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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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seines Computers aufbewahrt.
    Ein paar Tage später meldet sich Poki verärgert, 200 Euro nur seien auf seinem Konto gelandet. »Da aber«, erinnert sich Schnitzler, »kamen schon die nächsten Zahlungsverpflichtungen auf mich zu. Ich wollte Poki nicht abziehen, er sollte die Kohle zurück bekommen. Aber es ging dann halt nicht mehr.«

3
BAYER LEVERKUSEN
    Klaus Augenthaler steht noch in der Umkleidekabine und spricht zu seiner Mannschaft, als Dimitar Berbatov seinen schwarzen Filzhut tief in die Stirn zieht und sich auf den Weg nach draußen macht. Ein Mitspieler eilt hinter ihm her, packt ihn am Arm, will ihn zum Bleiben bewegen. »Berbo, du musst zurückkommen!« – »Ach«, ächzt Berbatov unwirsch, winkt mit der Hand ab und setzt seinen Weg zum Parkplatz fort. Der bulgarische Nationalspieler, der später bei Tottenham Hotspur und dann bei Manchester United zu einem der besten Stürmer der Welt reifte, entscheidet öfter mal selbst, wann er seinen Arbeitstag beendet. Davon kann ihn auch nicht abhalten, dass der Cheftrainer noch Anweisungen gibt. Klaus Augenthaler hat großartige Fußballer um sich geschart, aber manche sind eben auch eigenwillige Stars, die ihren Kopf durchsetzen.
    Bernd Schneider, Jens Nowotny, Jörg Butt, Carsten Ramelow. Berbatov, die brasilianischen Nationalspieler Roque Junior, Juan und Franca: Bayer Leverkusen besitzt immer noch einen exzellenten Kader. Nationalspieler aus sieben Ländern kicken hier, andere Bayer-Profis werden noch zu Auswahlspielern aufsteigen, der Torwart René Adler etwa und der Mittelfeldspieler Simon Rolfes. Leverkusen setzt nach der Vizemeisterschaft 2002 und dem verlorenen Championsleague-Endspiel im selben Jahr noch mal an, die Vormachtstellung der Bayern, Schalker und Bremer zu erschüttern. Klaus Augenthaler, der Libero der deutschen Weltmeistermannschaft von 1990, hat die Mannschaft im Mai 2003 übernommen und sie kurz vor Saisonschluss noch vor dem Abstieg gerettet. Nach Platz drei im Jahr
drauf und Platz sechs in der Saison 2004/2005 will er nun ganz nach oben. Bayer soll zu alter Größe zurückkehren.
    Zwischen den Stars geht einer im Training zur Sache, den niemand auf der Rechnung hat. Verwundert sehen sie sich an, wenn der bullige, 20 Jahre alte René Schnitzler den Ball mit der Brust annimmt und aus der Luft unter die Latte hämmert. Schnitzler ist für die Amateurmannschaft vorgesehen, die in der Regionalliga spielt, der damals dritthöchsten Liga. Um zu lernen, soll er bei den Profis mittrainieren.
    Klaus Augenthaler gefällt, wie Schnitzler sich im Training gegen die Nationalspieler durchsetzt. Als Bayer während der Saisonvorbereitung zum Trainingslager nach St. Gallen aufbricht, darf Schnitzler mitfliegen. Für ihn ist das ein weiterer Beleg seines Könnens. Alles scheint nach Plan zu verlaufen.
    Das Zimmer teilt er mit dem algerischen Auswahlspieler Ahmed Madouni, der allerdings wenig Interesse an seinem neuen Kollegen hat. »Madouni hat immer nur Fernsehen geguckt, französische Sender. Ich hab nichts verstanden«, sagt Schnitzler.
    Nach ein paar Tagen in St. Gallen fragt er Dimitar Berbatov, ob er mit ihm Billard spielen wolle. Der Bulgare nickt, und dann versenken sie konzentriert und dreieinhalb Stunden lang zusammen Kugeln. »Dabei hat Berba keinen Ton gesagt und keine Miene verzogen. Er konnte allerdings auch kein Deutsch.« Berbatov streicht sich nur immer wieder das dunkle Haar nach hinten und drischt die weiße Kugel auf die anderen los. Auch auf dem Rasen agiert der Stürmer emotionslos. Nur manchmal, wenn er bei Übungen oder im Testspiel einen besonders schwierigen Ball im Tor unterbringt, huscht ein Schmunzeln über sein Gesicht. Schnitzler registriert das. Ihm fällt die Rolle des Lehrlings zu, und er nimmt sie klaglos an.

    Es war Thomas Kastenmaier, sein langjähriger Jugendtrainer, der die Scouts von Bayer Leverkusen auf Schnitzlers Spur gebracht hatte. Kastenmaier stammt aus Bayern, genau wie Klaus Augenthaler. »Ich hatte einen guten Draht zum Auge und hab mit ihm telefoniert. Der hatte damals den Berbatov, und der war von der Bewegung her ein ähnlicher Typ wie der René. ›Schau dir den mal an, der hat die Veranlagung‹, hab ich zum Auge gesagt. In Gladbach zählte die eigene Jugend ja nicht viel«, sagt Kastenmaier.
    Bei den Gladbacher Amateuren hatte Schnitzler so viele Tore geschossen, dass ihn der Verein mit einem Profivertrag halten wollte. Schnitzler aber hielt das Angebot für zu schlecht. 4 000 Euro im Monat sollte
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