlerweile recht wenig, wir sind schon einigermaßen betrunken, und wir tanzen zu Hits aus den Achtzigern und Neunzigern, so ein Scheiß, den ich mir nicht mal im Radio anhören würde, aber zu so was besoffen tanzen geht immer.
    Ich habe in der nächsten halben Stunde noch zwei oder drei Ice Teas und gehe ganz schön ab. In diesem Zustand MUSS es doch einfach klappen, ich meine, ich bin gut drauf, ich tanze, ich lächle, und manchmal setze ich einen absolut coolen Machoblick auf. Jedenfalls glaube ich, dass es einer ist. Seltsamerweise steigt Simone nicht darauf ein. Selbst, als ich sie aufs Schärfste antanze, meinen
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