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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut
Autoren: Angelika Schroeder
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gesagt. Warum so spät? Sie hätten die Katastrophe verhindern können.«
    „Nicht im Flur! Kommen Sie rein«, forderte die Soltau sie auf und schien kein bisschen überrascht. Sie führte Helga in ein kleines, aber sauber aufgeräumtes Wohnzimmer mit hellen, freundlichen Möbeln. „Setzen Sie sich und beruhigen Sie sich erst einmal. Ich mache uns derweil einen Kaffee.«
    Es schien Helga offensichtlich, dass die andere die Zeit zum Nachdenken nutzen wollte. Aber auch Helga konnte eine Atempause gebrauchen und Koffein gleichfalls. Seit Brittas Erklärung hatte sie noch keine Minute Ruhe empfunden.
    Frau Soltau kam mit einem Tablett, auf dem Tassen, Teller, Milch und Zucker standen, aus der Küche. Während sie die Kanne holte, verteilte Helga das Geschirr auf dem Tisch. Erst, als die Tassen gefüllt waren, begann die Soltau zu reden.
    „Es stimmt, ich habe Frau Michalsen angerufen. Ich fand, sie sollte wissen, wen sie heiratet. Dass sie so heftig reagieren würde, konnte ich nicht ahnen.«
    „Warum haben Sie ihr das nicht eher gesagt? Zwei Tage vor der Hochzeit, das ist ... mir fehlen die Worte.«
    „Wie denn? Ich hatte doch keine Ahnung, wen sie heiraten wollte. Glauben Sie etwa, die Michalsen hätte mit mir über ihren Verlobten gesprochen? Erst als ich die Anzeige in der Zeitung las, begriff ich. Stellen Sie sich mal meinen Schock vor! Die Lehrerin meiner Tochter heiratet meinen Ex. Eine Lehrerin und ein Pädophiler, wenn man es höflich ausdrücken will. Josef war ein Monster. Er hat seine kleine Tochter benutzt, um sich sexuell zu vergnügen. Wenn ich mich nicht hätte scheiden lassen, hätte er es noch lange Jahre so getrieben. Britta hatte viel zu viel Angst, um etwas zu sagen, solange der Kerl in der Nähe war.« Sie trank einen Schluck und blickte nachdenklich zum Fenster hinaus auf die nächste Hauswand. Was die Wohngegend anbetraf, hatte sie sich nicht verbessert.
    „Warum wohnen Sie hier, in der Nähe seiner Praxis?«
    „Nun ja, so ganz nahe ist es nicht, es liegen einige Straßen und auch die Schule dazwischen. – Es war die erste bezahlbare Wohnung, die ich finden konnte. Ich wollte noch vor der Scheidung von ihm weg. Ich konnte seine Gegenwart einfach nicht mehr ertragen. Und da wusste ich von Brittas Problem noch nichts. Seitdem sie sich mir anvertraut hat, versuche ich eine andere Wohnung zu finden. Aber Britta fühlt sich in der Schule wohl, sie hat neue Freundschaften geschlossen, sogar einen Jungen gefunden, der sie mittags begleitet. Es ist eben alles nicht so einfach«, endete sie schulterzuckend.
    Kein Wunder, dass Britta Angst hatte, ihrem Vater zu begegnen. Aber ... „Warum haben Sie Britta nicht gesagt, dass ihr Vater tot ist und ... und kein Grund mehr für ihre Angst besteht?«
    „Ich befürchtete, dass die Verbindung zwischen Kowenius und mir herauskommen würde. Als ich erfuhr, was er meiner Tochter angetan hat, haben Britta und ich meinen Mädchennamen angenommen. Ihr tat es gut, den Namen des Vaters loszuwerden. Weder in der Nachbarschaft noch in der Schule weiß jemand, dass der Kerl mal mit mir verheiratet war. Das Schwein ist tot, und es tut mir nicht Leid um ihn. Er hat es verdient. Leid tut mir nur die arme Frau Michalsen. Ich dachte, wenn man das Motiv nicht herausfindet, könnte sie vielleicht freigesprochen werden. Deshalb habe ich geschwiegen. Es gibt doch bestimmt noch mehr Leute, die Josef hassten. Seine Sprechstundenhilfe, die Hellwitz zum Beispiel. Er hat mir nie erzählt, welche Beziehungen da bestehen, aber das Verhältnis zwischen den beiden war alles andere als normal. Und seine Schwester, die fällt immer auf so seltsame Typen herein. Als wir noch verheiratet waren, hatte sie was mit einem Dealer. Erst nachdem die Polizei ihn verhaftet hatte, machte sie Schluss mit ihm. Zu ihrem Glück konnte ihr keine Mitwisserschaft nachgewiesen werden. Aber wer weiß, wen sie jetzt an der Angel hat. Jedenfalls ... ich hoffte, wenn die Polizei das alles herausfindet, dann gilt dieser Grundsatz ... Sie wissen schon ... Im Zweifel für den Angeklagten. Ich dachte, wenn niemand etwas weiß, würde sie davonkommen. Sie hat es verdient. Keiner hat sich so um Britta bemüht wie sie.«
    „Deshalb drehte sie auch durch, als sie von Ihnen erfuhr, was ihr Verlobter getan hat. Und natürlich, weil er Ihre ganz große Liebe war.«
    „Ja.«
    Schweigen. Es dauerte lange, bis Helga den Mut fand, die Frage zu stellen, die sie am meisten interessierte.
    „Warum? Haben Sie mal mit Ihrem
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