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Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute

Titel: Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute
Autoren: Margot Berger
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auf einmal. »Bei Überschwemmungen treiben die Dinger hoch. Imke muss in so ein Loch geraten sein. Wenn man da hineinfällt... « Er sprach nicht weiter, denn in diesem Moment erreichte die Einsatztruppe das Floß.
    Benno umfasste die zappelnde Imke und zog sie ins Boot. Fast wären die Zwillinge bei der plötzlichen Gewichtsverlagerung übers Heck ins Wasser gefallen. Sie hielten aber gerade noch die Balance.
    Kai Jensen stöhnte erleichtert. »Meine Güte. Ein offener Gully ist lebensgefährlich.«
    Was hätte alles passieren können? Bloß nicht daran denken!
    Jensen wurde übel bei der Vorstellung, dass er Vater Zavelstein erklärte müsste, warum seine Tochter im Hamburger Abwassersystem verschwunden war... Ganz glimpflich ging die Sache aber doch nicht aus. Imke konnte mit einem Fuß nicht mehr auftreten, als sie auf dem Hof abgesetzt wurde.
    Während die Feuerwehrmänner das nasse Mädchen in eine Decke hüllten und ins Krankenhaus brachten, war Luisa Steffen immer noch auf dem Heuboden gefangen.
    Sie stand am Dachfenster und drückte ihr Gesicht gegen das Glas. Jedes Detail von Imkes Unfall hatte sie beobachtet und darüber ihre eigene, verzwickte Lage vergessen. Aber jetzt kam ihr alles erneut zu Bewusstsein.
    Blaumann kratzte in seinem Korb und steckte die Nase durch die Maschen des Türchens. Luisa öffnete die Gitterklappe. »Wer weiß, wie lange wir noch warten müssen.«
    Elegant schlüpfte der Kater aus dem Korb, sprang auf einen Heuballen und reckte sich. Ihm war nach Spielen zu Mute. Er warf sich auf den Rücken und schlug mit den Pfoten nach der Longe neben ihm. Die lange Leine entrollte sich und verhedderte sich zu Schlingen und Knoten. »Hör auf, Blaumann.« Luisa hob die Leine hoch und wickelte die Longe wieder zusammen. »Wenn die hier lose herumliegt, falle ich noch darüber. Man sieht doch kaum etwas.«
    Beleidigt trabte der Kater zu seinem Trinknapf. Leer. Er miaute und sah aus seinen verschwollenen Augen zu Luisa hoch.
    Sie hielt ihm die Wasserflasche unter die Nase. »Hier, guck doch, Blaumann. Nichts mehr drin.«
    Der Kater zog ab und verschwand im Dunkel der Strohballen. Wie viele Tage hielt es eine Katze wohl ohne Wasser aus? Plötzlich lief es Luisa kalt den Rücken herunter. Wie lange konnte ein Mensch ohne Wasser leben? Sie zum Beispiel? Nicht lange, so viel wusste sie von Oma Hilla. Kaum dachte sie ans Trinken, fühlte Luisa einen unbändigen Durst. Ihr Mund war plötzlich so trocken wie ein Radiergummi.
    Noch einmal drückte und stieß sie gegen das Fenster. Sie musste hier raus. Luisa trommelte gegen die Scheibe. »Hallo! Hilfe!«
    Nichts. Auf dem Hof lief der Strom-Generator, der jedes andere Geräusch verschluckte.
    Luisa sah die Boote und Surfbretter zum Hof zurückkehren. Das Wasser stand viel höher als noch heute Morgen. Ob es am Ende schon gegen die Hoftür schwappte? Hoffentlich lief nichts auf die Stallgasse. Luisa sprang die Treppe hinunter, um nachzusehen. Platsch! Auf der untersten Stufe trat sie ins Wasser. »Lieber Himmel«, sagte sie laut.
    Ihr erstes Ziel war die Eingangstür. Immer noch verschlossen. Mit beiden Händen tastete das Mädchen sich an den Wänden des Ganges entlang, der zur Stallgasse führte.
    Dort sah sie besser, denn eine Fensterscheibe war nicht verrammelt. Dunkel glänzte die Wasseroberfläche auf der Stallgasse.
    Hoffentlich sind meine Gummistiefel hoch genug, dachte Luisa, als sie den ersten Schritt machte. Aber noch stand das Wasser niedrig, es umspielte gerade ihre Knöchel.
    Leises Gluckern begleitete Luisa, als sie mit hochgezogenen Hosenbeinen hindurchwatete. Das Stroh aus Sallys Box, das wegen des Rehs liegen geblieben war, schwamm auf der Stallgasse.
    Ihr Blick fiel auf die Tränke. Das Reh hatte gestern so begierig daraus getrunken. Warum nicht auch sie? Schon stand Luisa in Sallys Box. Sie zögerte. Wenn schon, dann wollte sie die Tränke von Flecken-Paula benutzen.
    Luisa watete ein Stück weiter die Stallgasse hinunter in die Box ihres Lieblingspferdes. Ein paar alte Heuhalme lagen im Wasserbecken. Luisa fischte sie heraus. Mit dem Pulloverärmel wischte sie den Rand sauber. Dann drückte sie die Metallzunge in dem Gefäß nach hinten, bis sich das Ventil öffnete. Leise rauschte es in der Leitung, das Becken füllte sich.
    Und Luisa trank. Als sie sich den Mund abwischte, kam sie sich fast vor wie das Reh. Dass Wasser so gut schmecken konnte, wusste sie gar nicht mehr. Blaumann wartete auf der dritten Treppenstufe. Unschlüssig
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