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Reisetagebuecher

Reisetagebuecher

Titel: Reisetagebuecher
Autoren: Franz Kafka
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moosig und dunkelgrün. Die Hintergrundmauer des Turmgemaches kehrt an einem nächsten Abend in Miss Dudelsack wieder. Vom dritten Akt ab Niedergang des Stückes, als sei ein Feind dahinter her

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    Reise August/September 1911

    Abfahrt 26. VIII 11 Mittag

    die schlechte Idee: Gleichzeitige Beschreibung der Reise und der innerlichen Stellungnahme zu einander die Reise betreffend. Ihre Unmöglichkeit durch einen vorüberfahrenden Wagen mit Bäuerinnen erwiesen. Die heroische Bäuerin (delphische Sibylle). Einer lachenden schläft im Schooß eine, die aufwachend winkt. Durch die Beschreibung von Maxens Gruß wäre falsche Feindschaft in die Beschreibung gekommen.

    Ein Mädchen, die spätere Alice Rehberger, steigt in Pilsen ein. Der während der Fahrt bestellte Kaffee wird für den Restaurateur durch grüne kleine Zettel, die an die Fenster geklebt werden angezeigt. Man muß ihn aber mit Zettel nicht nehmen und bekommt ihn auch ohne. Zuerst kann ich sie nicht sehn weil sie neben mir sitzt. Erste gemeinschaftliche Tatsache: Ihr eingepackter Hut fliegt auf Max hinunter. So kommen Hüte schwer durch die Waggontüren herein und leicht durch die großen Fenster wieder heraus. - Max zerstört wahrscheinlich die Möglichkeit einer spätern Beschreibung, indem er als Ehemann um der Erscheinung die Gefährlichkeit zu nehmen, etwas sagen muß, dabei das Wichtige ausläßt, das Lehrhafte hervorhebt und ein wenig verhäßlicht. -
    "tadellos, herausfeuern 0 Koma 5 Beschleunigung, prompt", Nesthäkchen im Bureau, Ansichten über Militär, Witze im Bureau (Verwechseln der Hüte im Bureau, Annageln der Kipfel), unser Witz mit der Karte, die sie in München schreiben, die wir von Zürüch an ihr Bureau schicken werden und in der es heißt: "Das Vorausgesagte ist leider eingetroffen .. falscher Zug .. jetzt in Zürich .. 2 Tage vom Ausflug verloren. " Ihre Freude. Sie erwartet aber von uns als Ehrenmännern, daß wir nichts zuschreiben. Automobil in München. Regen, rasche Fahrt (20 Min.) Kellerwohnungperspektive, Führer ruft die Namen der unsichtbaren Sehenswürdigkeiten aus, die Pneumatiks rauschen auf dem nassen Asphalt wie der Apparat im Kinematographen, das deutlichste: die unverhängten Fenster "der vier Jahreszeiten", die Spiegelung der Lampen im Asphalt wie im Fluß

    Waschen der Hände und Gesichter in einer "Kabine" auf dem Bahnhof in München.

    Koffer im Waggon gelassen. Die Angela in einem Waggon untergebracht, wo eine Dame, die mehr zu fürchten war als wir, ihr ihren Schutz anbietet, was mit Begeisterung angenommen wird.
    Verdächtig.

    Maxens Schlaf im Coupee. Die 2 Franzosen, der eine dunkle lacht immerfort, einmal darüber, daß ihn Max kaum sitzen läßt (so streckt er sich aus) dann darüber daß er einen Augenblick benützt und Max nicht liegen läßt. Max im Baldachin seines Havelocks. Die Zigaretten des andern mächtigern Franzosen. Essen in der Nacht. Eindringen dreier Schweizer. Einer raucht. Einer, der dann auch nach dem Aussteigen der andern 2 zurückbleibt, ist zuerst unwesentlich klärt sich erst gegen Morgen auf. Bodensee. Leichtsinnig wie vom Quai aus gesehn. - Die Schweiz während der ersten Morgenstunden sich selbst berlassen. Ich wecke Max beim Anblick einer derartigen Brücke wecke ich Max und verschaffe mir dadurch den ersten starken Eindruck von der Schweiz trotzdem ich sie schon lange aus innerer in äußerer Dämmerung anschaue. - Der Eindruck aufrechter, selbständiger Häuser in Gallen ohne Gassenbildung. - Winterthur. - Mann in der beleuchteten Villa in Würtemberg, der um 2 Uhr in der Nacht auf der Verande sich über das Geländer beugt. Tür ins Schreibzimmer geöffnet. - Die schon wachen Rinder in der schlafenden Schweiz. -
    Telegraphenstangen Querschnitt von Kleiderhaken. - Erbleichen der Matten bei steigender Sonne -
    Erinnerung an das strafhausähnliche Stationsgebäude in Cham, dessen Aufschrift in biblischem 6
    Ernst ausgeführt ist. Fensterschmuck scheint trotz seiner Armut gegen Vorschriften zu verstoßen.
    In zwei weit auseinander liegenden Fenstern des großen Hauses stehn vom Wind bewegt dort ein großes hier ein kleines Bäumchen.

    Lump auf dem Bahnhof in Wintertur mit Stöckchen, Gesang und einer Hand in der Hosentasche.

    Anfrage im Fenster: Wie wird Zürich die erste große schweizerische Stadt aus den Einzelhäusern gebildet sein?

    Geschäftliche Unternehmungen in Villen.

    Viel Gesang in Lindau auf dem Bahnhof in der Nacht.

    Patriotische Statistik: Flächeninhalt einer
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