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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)
Autoren: Marianne Reuther
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Gasse. In der Wand gegenüber führte ein bogenförmiger Durchbruch in einen Raum mit Dusche, Waschbecken und Toilette. Edmund nahm alles schemenhaft wahr und sank erschlagen auf den Stuhl. Das hatte zur Folge, dass der Monitor aufleuchtete. Mit dunkelblauer Schrift vor hellblauem Grund.
     
    Im Auftrag der zukünftigen neuen Weltregierung unter Pjotr Raskolnikoff erteile ich als Organisator in Repuestos Befehle. Sie werden sie befolgen – oder liquidiert. Sie finden sich nächsten Mittwoch nach dem Frühstück im Forum ein. Über Taste 1 erhalten Sie am Monitor Instruktionen für Ihr Verhalten von jetzt bis dahin.
    Michailowitsch Duda
     
    Der Text erlosch. Raskolnikoff! Jetzt fiel ihm wieder ein, woher ihm der Name geläufig war. So firmierte die Blumenboutique am Hauptfriedhof. Die Scheide zwischen Himmel und Hölle. Ihn fröstelte. Die Taste 1 hatte Zeit bis später. Mit dieser Feststellung streckte er sich auf der Bettstatt aus und fixierte die Decke. Analysierte seine ausweglose Lage, die er noch immer nicht verinnerlicht hatte – alles war traumhaft unwirklich, wenngleich gnadenlos wahr. Gefangen. Opfer einer Verbrecherorganisation.
    Neue Weltregierung. Gangster an ihrer Spitze. Edmund lachte auf. „Das lässt der Herrgott nicht zu. Das nicht auch noch!“ Alles drehte sich um ihn im Kreis, seine Zunge klebte fest am Gaumen, er hatte unsäglichen Durst. In Almas Kiosk gab es kalte Säfte. Er schwang sich vom Bett herab, seine Hände umkrampften die Stuhllehne, er schloss die Augen und wartete, bis der Schwindel vorüber war.
    Draußen traf er auf eine Frau, die vor ihm stehen blieb. In ihre verzweifelten Gesichtszüge mischte sich Überraschung. „Oh! Hallo!“, rief sie. „Wir sind uns doch schon mal begegnet – früher irgendwann!“
     
     
     
     
     
     
    ***
     
     
     
    Während sein Bruder Edmund auf dem Heimweg von der Schule schon seit Stunden spurlos verschwunden war, sonnte sich Konrad Konrad ahnungslos im heißen Sand am Strand von Santa Margarita. Er blinzelte zur Brandung. Beates Kopf tauchte immer wieder zwischen den Schaumkronen der heranrollenden Wellen auf und ab.
    Es war der vierte Ferientag und der erste Urlaub seit drei Jahren. Den hatte er sich auch in diesem Jahr verkneifen wollen. In der Kanzlei wie im Ermittlungsbüro gab es viel zu tun, doch Beate war diesmal unerbittlich geblieben. Er hatte nachgegeben und es noch keine Sekunde bereut – zumal sich seine Mandanten bei den Kollegen in besten Händen befanden. Edmund Konrads Bruder, Rechtsanwalt Konrad Konrad, allenthalben Koko genannt, führte in Frankfurt neben seiner Kanzlei das Detektivbüro „Nussknacker“. Er hatte es als Student gegründet und angesichts der guten Entwicklung weitergeführt.
    Beate entstieg endlich der Brandung und kam durch den Sand auf ihn zu gestapft. Koko lief ihr lachend entgegen.
    „Hast du endlich genug?“
    „Bewahre! Ich könnte so weitermachen bis morgen früh, aber wir sind ja mit Kettlers verabredet und die holen uns in zwei Stunden ab. Eine Stunde brauchen wir allein, um uns zu kultivieren und uns ein paar Häppchen an Pacos ‚free buffet‘ zu gönnen, ehe wir uns ins Nachtleben stürzen.“ Sie hakte sich bei ihm unter, pitschenass, wie sie war.
    „In was für ein Nachtleben um alles in der Welt?“
    „Flamenconacht in der Columbus-Bar. Vergessen?“
    „Heute ist das! Oh je! Ich dachte, nächste Woche.“
    Bevor sich Koko unter die Dusche stellte, wollte er seine Sekretärin nach dem Tagesverlauf befragen. Es war kurz vor sechs. Er schaltete sein Handy ein und erschrak. Acht Mal hatte seine Mutter versucht, ihn zu erreichen! Das hieß Alarm! Er tippte ihre Nummer.
    „Endlich, Koko! Du musst sofort kommen.“
    „Was ist passiert?“
    Sie berichtete und weinte und so erfuhr er abends nach sechs von Edmunds Verschwinden am frühen Nachmittag.
    Beate, das Badetuch um den schlanken Körper geschlungen, schwebte singend ins Zimmer und hielt abrupt inne. „Wie siehst du denn aus? Geht´s dir nicht gut?“
    „Edmund ist verschwunden. Auf dem Heimweg von der Schule. Die Polizei fand seinen Polo vor dem Hauptfriedhof. Der Zündschlüssel steckte und auf dem Beifahrersitz lag eine Aktenmappe mit neunzehn Schulheften.“
    „Mein Gott! Das ist ja …“
    „Das ist noch nicht alles. Hans Scholz, einer seiner Schüler, ist im Schulhaus tot aufgefunden worden. Hans war mit seiner Mathearbeit nicht rechtzeitig fertig geworden und hatte sein Arbeitsheft zu einem Zeitpunkt abgegeben, als die
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