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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond
Autoren: Jules Verne
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Francisco, wo man sie zur Anlegung eines unterseeischen Dammes gebraucht hatte. Und dies war ein Glück, denn sie zu fertigen hätte es an Zeit gemangelt.
    Doch war, trotz dieses vortrefflichen Apparats, trotz des Genies der damit beauftragten Gelehrten der Erfolg der Operation keineswegs gesichert. Wie viele unsichere Zufälle gab’s bei dem Bemühen, das Projectil zwanzigtausend Fuß tief aus dem Wasser emporzuheben! Sodann, selbst auch wenn es an die Oberfläche herausgeschafft wurde, wie würden wohl seine Passagiere den fürchterlichen Stoß überstanden haben, der durch die Gewässer von zwanzigtausend Fuß Tiefe vielleicht nicht hinreichend abgeschwächt wurde?
    Endlich, es war so rasch wie möglich zu verfahren. J.T. Maston drängte Tag und Nacht. Er hatte Luft, selbst das Taucherkleid anzulegen, und den Luftapparat zu probiren, um die Lage seiner muthigen Freunde zu erforschen.
    Doch verliefen, trotz allem Eifer bei Fertigung der Maschinen, trotz den bedeutenden Summen, welche die Regierung dem Gun-Club zur Verfügung stellte, fünf lange Tage, fünf Jahrhunderte! ehe diese Vorrichtungen fertig wurden. Während dieser Zeit war die öffentliche Theilnahme auf’s Höchste gespannt, Telegramme drängten sich beständig in der ganzen Welt. Die Rettung Barbicane’s, Nicholl’s und Michel Ardan’s war eine internationale Angelegenheit. Alle Völker, die sich an den Subscriptionen für das Darlehen des Gun-Clubs betheiligt hatten, nahmen directen Antheil an dem Heil der Reisenden.
    Endlich wurden die Ketten, die Luftbehälter, die automatischen Haken an Bord der Susquehanna gebracht. Maston, Murchison und die Abgeordneten des Gun-Clubs befanden sich in ihrer Cabine. Alles war zur Abfahrt fertig.
    Am 21. December um acht Uhr Abends, bei stiller See, lebhafter Kälte und Nordostwind stach die Corvette in See. Die ganze Bevölkerung von S. Francisco drängte sich auf den Quais, voll Rührung, doch stumm, die Hurrahs auf die Rückkehr versparend.
    Die Dampfkraft wurde auf den höchsten Punkt gespannt, die Schraube brachte das Fahrzeug mit reißender Schnelligkeit aus der Bai hinaus.
    Von den Gesprächen an Bord unter Officieren, Matrosen, Passagieren brauch’ ich nicht zu reden: nur ein Gedanke belebte Alle, alle Herzen schlugen mit gleicher Theilnahme. Während man so zu Hilfe eilte, was trieben Barbicane und Genossen? wie war es ihnen ergangen? Waren sie im Stande, einen kühnen Versuch zu ihrer Befreiung zu machen? Niemand konnte das sagen. In Wahrheit war ihnen jedes Mittel versagt. Zwei Lieues tief im Ocean versenkt trotzte der metallene Kerker allen Bemühungen von Seiten der Gefangenen.
    Am 23. December um acht Uhr früh, nach rascher Fahrt, mußte die Susquehanna an der Unglücksstelle ankommen. Man mußte noch bis zwölf Uhr warten, um eine genaue Aufnahme machen zu können. Man hatte die Boje, woran die Schnur der Sonde befestigt war, noch nicht aufgefunden.
    Um zwölf Uhr machte der Kapitän Blomsberry mit Hilfe seiner Officiere seine Berechnung in Gegenwart der Abgeordneten des Gun-Clubs. Einen Augenblick war man in ängstlicher Spannung. Nach genauer Bestimmung befand sich die Susquehanna westlich einige Minuten von der Stelle entfernt, wo das Projectil unter den Wogen verschwunden war.
    Die Fahrt der Corvette wurde also genau auf diesen Punkt gerichtet.
    Siebenundvierzig Minuten nach zwölf gewahrte man die Boje. Sie war unversehrt und mochte wenig ihren Platz geändert haben.
    »Endlich! rief J.T. Maston.
    – Fangen wir jetzt an? fragte der Kapitän Blomsberry.
    – Ohne eine Secunde zu verlieren«, erwiderte Maston.
    Es wurden alle Vorkehrungen getroffen, daß die Corvette sich möglichst unbeweglich hielt.
    Bevor man das Projectil zu fassen trachtete, wollte der Ingenieur Murchison erst seine Lage auf dem Meeresgrund recognosciren. Die unterseeischen Apparate, welche für diesen Zweck bestimmt waren, wurden mit Luft versehen. Das Verfahren mit diesen Maschinen ist nicht gefahrlos. Denn in einer Tiefe von zwanzigtausend Fuß unter der Oberfläche und bei einem so enormen Druck kann ein Zerreißen, ein Zerspringen eintreten, welches erschreckliche Folgen haben würde.
    J.T. Maston, Blomsberry, der Ingenieur Murchison begaben sich, ohne jene Gefahren zu beachten, in die Luftkammern. Der Commandant auf dem Steg leitete die Arbeit, bereit auf das erste Signal die Ketten inne zu halten oder herauf zu ziehen. Die Schraube war außer Wirkung gesetzt, und die volle Kraft der Maschinen auf das Winden
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