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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond
Autoren: Jules Verne
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übrig, daß man die Heroen der übermenschlichen Unternehmung zu sehen bekam.
    Die Beobachtungen Barbicane’s und seiner Freunde um den Mond herum hatten in den Stand gesetzt, die verschiedenen über den Erdtrabanten angenommenen Theorien vergleichend zu kritisiren. Diese Gelehrten hatten mit eigner Anschauung und unter ganz besonderen Umständen beobachtet. Man wußte jetzt, welche Systeme über die Bildung, den Ursprung, die Bewohnbarkeit dieses Weltkörpers man verwerfen, welche man gelten lassen sollte. Sie hatten ja in die tiefsten Geheimnisse seiner Vergangenheit, seiner Gegenwart, seiner Zukunft geblickt. Was konnte man gewissenhaften Beobachtern für Einwände machen, welche in einer Nähe von nicht einmal vierzig Kilometer den merkwürdigen Berg Tycho, das seltsamste System der Orographie des Mondes, in Augenschein nahmen? Was konnte man diesen Gelehrten entgegnen, deren Blicke in die Tiefen des Circus Plato gedrungen waren? Konnte man den kühnen Männern widersprechen, welche durch die Wechselfälle ihres Unternehmens bis zu der unsichtbaren Seite des Mondkörpers, welche bisher noch kein menschliches Auge geschaut hatte, geführt wurden? Sie waren jetzt berechtigt, der Selenographie ihre Grenzen zu stecken, welche die Welt des Mondes von Neuem gestaltete, wie Cuvier das Skelet eines Thieres der Urwelt; sie durften behaupten: Dies ist der Mond gewesen, eine bewohnbare Welt, die noch früher als die Erde bewohnt war! Dies ist der Mond, eine unbewohnbare und jetzt unbewohnte Welt!
    Zur Feier der Rückkehr des berühmtesten seiner Mitglieder und seiner beiden Genossen dachte der Gun-Club darauf, ihnen ein Banket zu geben, aber es sollte ein würdiger Triumphzug sein, würdig des amerikanischen Volkes, und in solchen Verhältnissen, daß alle Bewohner der Union sich direct dabei betheiligen konnten.
    Alle Hauptstationen der Staatseisenbahnen wurden durch Schienen mit einander in Verbindung gesetzt. Sodann wurden auf allen Bahnhöfen, die mit gleichen Fahnen beflaggt, mit den nämlichen Verzierungen decorirt waren, Tafeln mit gleichförmigen Gedecken aufgestellt. Zu bestimmten Stunden, welche der Reihe nach berechnet, mit Hilfe elektrischer auf die Secunde gleich gerichteter Uhren angegeben wurden, lud man das Volk ein, an den Tafeln des Bankets Platz zu nehmen.
    Vier Tage lang, vom 5. bis 9. Januar, wurden die Bahnzüge auf den Staatseisenbahnen eingestellt, wie des Sonntags zu geschehen pflegt, und alle Wege blieben frei.
    Nur eine einzige Locomotive, größter Geschwindigkeit mit einem Ehrenwaggon, war berechtigt, während dieser vier Tage die Staatsbahnen zu befahren.
    Auf der Locomotive, die von einem Heizer und Maschinisten besorgt wurde, hatte der ehrenwerthe Secretär des Gun-Clubs aus besonderer Gunst einen Platz.
    Der Waggon war speciell für den Präsidenten Barbicane, den Kapitän Nicholl und Michel Ardan bestimmt.
    Auf den Pfiff des Maschinisten, nach den Hurrahs, Hips und allen naturtantigen Bewunderungsausdrücken der amerikanischen Sprache, verließ der Zug den Bahnhof zu Baltimore. Er fuhr achtzig Lieues in der Stunde. Doch was wollte dies bedeuten im Vergleich zu der Geschwindigkeit, womit die drei Heroen aus der Columbiade gefahren waren?
    Also fuhren sie von einer Stadt zur anderen, fanden das Volk im Vorbeirafen bei den Tafeln, und wurden von demselben mit gleichem Zuruf begrüßt, mit denselben Bravos bewillkommnet. Dergestalt durcheilten sie den Osten der Union, Pensylvanien, Connecticut, Massachusets, Vermont, Maine und Neu-Braunschweig; den Norden und Westen, New-York, Ohio, Michigan und Wisconsin; dann wieder abwärts den Süden mit Illinois, Missuri, Arkansas, Texas und Luisiana; den Südosten mit Alabama und Florida; dann fuhren sie wieder aufwärts durch Georgien und die beiden Virginia, Indiana; endlich, nach der Station Washington kehrten sie nach Baltimore zurück, und konnten vier Tage lang glauben, sie würden von den Vereinigten Staaten Amerikas bei einem einzigen riesenmäßigen Banket gleichzeitig mit denselben Hurrahs begrüßt.
    Die Apotheose war der drei Heroen würdig, welche von der Mythenzeit unter die Halb-Götter versetzt worden wären.
    Und jetzt, wird wohl dies Unternehmen ohne Gleichen in den Annalen der Reisen ein praktisches Resultat herbeiführen? Wird man jemals eine directe Verkehrsverbindung mit dem Mond einrichten? Wird man eine Fahrteinrichtung durch den Weltraum gründen, um die Sonnenwelt in Verkehrsverbindung zu bringen? Wird man einst von einem
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