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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut
Autoren: Angelika Schroeder
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gearbeitet, um sich einen gebrauchten Franzosen oder Japaner leisten zu können. Ihr Vater hatte dann das Geld genommen und ihr seinen alten Benz gegeben, weil er seine Tochter nicht in so einem popeligen Kleinwagen sehen wollte. Den Rest des Kaufpreises musste sie anschließend abstottern. Andrea hatte nicht gewagt, ihrem alten Herrn zu widersprechen, obwohl sie sich schämte, als Studentin in so einer Limousine herumzukutschieren. Schon damals, während der Erzählung, empfand Helga das Verhalten des Vaters als egoistisch. Wenn er jetzt von einem Geschenk sprach, verdrehte er die Tatsachen. Aber auch diese kleine Begebenheit zeigte, wie er zu seiner Tochter stand.
    Jeglicher Anflug von Mitleid mit Andreas Eltern zerstob während der Äußerungen des alten Mannes. Helga unterbrach seine Litanei über die weiteren Verfehlungen der Tochter und verabschiedete sich kurz und ziemlich unhöflich. In dieser Stimmung mochte sie Andrea nicht besuchen, auch deshalb nicht, weil an ihrem Bett vermutlich die Mutter saß. Also erst zu Klaus! Sein erfreutes Lächeln gestern hatte sie für vieles entschädigt. Langsam stieg sie die Treppenstufen hoch. Ärzte und Schwestern in weißen Kitteln eilten an ihr vorbei, Patienten und Besucher schlenderten über die Gänge. Nur wenige Schritte von seinem Zimmer entfernt zögerte sie. Was, wenn ...? Da öffnete sich die Tür, und Anja Better trat heraus. Bevor die sie erkennen konnte, drehte Helga sich um und hastete zurück. Sie wollte von der Better auf keinen Fall erkannt werden. Ihre Erleichterung über seine Freude gestern war wie weggewischt. Enttäuschung kroch hoch und drohte, ihr die Luft abzuschnüren. Sie glaubte, ihn nie wieder sehen zu wollen. Sie hasste dieses Wechselbad der Gefühle. Besser ein Ende mit Schrecken, dachte sie und wollte umkehren, um es ihm zu sagen. Doch dann flammte dieses winzige Fünkchen Hoffnung in ihr auf. Es waren immerhin eineinhalb wunderschöne Jahre gewesen, geprägt von gegenseitigem Verständnis und Respekt. Sie würde bis zu seiner Entlassung warten, nahm sie sich vor. Nicht länger.
     

39
    Zurück in ihrer Wohnung rief sie Masowski an. Er schien ihren Zorn und ihre Enttäuschung zu spüren, denn er ließ sich nicht lange bitten, die erwünschten Auskünfte zu erteilen. Sie hatten Sauermann tatsächlich zum Verhör geholt und sein Auto untersucht. Danach konnte er nicht mehr leugnen.
    „Warum?«, fragte Helga. „Warum hat er Klaus überfahren?«
    „Er sagt, es war ein Unfall. Er hat Klaus nicht kommen sehen. Dort parken viele Autos am Straßenrand.«
    „Es ist doch vor Kowenius’ Haus passiert, nicht wahr?«
    Die Antwort fiel Masowski hörbar schwer. Anscheinend kannte er Klaus’ schwierige Beziehung zu Helga recht gut. „Äh ja, Klaus wollte dort noch ein paar Erkundigungen einholen.«
    Helga ging nicht darauf ein. „Das war kein Unfall. Da bin ich sicher. So unübersichtlich ist die Stelle nun auch wieder nicht. Warum hat er es getan? Was sagt er? Sie brauchen mich nicht zu schonen.«
    „Es war ein Unfall, ein tragischer dummer Zufall.«
    „Ach was! Solche Zufälle gibt es nicht. Er liebt Anja und wollte einen Nebenbuhler loswerden! So war das.«
    „Deswegen bringt man doch niemanden um! Schon gar keinen Polizisten. Nein, nein, hören Sie auf mit diesen Phantastereien, für die es keinen einzigen Beweis gibt. Abgesehen davon, würde Klaus sich niemals mit einer Zeugin einlassen.«
    „Natürlich nicht. Aber Sie gehen von falschen Voraussetzungen aus. Die eigentliche Frage ist nämlich, ob Sauermann auch Kowenius umgebracht hat. Und wenn er bereits einen Mord auf dem Gewissen hat, weil er aus seiner Freundin eine reiche Frau machen wollte, ist es doch nur verständlich, wenn er sich die Beute nicht nehmen lassen will. Und gewaltbereit scheint er ja zu sein. Also, wie sieht’s aus?«
    „Keine Chance. Er bestreitet den Mord an Kowenius vehement. Und ich muss sagen, ich glaube ihm. Es waren nicht seine Fingerabdrücke auf der Tatwaffe.«
    „Es ist auch ein Unterschied ob man wegen Mordes aus Habgier oder Unfall mit Fahrerflucht verurteilt wird.«
    „Ich werde ihn mir noch einmal vorknöpfen, glaube aber nicht, dass etwas dabei herauskommt.«
    Natürlich nicht, wenn er von vornherein von der Unschuld des Verdächtigen überzeugt war.
    „Er hat versucht, Klaus umzubringen!«, erinnerte sie den Kollegen ihres Freundes noch einmal, bevor sie auflegte.
    Wenn die Better so einen gewalttätigen Lover hatte, sollte man ihr dann nicht auch
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