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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken
Autoren: Meschner Moritz
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aus Pappe, sondern ist im Innern mit Plastik überzogen, und Sascha vermutet, dass man stirbt, wenn man das isst.
    »Dann bekomme ich zwanzig Euro, der Herr«, sagt André, als Sascha sich in den Sessel zurücklehnt und somit das Handtuch wirft.
    »Ich gebe dir keine zwanzig Euro, du Vollidiot«, grinst ­Sascha. »Das weißt du ganz genau.«
    »Arschloch!«, sagt André und macht sich eine neue Flasche Bier auf.
    »Pech gehabt, du Niete!«, sagt Max. »Vielleicht sollte der Einsatz das nächste Mal vorher auf den Tisch gelegt werden.«
    »Anfänger«, sage ich und stelle fest, dass ich mein erstes Bier schon geleert habe, dabei bin ich doch gerade mal drei Minuten hier.
    Einen Moment lang ist mir das ein bisschen unheimlich.
    Ich nehme das iPhone und gehe auf mein Facebook-Profil. Aaaaaha! Da hat jetzt endlich doch jemand meinen Status kommentiert:
    Moritz Meschner Party-Night out @ the boys.
    vor etwa einer Stunde
    Sascha Hettmann gefällt das.
    Phillip Ziegler Mach ma, mein Süßer. Viel Spaß! ;-)
    vor 2 Minuten
    Moment mal. Wieso nennt mich Phillip »mein Süßer«? Das ist jetzt nicht der Kommentar, den ich mir gewünscht habe.
    »Was macht eigentlich die Uni, Meschner?«
    »Fragt ja genau der Richtige«, sage ich zu Max.
    Max ist genau wie wir anderen noch an der Uni eingeschrieben. Er ist da aber nie, sondern designt nebenbei ir­gendwelche Internetseiten und kann wohl ganz gut davon leben. Sascha und André sind ein paar Jahre jünger als wir und studieren auch.
    Gehen also AUCH nie hin.
    Was alle drei ganz gut können ist Saufen.
    Deswegen bin ich im Moment auch so oft mit ihnen zusammen.
    Nach ein paar Minuten und einem weiteren Bierchen schaue ich wieder auf mein iPhone. Zwei weitere Kommen­tare sind dazugekommen. Na also, jetzt läuft’s doch!
    Moritz Meschner Party-Night out @ the boys.
    vor etwa einer Stunde
    Sascha Hettmann gefällt das.
    Phillip Ziegler Mach ma, mein Süßer. Viel Spaß! ;-)
    vor 5 Minuten
    Manuel Strass Vielleicht sehen wir uns ja. Wollte auch mal wieder dahin.
    vor 3 Minuten
    Sebastian Berger OH MY GOD! Ich dachte, das »boys« gibt’s gar nicht mehr. Von mir auch viel Spaß! Küsschen.
    vor 2 Minuten
    Was soll denn DAS jetzt? Warum kommentieren ausgerechnet meine drei schwulen Freunde diese Statusmeldung? Und was meint Sebastian damit, dass es das »boys« gar nicht mehr gibt?
    »Heirate dein tolles Handy doch gleich«, nörgelt Max.
    »Wart mal ’ ne Sekunde«, sage ich.
    Das »boys« ist doch ein Schwulenladen.
    Ich schaue mir meine Statusmeldung noch mal an und merke, wie mir das Blut in den Kopf schießt und ich eine Panikattacke bekomme.
    OH! MY! GOD!
    Moritz Meschner Party-Night out @ the boys.
    vor etwa einer Stunde
    Ich und mein beschissenes MTV -Englisch! Natürlich hätte es »Party-Night out WITH the boys« heißen müssen!!! Sofort drücke ich auf »Entfernen«. Nichts passiert.
    »Kommschonkommschonkommschon«, stammle ich.
    »Was ist denn?«, fragt Sascha irritiert.
    »Du bist mir sowieso der Größte«, fahre ich ihn an. »Wieso hast du denn geschrieben, dass dir mein Status gefällt?!«
    Ein Grinsen legt sich auf Saschas Gesicht.
    »Weil du ’ ne absolute Englisch-Null bist.«
    Noch immer passiert nichts. Nur ein kleines buntes Rädchen dreht sich auf dem Display.
    Dreht sich.
    Und dreht sich.
    Scheinbar habe ich keine gute Verbindung.
    »Ist der an?«, frage ich Max und zeige auf seinen Laptop auf dem Schreibtisch.
    »Siehst du doch«, antwortet er, aber ich stehe schon davor und logge mich in meinen Facebook-Account ein.
    Aber auch jetzt kann ich meine Statusmeldung nicht löschen.
    Verdammt! Wie lange dauert das denn?! Das geht doch sonst zack, zack! Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnet sich endlich ein Fenster. Die Worte darin sind wie ein Schlag in meine Magengrube:

    HOPPLA ?!
    Was bitte schön soll an dieser Stelle »Hoppla« heißen?!
DAS IST JETZT ALLES ANDERE ALS »HOPPLA«! Das ist DRA­MA!!!
    Ich versuche es noch mal, klicke hektisch das Fenster weg und drücke auf »Entfernen«.
    » JA, ICH BIN SICHER! «, schreie ich.
    »Alles okay bei dir?«, fragt Max.
    » NICHTS IST OKAY! «, schreie ich zurück. » DA IST ETWAS SCHIEFGELAUFEN! … HOPPLA! «
    Ich starre wie in Trance auf den Bildschirm.
    »Da! Schon wieder!«
    »Was MACHST du denn überhaupt?«, will Max wissen.
    »Ich glaube, er versucht, seine schwule Statusmeldung zu löschen«, antwortet Sascha grinsend.
    »Hoppla«, lese ich erneut. »Scheißdrecksmist! Ich KANN das nicht
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