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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
Autoren: Ilkka Remes
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geht...«, sagte jemand. Im selben Augenblick sah man, wie im Gedränge ein Fahrzeug auf ein anderes auffuhr, hochkant in die Luft schoss, sich im Flug um die eigene Achse drehte und auf anderen Fahrzeugen aufschlug.
    Einige Anwesende im Raum schrien auf.
    »Wer war das?«, fragte jemand.
EINE WOCHE SPÄTER
1
    Roni keuchte. Er sah und hörte nichts, alles um ihn herum wurde von rot glühender Wut erstickt. Er löste die zitternden Hände von Julias Hals und starrte auf ihre geschlossenen Augen.
    »Julia?«, flüsterte er außer Atem. Sie rührte sich nicht.
    »Mach keinen Blödsinn«, sagte Roni und griff nach ihrem Kinn. Der Kopf fiel schlaff zur Seite. Am Hals zeichneten sich dunkle Flecken ab.
    »Steh auf!«, befahl Roni und zog einen Handschuh aus. »Hast du mich verstanden? Lass den Unsinn ...«
    Er hob Julias Hand an. Auch sie war schlaff.
    Roni schnellte hoch. Panik ergriff ihn. Sein Blick floh vor dem auf der Erde liegenden Mädchen und heftete sich auf die Straßenlaterne, die weiter vorne in der Dunkelheit leuchtete. Durch den Tränenfilm auf Ronis Augen verschwamm der Lichtfleck, weitete sich allmählich und strahlte die Zweige der Fichten, das Moos und Ronis Schuhe an, die sich im Schrittrhythmus vorwärtsbewegten, Ästen und Steinen ausweichend, bis sie den Nadelteppich auf dem Waldweg unter sich hatten.
    Das Dröhnen eines landenden Flugzeugs drang wie aus einer anderen Welt in Ronis Bewusstsein und überlagerte das Rauschen des Blutes in den Ohren. Hinter einer niedrigen Fichte blieb er stehen. Sein Atem dampfte in der feuchten Luft.
    Plötzlich fuhr er herum und rannte in Richtung der Stelle zurück, wo Julia lag, aber schon nach wenigen Schritten blieb er stehen.
    Jemand hockte neben Julia.
    Roni ging in Deckung. Der Unbekannte, der sich dort über Julia beugte, würde ihr helfen, falls sie sich nicht verstellt hatte ... Roni machte erneut kehrt. Der Waldweg lag ruhig vor ihm, der Nadelteppich gab unter den Füßen nach, das Gehen verursachte keinerlei Geräusch.
    Nach einer Weile blieb er stehen. Rauschende Stille umgab ihn. Sollte er doch umkehren und nach Julia sehen ? Was würde er zu dem Unbekannten sagen, der sie gefunden hatte? Roni spürte, wie er weiche Knie bekam, zwang sich aber, weiterzugehen.
    Eine einsame Laterne beleuchtete den Parkplatz. Direkt unter ihr stand Ronis Audi TT. Er setzte sich ans Steuer und spürte die Kontrolle zu einem gewissen Grad zurückkehren. Das Auto war sein Revier; wenn er im Auto saß, hatte er sich und alles andere im Griff. Er zog auch den anderen Handschuh aus, legte beide auf den Beifahrersitz und ließ den Motor an. Die Federung schluckte sämtliche Schlaglöcher der schmalen Straße, und Roni musste sich beherrschen, dass er nicht zu sehr beschleunigte.
    Er warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und erschrak. Auf seiner Wange war eine lange Schramme zu erkennen. Ohne anzuhalten, bog er an der nächsten Kreuzung in die Kurjentie ein, gab dort auf glattem Asphalt Gas und startete mit einem Knopfdruck am Lenkrad die eingelegte CD. Ein massiver, dunkler Soundteppich drang aus den Boxen: Musik von HIM. Roni atmete tief durch und versuchte, seinen angespannten Körper zu lockern.
    Endlich erreichte er die Auffahrt zum Ring 3. Kein einziges Fahrzeug war ihm bislang entgegengekommen. Jetzt beschleunigte er mit minimalem Druck aufs Gaspedal, zog an einem alten Nissan vorbei und überholte beim selben Vorgang noch zwei weitere Autos. Die Umdrehungen des starken Motors gaben ihm nach und nach die Selbstsicherheit zurück.
    Dann schien plötzlich Julias bleiches Gesicht vor ihm auf. Er  wischte es jäh zur Seite und zwang sich, stattdessen an das Siegerpodest von Monza zu denken. Es schien einer anderen Welt anzugehören, obwohl er erst vor einer Woche darauf gestanden hatte.
    Roni befürchtete die ganze Zeit, dass ihm ein Krankenwagen entgegenkäme. Aber nein. Julia hat sich nur verstellt, redete er sich ein und überprüfte, ob sein Telefon eingeschaltet war, denn bestimmt würde sie ihn bald anrufen. Auf der Autobahn in Richtung Helsinki nahm der Verkehr zu. Roni fuhr nach wenigen Kilometern auf den Ring 1, den er bei der Abfahrt Vartiokylä wieder verließ. Die alte Wohnsiedlung schlummerte in der feuchten Herbstnacht. In der Kärsämöntie fuhr Roni auf das Grundstück eines großen, etwas heruntergekommenen Holzhauses, hielt neben dem antiken Aston Martin seines Vaters an und stellte den Motor ab. Dann atmete er tief durch.
    Auf dem Weg zum Haus machte
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