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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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so weit sein. Wir denken, dass wir dann für die feierliche Eröffnung bereit sind.
    Eigentlich müsste ich wahnsinnig aufgeregt sein und gleichzeitig voller Vorfreude.
    Wenn nur nicht der dunkle Schatten über mir hängen würde; die unendliche Traurigkeit über den Bruch zwischen Chris und mir.
    Gegen vier gehe ich in mein Zimmer und ziehe das hübsche Kleid an, dass ich aus Claras Fundus heraus gefischt habe. Es ist wirklich super schön. Die Glitzerohrringe runden das Bild perfekt ab.
    Aber mein Herz liegt wie ein Bleiklotz in meiner Brust.
    Gregory kommt halb fünf von Gladys und Len herüber. Er hat eine schwarze Hose und ein weißes, frisch gebügeltes Hemd an.
    Als er mich sieht, sagt er: „Wow, Anna, du siehst aber toll aus! Willst du mich heiraten?“
    Da muss ich lachen. „Nett von dir, Gregory, aber vorerst noch nicht.“
    Ich hole das Auto aus der Garage, und wir fahren ziemlich langsam nach Snape, weil mir der Linksverkehr nicht ganz geheuer ist.
    Punkt fünf Uhr sitzen wir in der großen, modernen Konzerthalle in Snape und sehen auf den Vorhang. Unterhalb der Bühne ist eine Art Orchestergraben, in dem die Musiker sitzen.
    Nun kommen die Orchestermitglieder herein und nehmen an ihren Pulten Platz. Viele von ihnen erkenne ich aus Humphreys Lokal wieder. Da ist der Koreaner, die irische Harfenistin, auch Sally mit ihrer Querflöte. Ganz zuletzt schieben die Blechbläser hinein; die Trompeter, Posaunenisten und – ja – der Tubist.
    Während die Oboe den Stimmton angibt und die Geigen ihre Saiten stimmen, sehe ich verstohlen zu Chris hin. Es ist nicht schwer ihn zu finden, denn er hat sich für uns extra Plätze geben lassen, von denen aus man die Blechbläser besonders gut sieht. Mein Herz klopft.
    Er sieht wahnsinnig gut aus. Ich kenne ihn nur in Jeans und T-Shirt, aber jetzt trägt er einen Frack. Seine Haar hat er zu einem Pferdeschwanz zusammen gemacht. Seine ganze Ausstrahlung ist von einer ungeheuren Vornehmheit und Eleganz, so wie die eines Edelmanns in einem Kostümfilm.
    Der Dirigent betritt den Saal und verneigt sich vor dem klatschenden Publikum. Dann hebt er die Arme zum Einsatz, der Vorhang geht auf und die Oper beginnt.
    Das Bühnenbild zeigt ein Fischerdorf. So könnte Aldeburgh vor etwa hundert Jahren ausgesehen haben.
    Die Geschichte nimmt ihren Lauf. Peter Grimes wird vor Gericht geführt, weil sein Lehrling unter seiner Verantwortung gestorben ist.
    Der Sänger, der den Helden spielt, fügt sich meisterlich in die Rolle und singt wunderbar eindringlich.
    Nach und nach fühle ich mich in das Geschehen wie magisch hineingezogen. Irgendwann, ich weiß nicht wann es beginnt, habe ich das Gefühl, dass ich mich ganz mit Grimes identifiziere.
    Genau wie Grimes, bin ich an dem Verderben eines Menschen maßgeblich Schuld. Ich habe Chris' Vater in eine Verzweiflung getrieben, die so groß ist, dass er sich das Leben nehmen wollte.
    Die Musik ist genauso grandios, wie Chris es versprochen hat. An einer Stelle spielt die Tuba ein Duett mit dem Fagott, das so schön ist, dass ich merke, wie meine Augen brennen.
     An anderen Stellen muss die Tuba komplexe Rhythmen bewältigen. Chris' Finger spielen flink auf den Tasten des Instruments. Es ist wie Zauberei. Dabei hat er eine Konzentrationsfalte auf seiner Stirn, die ihn noch hinreißender macht, als er sowieso ist.
    Die Musik hört auf. Die Leute klatschen.
    Ich sehe mich um, wie jemand, der aus einem tiefen Schlaf erwacht.
    „Pause“, sagt Gregory munter, „Sollen wir uns ein wenig die Beine strecken?“
    Wir gehen hinaus aus dem Gebäude. Draußen im Grünen wandelt das Publikum umher. An einem langen Tisch, der auf das Gras gestellt ist, kann man sich mit Sekt oder Getränken erfrischen.
    Ich spendiere Gregory einen Orangensaft und genehmige mir selber ein kleines Glas Sekt.
    Gregory will plaudern. Er redet über die Sänger, das Bühnenbild, die Musik. Ihm gefällt das Ganze ungemein.
    Ich nicke nur stumm und hänge meinen Gedanken nach. Über meinen Glasrand erkenne ich, dass sich die Musiker ebenfalls ins Freie begeben haben und sich im Schatten des Gebäudes versammelt haben. Chris ist mitten unter ihnen. Ich drehe der Gruppe flink meinen Rücken zu. Hoffentlich hat mich keiner davon erkannt.
    Nach einer Weile erklingt ein Gong. Die Musiker verschwinden als erste, dann zieht das Publikum wieder in den Konzertsaal ein.
    Jetzt spitzt sich die Handlung um Peter Grimes zu. Der Held beklagt das Missgeschick, das dazu geführt hat, dass er
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