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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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wirklich abschätzen, wie verletzend das Ganze für ihn sein musste. Und Gregory ist für solche psychologischen Überlegungen sowieso noch zu jung und unerfahren.
    Aber ich, ich Anna Mauritz, ich hätte wissen müssen, wie solche Alpha-Tiere ticken und wie unerbittlich sie ihren Stand behaupten, selbst wenn es ihren Untergang bedeutet.
    Ich bin gerade dabei, nun doch Claras Bett abzuziehen und ihre Bettwäsche in den Wäschekorb zu werfen, als mein Handy klingelt.
    Ich bin wie elektrisiert. Ob es Chris ist? Zwischen uns herrscht wie auf Verabredung Funkstille. Er hat sich seit vorgestern nicht bei mir gemeldet, und ich traue mich natürlich nicht, ihn anzurufen.
    Aber es ist mein Vater.
    „Hallo, Nannilein.“
    „Hallo Papa.“ (Was will er nur schon wieder?)
    „Also, wir haben gestern diesen Film gesehen, diese Doku, oder wie das heißt.“
    „Hä?“ Was meint er bloß? Ich stehe auf dem Schlauch.
    „Na, mit diesem Koch da, diesem – Dings – wie hieß er noch?“
    Allmählich dämmert mir, was er meint.
    „Du meinst Ron Grimstone.“
    „Ja, den meine ich.“
    „Ach, haben sie die Sendung in Deutschland auch übertragen? Und?“
    „Das war schon – das war schon - ,“
    „Furchtbar?“
    „Nein. Ich wollte sagen: beeindruckend.“
    Ich schlucke. Höre ich Recht?
    „Das war schon recht beeindruckend, wie gut du dastandst, mein Mädchen. Ich kann ruhig sagen, ich war mächtig stolz. Meine Anna! Donnerwetter.“
    Träume ich? „Aha“, sage ich vorsichtig, „Schön, dass es dir gefallen hat.“
    „Ja. Meine Bekannten haben mich alle darauf angesprochen. Man meint allgemein, dass ich doch eine ungewöhnlich talentierte Tochter hätte. Sogar meine Tennispartner sagt das.“ Er räuspert sich.
    (Aus Verlegenheit?, denke ich).
    „Ich – äh – hätte nicht gedacht, dass man mit Kochen so viel Furore machen kann.“
    „Nein, hast du nicht“, sage ich etwas säuerlich.
    „Na ja, jetzt bin ich klüger. Also dann! Das wollte ich nur gesagt haben.“
    Dann legt er auf.
    Na also, denke ich, immerhin. Dann krame ich weiter.
    Da geht mein Handy schon wieder. Das muss Chris sein. Aber es wieder mein Vater.
    „Ja, was ich noch sagen wollte. Ich hatte mir überlegt, dass man dein hoffnungsvolles Talent vielleicht doch ein wenig fördern sollte, mit einer finanziellen Zuwendung, meine ich. Also werde ich dir das zukommen lassen, was deine Brüder auch so zum Studium bekommen haben, so als monatliche Überweisung. Die erste Rate habe ich schon überwiesen. Sie müsste schon auf deinem Konto sein.“
    Schon will er wieder auflegen, aber da rufe ich: „Papa, halt!“
    „Ja?“
    „Danke, Papa. Ich weiß das sehr zu schätzen. Ich werde mir Mühe geben, dich nicht zu enttäuschen.“
    „Schon gut, Kind, schon gut.“ Er legt auf.
    Ich setze mich auf Claras halb-abgezogenes Bett und starre durch das Fenster hinaus auf das Meer.
    Wer hätte das gedacht, dass dieses Ur-Alpha-Tier, mein Vater, so über seinen eigenen Schatten springen kann? Ein Wunder ist geschehen.
    Ich denke an den Moment zurück, in dem mich Ron vor laufenden Kameras so gelobt hat und ich vor Freude am liebsten gejubelt hätte. Ein bisschen fühle ich mich wieder wie zu diesem Moment.
    Ach, denke ich, wenn auch alles im großen Ganzen ziemlich schief gelaufen ist, bleibt mir doch dieser kostbare Schatz: das Lob von Ron und die Anerkennung meines Vaters.
    Die Sonne geht unter und es wird im Zimmer dämmrig. Ich überlege, ob ich das Licht anschalten und weiter in die Nacht herein aufräumen soll, aber ich war jetzt doch ordentlich müde. Also gehe ich in den unteren Stock, mache mir einen kleinen Imbiss aus ein paar Eiern und etwas Brot, die ich in Claras Kühlschrank aufgetrieben habe, ziehe mir eine warme Jacke an und gehe auf die Terrasse hinaus. Dort ist es immer noch angenehm lau. Ich setze mich auf einen Stuhl, sehe hinaus auf das Meer und lasse mir mein Abendbrot schmecken.
    Da lehnt sich ein Mann über den Zaun. Neben ihm steht eine Frau, vermutlich seine Gattin.
    „Können Sie uns helfen?“, fragt er, „Wir suchen ein nettes kleines Lokal. Irgendetwas, wo man schmackhaft aber preiswert essen kann. Wenn möglich, mit Meeresblick, so wie Sie ihn hier haben. Das wünscht sich meine Frau Ethel nämlich ganz besonders.“
    Ich überlege. Auf Anhieb fiel mir keins ein. Das 'Seaview' hat schließlich zu. Und so wahnsinnig preiswert war es dort auch nicht, besonders nachdem Adrian wieder zu seinen alten Gewohnheiten zurückgekehrt war. Ein,
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