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Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall
Autoren: Margot Berger
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hat dir doch bestimmt Reiterfutter eingepackt.«
    Hilla Steffen winkte ab. »Ist doch egal, wer es aufisst. Aber denk auch an dich, schließlich ist heute ein langer Tag.«
    Luisa schwang sich aufs Fahrrad.
    »Geht in Ordnung, Oma«, rief sie über die Schulter und fuhr über ihre Heimatstraße Buchengrund in Richtung keiterhof Birkenhain.
    Luisa genoss die Fahrt. Die Gräben entlang der Straße waren übersät mit gelben Birkenblättchen, die aus dem träge stehenden Wasser ein Kunstwerk machten. Die Gärten lagen schon fast im Winterschlaf. Stauden und Blumen waren säuberlich abgeschnitten, nur gelbe und blaue Herbstastern blühten noch vereinzelt. In den Häusern brannte trotz des frühen Nachmittags Licht. Luisa stellte sich vor, dass es hinter den Fenstern gemütlich warm war, dass die Kinder sich in eine Sofaecke kuschelten und spannende Bücher lasen.
    Wie konnte man den November nur grau und grauenvoll finden? Die meisten Menschen klagten über das trübe Wetter, fanden es entsetzlich und abstoßend. Luisa nicht. Vielleicht lag es daran, dass sie überall Motive für ihren Zeichenblock entdeckte? Luisa war eine begabte Malerin.
    Diesen feuchten Nebeltag fand sie auf seltsame Weise romantisch. Beim Vorbeifahren streifte ihr Blick die Baumkronen. Ahorn, Birken und Buchen hatten schon ihr Laub abgeworfen. Nur wenige Eichen saßen noch voller Blätter, die sich an den Zweigen festklammerten und dem Winter trotzten. Durch die grauen Nebelschleier wirkten die Blätter weit entfernt und verschwommen, als lägen sie auf dem Grund eines Sees. Die Baumgruppen mit den nebelumwaberten Kronen begleiteten Luisa bis zum Reiterhof.
    Sie nahm sich vor noch heute Abend das Bild mit Kohlestift auf ihrem neuen Block festzuhalten, als sie die Einfahrt zum Hof herunterrollte. Dass ihr in wenigen Stunden die Lust am Malen vergangen sein würde, das konnte Luisa ja nicht ahnen.
    Der Fahrradständer stand völlig leer da. Das war immer so an den Tagen mit Voltigierunterricht, wenn Luisa als Erste kam. Während der Mittagsruhe durfte sie allein im Stall das Voltigierpferd Flecken-Paula fertig machen. »Das ist eine Riesenausnahme«, hatte Herr Jensen zu ihr gesagt, als er ihr feierlich den Schlüssel zur Sattelkammer gab. »Weil ich weiß, dass ich mich auf dich hundertprozentig verlassen kann.«
    Luisa ging über den Hof zum Hintereingang. Vorne war abgeschlossen, bis Herr Jensen von seinem Mittagsschlaf aufstand. Er legte sich mittags hin, weil er schon früh um fünf Uhr auf den Beinen war und bis spätabends Reitstunden gab.
    Die hintere Stalltür aus Drahtgeflecht lehnte Jensen nur an. Von innen legte er den Bügel so vor, dass man ihn, wenn man den Trick kannte, mit einer Reitgerte durch die Maschen hindurch anheben konnte.
    Luisa öffnete die Hintertür mit dem alten Trick und schloss sie wieder. Leise ging sie durch die Stallgasse, um die Pferde nicht zu stören. Einige lagen lang ausgestreckt in ihren Boxen.
    Die braun-weiß gepunktete Knabstrupper Stute Flecken-Paula sah aufmerksam hoch, als Luisa kam. »Gleich, Paula«, flüsterte Luisa und strich ihr im Vorbeigehen über die Nase.
    Vor der Sattelkammer fingerte sie den Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schloss.
    »Was ist das denn?«, murmelte Luisa, als der Schlüssel sich nicht drehen ließ. Klemmte er? Oder war gar nicht abgeschlossen? Luisa drückte die Klinke herunter und rüttelte daran. Abgeschlossen.
    War es überhaupt der richtige Schlüssel? Sie zog ihn heraus und betrachtete ihn. Doch, es war der gute, alte Sattelkammerschlüssel. Unschlüssig drehte sie ihn in der Hand. Sollte sie Herrn Jensen wecken?
    Der würde sich freuen! Bisher hatte sie ihn nur einmal mittags geweckt. Damals stand der Haflinger Nappo keuchend in der Box, die Nüstern geschwollen, er bekam kaum Luft. Tierarzt Teichmüller musste kommen. Eine Wespe hatte Nappo gestochen, da half nur eine schnelle Spritze zum Abschwellen. Damals hatte Kai Jensen Luisa sehr gelobt, weil sie ihm sofort Bescheid gesagt hatte.
    Nun also der Schlüssel.
    »Hilft nichts«, sagte Luisa mit einem Blick auf das Schloss. Schließlich kamen die Voltikinder in einer halben Stunde. Sie drückte den Knopf, der in Jensens Wohnung überm Stall die Klingel auslöste.
    Gähnend erschien Jensen ein paar Minuten später in der Tür. Er hatte rasch einen alten Pullover übergezogen. »Na?«, fragte er nur.
    »Der Schlüssel passt nicht.« Luisa zeigte auf die Sattelkammer.
    Der Stallbesitzer kratzte sich am Kopf.
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