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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy
Autoren: Karen Doornebos
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ratlos auf ihr Telefon, als hielte es die ersehnten Antworten bereit.
    »Wohl ein bisschen abhängig vom Handy, oder, Miss Parker?«, meinte George.
    Das brachte sie – mit einem Schlag – wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. George hatte offenbar ihre Biografie nicht gelesen. »Oh ja, ich kann von diesem modernen Mist wie Facebook, Twitter oder Reality- TV und was es sonst noch alles gibt, gar nicht genug bekommen. Wer reist auch gerne zweihundert Jahre in der Zeit zurück und will tatsächlich ein Leben führen, das noch Qualität hatte?«
    »Das nenne ich eine Einstellung, Miss Parker! Bin ich froh, dass Sie dabei sind.«
    »Ich habe nicht gesagt …«
    Sein Telefon klingelte mit dem Geräusch einer britischen Polizeisirene. »Tut mir leid, da muss ich ran. Was haben wir nur ohne diese Dinger gemacht?«
    »Wir haben Bücher gelesen und uns von Angesicht zu Angesicht unterhalten. Wir haben der Wirklichkeit nicht zugeschaut, wir haben sie gelebt.«
    George zwinkerte Chloe zu. »Hallo«, meldete er sich am Telefon und flüsterte ihr zu: »Sie sind perfekt. Entspannen Sie sich! Vergessen Sie die Kameras! Sie werden eine wunderbare Gouvernante abgeben.«
    Chloe fiel fast das Kleid aus den Händen. »Raus mit Ihnen! Ich kann keine Gouvernante sein! Ich – ich habe mein ganzes Schulfranzösisch vergessen.« Es stellte für sie den schlimmsten Albtraum dar, als Gouvernante besetzt zu werden. Kinder unterrichten, irgendwo im Haus unterm Dach? Graue Kleider bis zum Kinn tragen? Sich mit dem launischen Herrn des Hauses auseinandersetzen? Das klang eher nach Jane Eyre als nach Jane Austen.
    »Ich mache nur Spaß. Nur Spaß. Natürlich sind Sie keine Gouvernante. Nicht in diesem Kleid. Wenngleich ich befürchte, dass es reißt, wenn Sie darauf treten. Es ist aus Musselin, bestickt mit Blüten und Blättern.«
    Chloe hob das Kleid hoch und sah ihn finster an.
    »Sie haben mir gerade bewiesen, dass Sie wirklich eine Kandidatin sein wollen und nicht nur – eine Gouvernante.«
    Sie hatte den Test bestanden und noch nicht einmal gemerkt, dass es ein Test gewesen war.
    Jetzt hatte sie Fragen, viele Fragen, und nun war die Reihe an ihr, einige Antworten zu bekommen, doch George gab ihr gar keine Gelegenheit dazu, denn er verließ den Raum, während die Kameras blieben.
    Er schlug die Tür so fest zu, dass die getrockneten Lavendelsträuße darüber erzitterten. Ach, Lavendel. England. Das England des Regency, wo in Leder gebundene Bücher noch Schätze waren, Frauen, die Talent zum Malen besaßen, als »gebildet« bezeichnet wurden, und Männer noch Gentlemen waren – und keine schäbigen Produzenten.
    Fiona brachte einen Stapel Kleider, legte sie auf die Chaiselongue und hängte das Kleid wieder auf.
    »Fiona, bitte sag George, dass ich darauf bestehe, diese Unterhaltung zu Ende zu führen.«
    »Sie werden ihn sehen, wenn Sie umgezogen sind, Miss Parker. Dann können Sie alles mit ihm klären, ja?«
    Chloe betrachtete das Kleid. Wenn sie jetzt ginge, würde sie diesen Bilderbuchgasthof verlassen müssen, und sie hatte bisher noch nicht einmal Bridesbridge Place gesehen. Sie ließ sich auf die Chaiselongue fallen und fuhr mit den Fingern über den roten Samt. »Ich möchte nicht gehen. Man kann hier die Geschichte förmlich spüren.«
    »Verzeihen Sie, Miss, aber das hier ist nur ein Gasthof.«
    »Fiona, wusstest du, dass es sich um eine Dating-Show handelt? Was soll ich machen?«
    Fiona zuckte mit den Achseln. »Ich bin nur das Dienstmädchen.«
    »Oh, Fiona, komm schon, du bist viel mehr als das. Was machst du im wahren Leben? Studierst du Jura? Arbeitest du im Finanzbereich?«
    Fiona schüttelte den Kopf.
    Chloe begriff, dass Fiona nichts über sich und ihr Leben im einundzwanzigsten Jahrhundert verraten würde. »Ich denke, es wird nichts Schlimmes passieren, wenn ich das Kleid anprobiere – immerhin bin ich deshalb hier, oder?«
    »Sie haben ziemlich viel Glück«, antwortete Fiona. »Ich kenne zwanzig Putzfrauen und Küchenmädchen, die sofort bereit wären, ihr Los mit Ihrem zu tauschen.«
    Chloe rieb sich die Schläfen. Da war es wieder, dieses Bild, das kurz aufblitzte, nur dass sie sich dieses Mal mit einem großen, dunkelhaarigen Herrn mit weißer Halsbinde in einem Ballsaal unter einem Kronleuchter mit leuchtenden Kerzen befand.
    Dann öffnete sich die Tür wieder, und George trat ein.
    »George!«, rief Chloe. »Wir müssen miteinander reden.«
    »Das werden wir, Miss Parker, das werden wir. Und machen Sie
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