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Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall
Autoren: Margot Berger
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»Ach ja, das habe ich ganz vergessen.« Jensen zückte sein schweres Schlüsselbund, ließ Schlüssel für Schlüssel durch die Finger gleiten und sortierte einen aus.
    »Hier, der ist neu.« Er zeigte Luisa einen schmalen, flachen Schlüssel und schloss die Tür auf. »Ich habe ein neues Schloss einbauen lassen. Einbruchsicher. Für dich lasse ich noch einen Schlüssel nachmachen.«
    Zufrieden betrachtete Kai Jensen die Tür, bevor er sie aufstieß. »Man liest so viel über Satteldiebe. Es hat schon zwei Ställe erwischt hier in der Gegend. Alles weg. 45 Sättel.«
    »Was? Was machen die denn mit so vielen Sätteln?« »Reiten«, antwortete Herr Jensen trocken. »Das heißt, erst mal natürlich verkaufen.«
    »Das wären ja bei uns...« - Luisa warf einen Blick in die Sattelkammer und zählte leise durch - »fast 20 Stück. Die kann doch niemand mitnehmen!«
    »Hast du eine Ahnung, Luisa. Das sind Profidiebe.« Jensen hob den Voltigurt vom Holm und legte ihn auf ihre Schulter. »Die fahren mit großen Transportern vor, räumen ruck, zuck die ganze Sattelkammer leer und sind über alle Berge. Die verkaufen alles ins Ausland. Oft auf Vorbestellung.«
    Kai Jensen hatte mit einem bestohlenen Kollegen gesprochen, der am Boden zerstört war. Jensen wusste selbst, wie schwer es war, mit einem Reitstall Geld zu verdienen. Ständig Ausgaben für den Tierarzt. Und das Futter wurde auch immer teurer. Wenn man dann noch ausgeraubt wurde . . .
    Nicht auszudenken, dass ihm das passierte! Ohne Sättel und Zaumzeug war er ruiniert. Dann konnte er statt Reitunterricht lustige Workshops veranstalten: »Trensen stricken aus Strohbändern«.
    Nein, er musste sich rechtzeitig gegen diese Brüder wappnen. Lieber jetzt in den sauren Apfel beißen und ein teures Schloss einbauen lassen, als später vor der ausgeräumten Sattelkammer zu stehen.
    »Vorbeugen ist besser«, sagte Jensen zu Luisa und sah auf die Uhr. »Ich schließe hier wieder ab. So, und jetzt lege ich mich noch bis drei Uhr aufs Ohr. Bis später.« Luisa holte Flecken-Paula aus der Box und band sie rechts und links in der Stallgasse an, direkt unter der Heuluke. Die Knabstrupper Stute mit den lustigen braun-weißen Flecken war Luisas Lieblingspferd. Zuerst stand die Stute ganz still, als Luisa ihr Fell mit dem Striegel bearbeitete, doch schon bald wurde das Pferd unruhig.
    »Was hast du denn?«, fragte Luisa. Sie blickte forschend die Stallgasse hinunter. Auch die anderen Pferde spitzten jetzt die Ohren. Rocky und Nappo, die dösend im Stroh lagen, stemmten sich aus der Einstreu hoch und schüttelten sich die Halme aus dem Fell. Flecken-Paula legte den Kopf zurück und beobachtete die Deckenbalken.
    »Cool bleiben, Paula!« Luisa lachte. »Wahrscheinlich ist Blaumann oben wieder auf Mäusejagd.«
    Luisa hört nicht, dass die vordere Eingangstür leise aufgeschlossen wird. Jemand schleicht die Bodentreppe hinauf. Gewandt und zielsicher bewegt er sich, wie jemand, der sich auskennt. Steigt über Strohballen hinweg zur Außenmauer, nimmt zwei lockere Mauersteine heraus und holt einen klein gefalteten schwarzen Umhang aus der Lücke. Bewegt sich geräuschlos auf den Holzdielen. Mit großen Schritten vermeidet er die Bretter, von denen nur Eingeweihte wissen, dass sie knarren. Auf Zehenspitzen schleicht er zur Heuabwurfluke. Unter sich auf der Stallgasse sieht er Luisa, die soeben bei Flecken-Paula Decke und Gurt auflegt. Er wirft sich den Dracula-Mantel über, zieht die Kapuze übers Gesicht und schaltet einen kleinen Kassettenrekorder ein. Dann hängt er sich aus der Öffnung, reißt die Arme mit den Fledermausärmeln hoch und heult Furcht erregend.
    Luisa erschrickt zu Tode, als plötzlich ein schwarzer Kapuzenkopf aus der Bodenluke schießt. Wie versteinert steht sie unten, während der Vampir um sich schlägt, heult und schreit.
    Paula springt zurück. Die Stute schnaubt voller Panik, zerrt und reißt an den Anbindestricken. Die anderen Pferde stoßen aufgeregte Schnorchellaute aus.
    Mit zitternden Fingern umklammert Luisa die Griffe des Voltigiergurtes. Hilfe suchend sieht sie sich um. Die Tür zum Hof ist nahe. Nichts wie weg! Luisa will losrennen. Doch ihre Beine sind wie gelähmt. Nein, sie kann Paula nicht allein lassen und die anderen Pferde auch nicht.
    In diesem Moment dröhnt ein höhnisches Lachen vom Heuboden, wie aus einer Eisenkehle. Dann eine verzerrte Metallstimme. »Ich habe die Macht. Du musst tun, was ich will. Sonst geht es deinem Pferd schlecht.«
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