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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy
Autoren: Karen Doornebos
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dass es Musselin war, jener zarte Stoff des Regency, von dem sie bisher nur gelesen hatte. Sie lockerte ihren Griff, erhob aber ihre Stimme. »Machen Sie die Kameras aus! Sehen Sie denn nicht, dass ich halbnackt bin?«
    »Ich sehe, dass Sie genau das sind, was wir suchen. Haargenau.« Er streckte ihr seine Hand entgegen. »George Maxton. Produzent. Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Parker. Sie können mich George nennen, aber sobald wir den Drehort erreicht haben, nennen sich alle ›Mister‹ und ›Miss‹.«
    Chloe knöpfte mit einer Hand ihre Bluse hinter dem Kleid zu, eine Fähigkeit, die sie sich angeeignet hatte, als sie vor vielen Jahren gestillt hatte. Wütend starrte sie George Maxton und die Filmcrew an.
    Er gab den Versuch auf, ihr die Hand zu schütteln. »Klasse. Sie sind umwerfend.«
    Umwerfend? Hübsch, vielleicht. Niemand hatte sie als umwerfend bezeichnet, seit – Moment. Was für eine Unverfrorenheit! »George, machen Sie die Kameras aus, SOFORT !«
    Er betrachtete sie von der Spitze ihres zerzausten Haars bis hin zu den Spitzen ihrer unlackierten Fußnägel. »Ihnen ist aber schon klar, dass das hier eine Reality-Show ist, Miss Parker?«
    Fast gaben ihre Knie nach, und es fiel ihr schwer, zu sprechen. »Sie meinen wohl eine ›historisch getreue, nachgestellte Dokumentation‹.«
    »Eine Dokumentation?« Er lachte. »Nun, so etwas würde ich gerne drehen. Aber dafür ist leider kein Geld da.« Er zeigte auf die Kameras, während er sprach. »Das hier, meine Liebe, ist eine Reality-Dating-Show, und Sie sind eine der wunderbaren Teilnehmerinnen.«
    Diese Neuigkeit verschlug ihr den Atem. Ihr Mund wurde trocken, und ihr Herz pochte. Hyperventilierte sie etwa gerade? »Wie bitte – Dating?! Hier muss irgendein Fehler passiert sein …«
    »Nein, kein Fehler. Die Show spielt im Jahr 1812. Die Kameras laufen rund um die Uhr. Alles ist historisch genau, Miss Parker, und damit meine ich alles. Sie werden Ihre Freude daran haben.«
    Die Scheinwerfer blendeten sie. Ihr Busen hob und senkte sich erregt. Eine Dating-Show? Sie wollte sich mit niemandem verabreden – ihre letzte Verabredung lag vier Jahre zurück! Nein, es mussten mehr als vier Jahre her sein, denn Winthrop, ihr Exmann, war so häufig auf Reisen gewesen, dass sie es nie geschafft hatten, sich abends zu verabreden. Wie konnte sie nur in einer Dating-Show gelandet sein? Abgesehen davon, dass sie diese Reality-Dating-Geschichten hasste. Wie konnte das nur passiert sein?
    Sie lief im Zimmer auf und ab, ihr Kleid schleifte auf den Holzdielen. Dann atmete sie tief durch und sprudelte heraus: »Ich verlange ein paar Erklärungen! Was hat sich zwischen dem Zeitpunkt meiner Vertragsunterzeichnung und jetzt geändert?«
    »An sich nicht viel; wir haben das Konzept etwas optimiert, um es besser vermarkten zu können, aber Beziehungen und Liebeswerben waren stets Teile der Gleichung. Sie haben unsere Unterlagen und den Vertrag doch sicherlich gelesen, oder?«
    »Ich habe mich für eine Dokumentation des öffentlich-rechtlichen Fernsehens beworben – ich würde nie einen Vertrag für eine Dating-Show unterzeichnen –, ich bin von Ratespielen zu Jane Austen ausgegangen. Ich werde bestimmt nicht bei irgendwelchen Spielchen im Whirlpool und Massagen im Bikinioutfit mitmachen und … und … Dates !«
    »Für jemanden, der derart über Reality- TV steht, wissen Sie aber bemerkenswert gut Bescheid«, witzelte George.
    Und er hatte Recht. »Leider hat man, ohne etwas über das Reality- TV zu wissen, nicht den Finger am Puls der Zeit, insbesondere, wenn man wie ich kein Kabelfernsehen hat. Warum können Sie nicht einfach etwas Geschmackvolles drehen?«
    »Glauben Sie etwa wirklich, die Leute wollen Ihnen drei Wochen lang dabei zuschauen, wie Sie in Ihren Kleidern Tee trinken und Fragen zu Jane Austen beantworten?«
    Chloe ärgerte sich über ihre Naivität und dass sie ihrem Namen mal wieder alle Ehre machte, der im Altgriechischen »junger, grüner Trieb« bedeutete. Und genauso fühlte sie sich auch, immer noch grasgrün hinter den Ohren, trotz ihres Alters.
    Ein Holzscheit fiel in das langsam herunterbrennende Feuer am anderen Ende des Zimmers. Funken sprühten auf, und eine Rauchfahne wirbelte hoch.
    Dann ging ihr ein Licht auf. »Sie haben mich für die Rolle einer altersschwachen Tante oder Anstandsdame besetzt, stimmt’s? Eine Neununddreißigjährige gehörte im Jahr 1812 schon lange zum alten Eisen und war keine Debütantin im Ballsaal. Im
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