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Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute

Titel: Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute
Autoren: Margot Berger
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fünf. Die Feuerwehr hatte vier dabei. Zwei Stallkarren schieden aus, weil die Räder wackelten.
    Bei Jules erstem Versuch stellte sich heraus, dass die Mädchen zum Schieben nicht infrage kamen. Mehr als zwei Sandsäcke konnten sie unmöglich in der Karre anheben und schieben, denn diese hatten ein Gewicht von über 40 Kilo.
    Die Männer schafften fünf Säcke, hätten auch noch mehr bewältigt. Aber beim Test mit sechs Säcken brach die Radaufhängung einer Schubkarre. Zum Glück erschien genau zum richtigen Zeitpunkt Herr Löwe, ein Mann wie ein Kleiderschrank, der neben dem Reiterhof am Birkenweg wohnte. Dankwart Löwe war berühmt für seine Handwerkskünste.
    Er sah sich den Schaden an, murmelte »Das haben wir gleich«, holte Werkzeug aus seinem Haus, setzte sich mit den drei kaputten Schubkarren in die Stallgasse und brachte sie wieder zum Laufen.
    Etwas später kam noch der Humanmediziner, der neben Löwes wohnte. Über Mittag blieb seine Praxis geschlossen. »Humanmediziner« bedeutete Menschenarzt und genau das war Dr. Völker.
    Er hatte die Sandsack-Aktion von der Straße aus gesehen. Als erste Hilfe brachte er einen Karton Energiedrinks mit. Außerdem einen Spaten. Dr. Völker krempelte die Ärmel hoch und packte ohne langes Gerede mit an. Er fürchtete, dass sein Keller voll laufen könnte, und freute sich über den Einsatz der Feuerwehr.
    Alle paar Minuten unterbrach der Mediziner die Arbeit, um seine beschlagene Brille zu putzen.
    »Lassen Sie das Ding doch runter«, sagte Conny, bückte sich nach einem neuen Jutesack und hielt die Öffnung für Dr. Völker auseinander.
    Er lachte und schob das Gestell wieder auf die Nase. »Geht nicht. Ohne bin ich blind wie ein Maulwurf.«
    Der Maulwurf! In der Aufregung hatte Conny ihn fast vergessen. Wie er wohl mit dem Regen fertig wurde? Conny blinzelte zu Dr. Völker hoch und sogleich lief Regen in ihre Kapuze. Sie machte eine Kopfbewegung zu den Wiesen mit den Maulwurfshügeln hin.
    »Wissen Sie, ob Maulwürfe schwimmen können?«, flüsterte sie mit einem Seitenblick auf Herrn Jensen. »Ich meine, wenn Wasser in ihre Gänge kommt?«
    »Keine Ahnung. Aber unter der Erde können sie dann sowieso nicht bleiben. Sie werden rauskriechen und flüchten.« Dr. Völker schippte weiter Sand in den Sack. »Aber wohin? Die können doch nichts sehen... « Conny hoffte, dass Grabowski nicht halbblind durch die Gegend tapste und dabei Herrn Jensen vor die Füße lief.
    Niemand dachte an eine Pause. Obwohl jedes Mädchen trotz wasserdichter Jacke nach zwei Stunden nass bis auf die Haut war, weil der Regen beim Arbeiten in Ärmel und Kragen lief. Aber es war warm und beim Sandschippen kam man so ins Schwitzen, dass man die Nässe kaum spürte.
    Wehrführer Benno kannte sich jedoch mit »Zivilisten« aus, die sich überschätzten.
    Am frühen Nachmittag schickte er die Mädchen nach Hause. Zum Umziehen, Ausruhen und Essen. Das heißt, er jagte sie fast davon. Nur widerstrebend ließen sie sich vom Sandhaufen vertreiben.
    Wie klug seine Anordnung war, sahen die Mädchen auf dem Nachhauseweg aber doch ein. Sie konnten kaum die Lenker ihrer Fahrräder halten, so sehr zitterten ihnen die Arme.
    Als sie zurückkamen, war von der Feuerwehr bereits die erste Lage Sandsäcke auf den Wall am Lottbach geschichtet worden.
    Sieben der Reitermädchen hatten von ihren Eltern Schipp-Verbot bekommen. Wegen Erschöpfung. Außerdem die Gerlach-Zwillinge und Imke Zavelstein, deren Privatpferde im Stall standen. Wie zehn Häufchen Elend standen diese Mädchen im strömenden Regen und mussten tatenlos zusehen.
    Inzwischen wurde der Sandhaufen umringt von Neugierigen, die nur mal gucken wollten.
    Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht vom drohenden Hochwasser verbreitet. Nachdem der HamburgSender 99,3 im Radio darüber berichtet hatte, kamen am Nachmittag mit der U-Bahn Schaulustige, sogar aus der Hamburger City. Freitags war früh Büroschluss. Man sah ihnen an: Sie hofften, in Großmoorstedt eine nette, kleine Katastrophe zu erleben. Live.
    Als immer mehr Menschen auf dem Hof eintrafen und im Weg standen, wurde es Benno zu bunt. Er schnappte sich acht Schaufeln und stiefelte zu einer Gruppe von Zuschauern.
    »Hier«, sagte er und drückte den zurückweichenden Menschen die Stiele in die Hände. »Vom Herumstehen werden die Säcke nicht voll. Machen Sie sich hier lieber nützlich.«
    Die Leute sahen ihn so entgeistert an, als hätte er ihnen vorgeschlagen, einen Tunnel durch die Erde bis nach
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