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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Kinsella
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runzelte irritiert die Stirn.
    »Sakis! Liebling, ich bin ein bißchen in Eile …«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Nirgends Bestimmtes. Nur zum Shopping.«
    »Warum denn das? Ich habe dir doch in Paris Kleider gekauft.«
    »Das weiß ich, Schatz. Aber ich wollte dich heute abend mit etwas Neuem überraschen«, gurrte sie mit überzeugender Zärtlichkeit in das Telefon. »Etwas Elegantes, Aufreizendes …« Mit einem Mal hatte sie eine Eingebung. »Und weißt du, Sakis«, fügte sie behutsam hinzu, »ich habe mich gefragt, ob es nicht eine gute Idee wäre, in bar zu bezahlen, damit ich einen guten Preis bekomme. Ich kann vom Hotel aus doch Geld abheben, oder? Von deinem Konto?«
    »Einen gewissen Betrag schon. Ich glaube, bis zu zehntausend Pfund.«
    »Ich brauche nicht annähernd soviel!« lachte sie amüsiert. »Ich brauche nur genug für ein Ensemble! Also maximal fünfhundert.«
    »Und wenn du es gekauft hast, kehrst du geradewegs ins Hotel zurück!«
    »Aber natürlich, Schatz.«
    »Dein ›natürlich‹ kenne ich schon. Aber diesmal darfst du nicht zu spät kommen, Fleur. Hast du verstanden? Keine Verspätung!« bellte er in militärischem Befehlston heraus, und Fleur fuhr in stummer Verärgerung zusammen. »Es ist alles schon geregelt. Leonidas wird dich um drei Uhr abholen. Der Helikopter fliegt um vier Uhr los. Unsere Gäste kommen um sieben. Du mußt fertig sein, um sie zu begrüßen. Ich möchte nicht, daß du wieder zu spät bist wie das letzte Mal. Das war … das war ungehörig. Hörst du überhaupt zu? Fleur?«
    »Aber natürlich höre ich zu! Oh, da klopft jemand. Ich schaue mal schnell, wer es ist …« Sie wartete ein paar Sekunden und legte dann entschlossen den Hörer auf. Eine Minute später hob sie ihn wieder ab.
    »Hallo? Könnten Sie bitte jemanden für mein Gepäck raufschicken?«
    Unten im Hotelfoyer ging es ruhig zu. Die Frau von »Take Hat!« sah Fleur an der Boutique vorbeigehen und winkte ihr zu, aber Fleur bemerkte sie gar nicht.
    »Ich würde gern auschecken«, sagte sie, sobald sie die Rezeption erreicht hatte. »Und Geld abheben. Das Konto läuft unter dem Namen von Sakis Papandreous.«
    »Ah ja.« Die schicke, blonde Empfangsdame blickte kurz auf ihren Computer und lächelte Fleur dann freundlich an. »Wieviel hätten Sie denn gern?« Fleur strahlte zurück.
    »Zehntausend Pfund. Und könnten Sie mir bitte zwei Taxis bestellen?« Die Frau schaute überrascht auf.
    »Zwei?«
    »Eines für mich, eines für mein Gepäck. Mein Gepäck geht nach Chelsea.« Unter ihrem Tüllschleier senkte sie den Blick. »Ich muß zu einem Gedenkgottesdienst.«
    »O je, das tut mir leid.« Die Frau reichte Fleur die Hotelrechnung, die mehrere Seiten umfaßte. »Jemand Nahestehendes?«
    »Noch nicht.« Fleur unterschrieb die Rechnung, ohne sich die Mühe zu machen, sie nachzuprüfen. Sie sah zu, wie die Kassiererin dicke Geldbündel abzählte und dann in zwei Briefumschläge steckte. Sie nahm sie geradezu zärtlich entgegen, verstaute sie in ihrer Ospreytasche und verschloß diese wieder. »Aber man weiß ja nie.«
    Richard Favour saß mit geschlossenen Augen in der ersten Bankreihe der St. Anselmkirche und lauschte den Geräuschen der Menschen, die allmählich die Kirche füllten – gedämpftes Flüstern und Schlurfen, das Klacken von Absätzen auf dem Fliesenboden und »Jesu, Joy of Man’s Desiring«, das leise auf der Orgel gespielt wurde.
    Er hatte »Jesu, Joy of Man’s Desiring« immer gehaßt; der Organist hatte es bei ihrem Treffen vor drei Wochen vorgeschlagen, nachdem offensichtlich geworden war, daß Richard sich nicht an ein einziges Orgelstück erinnern konnte, das Emily besonders gefallen hatte. Es hatte betretenes Schweigen geherrscht, während Richard sich vergebens das Hirn zermartert hatte, bevor der Organist taktvoll gemurmelt hatte: »›Jesu, Joy of Man’s Desiring‹ ist immer sehr beliebt …«, und Richard erleichert zugestimmt hatte.
    Nun runzelte er unzufrieden die Stirn. Gewiß hätte er sich etwas Persönlicheres ausdenken können als diese schwülstige, allzu beliebte Melodie. Als ausgesprochene Musikliebhaberin war Emily immer gern in Konzerte gegangen, sofern es ihr Gesundheitszustand zuließ. Hatte sie sich denn nie einmal mit leuchtenden Augen zu ihm gewandt und gesagt: »Ich liebe dieses Stück, du nicht auch?« Er kniff die Augen zusammen und versuchte sich zu erinnern. Aber das einzige Bild, das vor seinem inneren Auge erschien, war das von Emily, wie sie mit trübem
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