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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond
Autoren: Jules Verne
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verwendet, war im Stande, rasch den Apparat wieder herauf zu ziehen.
    Um ein Uhr fünfundzwanzig Minuten Nachmittags begann das Hinabsteigen, und die Luftkammer, durch ihre Wasserbehälter hinabgezogen, verschwand unter der Meeresoberfläche.
    Die Officiere und Matrosen an Bord waren nun doppelt in Besorgniß, um die im Projectil und in dem unterseeischen Apparat Eingeschlossenen. Die Letzteren vergaßen sich selbst, und beobachteten, an die Fenster der Luken gebannt, achtsam die Gewässer.
    Es ging sehr rasch hinab. Um zwei Uhr siebzehn Minuten befand sich Maston mit seinen Genossen auf dem Meeresgrunde. Aber sie sahen nichts, als die Wüste, die weder von der Fauna noch der Flora des Meeres belebt war. Beim Schein ihrer mit starken Reflectoren versehenen Lampen waren sie im Stande, in ziemlich weitem Umfang die Wasserschichten zu beobachten. Aber das Projectil war nicht zu finden und zu sehen.
    Unbeschreiblich war die Ungeduld der kühnen Taucher. Da ihr Apparat in elektrischer Verbindung mit der Corvette stand, so gaben sie ein verabredetes Zeichen, und die Susquehanna fuhr um eine Meile weiter, mit der Luftkammer einige Meter über dem Boden.
    So durchforschten sie die ganze Ebene des Meeresgrundes, häufig durch optische Täuschungen irre geführt, die ihnen das Herz brachen. Hier ein Felsen, dort eine Bodenerhöhung kamen ihnen vor wie das mit Sehnsucht gesuchte Projectil. Dann, als sie ihren Irrthum gewahrten, sank ihnen der Muth.
    »Aber wo sind sie? wo sind sie?« rief Maston.
    Und der arme Mensch rief laut: Nicholl, Barbicane, Michel Ardan, als wenn seine unglücklichen Freunde ihn durch die undurchdringliche Umgebung hätten hören können!
    Die Untersuchung dauerte unter diesen Umständen so lange, bis die verdorbene Luft die Taucher nöthigte, wieder empor zu steigen.
    Gegen sechs Uhr Abends begann das Hinaufwinden und dauerte bis zu Mitternacht.
    »Morgen fahren wir fort, sagte J.T. Maston, als er das Verdeck der Corvette betrat.
    – Ja, erwiderte der Kapitän Blomsberry.
    – An einer anderen Stelle.
    – Ja.«
     

    »Auf beiden Seiten weiß!« (S. 203.)
     
    J.T. Maston zweifelte noch nicht am Erfolg, aber seine Genossen, die nicht mehr von der Belebung der ersten Stunden beseelt waren, begriffen bereits die ganze Schwierigkeit des Unternehmens. Was zu S. Francisco leicht schien, zeigte sich auf der Höhe des Oceans als unausführbar. Die Aussicht auf Gelingen verminderte sich in steigendem Maße, und man konnte nur noch von einem glücklichen Zufall ein Zusammentreffen mit dem Projectil erwarten.
    Am folgenden Tag, 24. December, wurde trotz der Beschwerden des vorigen Tages die Operation von Neuem vorgenommen.
     

    Triumphzug. (S. 206.)
     
    Der ganze Tag verstrich mit erfolglosem Suchen. Das Bett des Meeres war leer. Auch der 25. December brachte kein Resultat. Ebensowenig der 26.
    Das war zum Verzweifeln, wenn man an die unglücklichen, nun seit sechsundzwanzig Tagen Eingeschlossenen dachte! Vielleicht empfanden sie eben bereits die ersten Zufälle des Erstickens, wenn sie über die Gefahren des Herabsturzes glücklich hinausgekommen waren! Die Luft war ausgegangen, und damit zugleich ohne Zweifel Muth und Hoffnung.
    »Die Luft, wohl möglich, erwiderte J.T. Maston stets, aber niemals der Muth.«
    Nach zwei weiteren Tagen, am 28., war alle Hoffnung verloren. In dem unermeßlichen Meer war das Projectil ein Atom! Man mußte darauf verzichten, es aufzufinden.
    Doch wollte J.T. Maston nichts davon hören. Er wollte nicht die Stelle verlassen, ohne wenigstens das Grab seiner Freunde zu sehen. Aber der Commandant Blomsberry konnte nicht länger dabei beharren, und mußte trotz aller Einreden des würdigen Secretärs den Befehl zur Abfahrt geben.
    Am. 29. December, um neun Uhr Vormittags, fuhr die Susquehanna in nordöstlicher Richtung nach der Bai S. Francisco zurück.
    Um zehn Uhr, als die Corvette mit wenig Dampf und gleichsam wider Willen von der Unglücksstätte sich entfernte, hörte man den Matrosen, der, um das Meer zu beobachten, auf die Flaggenstangen gestiegen war, plötzlich ausrufen:
    »Eine Boje quer vor uns unterm Wind.«
    Die Officiere schauten in der angegebenen Richtung. Sie erkannten mit ihren Fernrohren, daß der signalisirte Gegenstand wirklich den Bojen glich, womit man das Fahrwasser der Baien oder Flüsse kenntlich macht. Aber, seltsamer Umstand, auf der fünf bis sechs Fuß hervorragenden Spitze flatterte eine Flagge. Diese Boje glänzte in den Sonnenstrahlen, als sei sie aus
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