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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Kinsella
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Hotelgast stehen Ihnen auf alle unsere Preise fünfzehn Prozent Ermäßigung zu.«
    »Was immer.« Fleur gähnte verhalten. »Hauptsache, es kann alles auf die Rechnung gesetzt werden.«
    »Ich werde das sofort für Sie erledigen.«
    »Gut.« Während die Verkäuferin aus dem Raum eilte, wandte Fleur sich um und schenkte dem jungen Haarstylisten ein hinreißendes Lächeln. »Jetzt gehöre ich ganz Ihnen!«
    Ihre tiefe, melodiöse Stimme klang merkwürdig akzentfrei. Der Friseur vermeinte, auch einen leichten Spott herauszuhören, und er errötete zart, als er zu ihr herüberkam. Er stellte sich hinter sie, faßte ihr Haar mit einer Hand zusammen und ließ es in einer schweren, rotgoldenen Bewegung wieder fallen.
    »Ihr Haar ist in einem sehr guten Zustand«, meinte er unbeholfen.
    »Ja, nicht wahr?« erwiderte Fleur selbstgefällig. »Ich hatte immer gutes Haar. Und eine gute Haut natürlich.« Sie schob ihren Hotelbademantel leicht zur Seite und rieb die Wange zärtlich an der blassen, samtigen Haut ihrer Schulter. »Für wie alt würden Sie mich schätzen?« fügte sie unvermittelt hinzu.
    »Ich möchte nicht … ich würde nicht …«, verhaspelte sich der junge Mann.
    »Ich bin vierzig«, sagte Fleur träge. Sie schloß die Augen. »Vierzig«, wiederholte sie, als würde sie meditieren. »Da kommt man ins Grübeln, finden Sie nicht?«
    »Sie sehen nicht …«, begann der Haarstylist mit linkischer Höflichkeit. Fleur öffnete ein funkelndes, katzengrünes Auge.
    »Ich sehe nicht wie vierzig aus? Wie alt denn dann?«
    Verlegen erwiderte der Haarstylist ihren Blick. Er öffnete den Mund, schloß ihn dann aber wieder. In Wahrheit, dachte er plötzlich, konnte man diese Frau gar keinem Alter zuordnen. Sie wirkte alterslos, klassenlos, unbestimmbar. Als sich ihre Blicke trafen, erfüllte ihn ein freudiger Schauer; eine jähe Gewißheit, daß dieser Augenblick irgendwie bedeutsam war. Seine Hände zitterten leicht, er ergriff ihr flammendrotes Haar und ließ es durch die Finger gleiten.
    »Sie sehen so alt aus, wie Sie aussehen«, flüsterte er heiser. »Zahlen kommen da nicht ins Spiel.«
    »Süß!« meinte Fleur darauf nur. »Und nun, Schätzchen, wie wär’s, wenn Sie mir ein Glas Champagner bestellen würden, bevor Sie mit dem Frisieren beginnen?«
    Etwas enttäuscht ließ der Stylist die Hände sinken und ging gehorsam zum Telefon. Während er wählte, ging die Tür auf, und die Frau von »Take Hat!« trat mit einem Stapel Hutschachteln wieder ein. »So, da wären wir«, rief sie atemlos aus. »Wenn Sie hier bitte einfach nur unterschreiben würden …«
    »Ein Glas Champagner, bitte«, sagte der Stylist. »Zimmer 301.«
    »Ich habe mich gefragt«, wandte sich die Verkäuferin vorsichtig an Fleur, »ob Sie wirklich alle sechs Hüte in Schwarz wollen? Momentan sind einige tolle Farben aktuell.« Sie tippte sich nachdenklich gegen die Zähne. »Es gibt da ein bezauberndes Smaragdgrün, das zu ihrem Haar einfach umwerfend aussehen müßte …«
    »Schwarz«, erwiderte Fleur entschieden. »Ich bin nur an Schwarz interessiert.«
    Eine Stunde darauf betrachtete Fleur sich im Spiegel, lächelte und nickte. Sie war mit einem schlichten schwarzen Kostüm angetan, das maßgeschneidert war. An ihren Beinen schimmerten hauchdünne schwarze Strümpfe; die Füße steckten in diskreten schwarzen Schuhen. Das Haar war zu einem beispielhaften Nackenknoten zusammengefaßt, zu dem der kleine schwarze Hut vortrefflich paßte.
    Die lachsfarbene Seide unter ihrer Kostümjacke bildete den einzigen Farbtupfer. Fleur trug aus Prinzip stets etwas Farbe, egal wie düster die Bekleidung oder der Anlaß waren. Unter lauter trübseligen schwarzen Kostümen würde ein winziger lachsfarbener Sprenkel den Blick unbewußt auf sie lenken. Die Leute würden sie bemerken, ohne den Grund dafür genau zu kennen. Und genauso sollte es sein.
    Noch immer in ihr Spiegelbild vertieft, zog Fleur den Tüllschleier über das Gesicht. Der selbstgefällige Ausdruck wich einer tiefen, unergründlichen Trauer. Eine Weile starrte sie sich wortlos an. Sie nahm ihre schwarze, lederne Ospreytasche und hielt sie unauffällig an ihre Seite. Einige Male nickte sie und beobachtete, wie der Schleier geheimnisvolle Schatten auf ihr blasses Gesicht warf.
    Dann klingelte plötzlich das Telefon und holte Fleur in die Wirklichkeit zurück.
    »Hallo?«
    »Fleur, wo hast du gesteckt? Ich habe versucht, dich anzurufen.« Die tiefe griechische Stimme war unverkennbar. Fleur
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