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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dunkelbraun. Sie waren auf jedem Späherschiff die Spezialisten/Experten für die Kinder.

    In der Verwaltung blätterte Gilrae – dieses Jahr biologischer Offizier – durch ein Bündel von Berichten und runzelte darüber die Stirn. Sie hatte die Kleidung schon abgelegt, die sie auf dem Planeten getragen hatte und die Schiffsbekleidung der Späher angelegt, die aus einem schmalen stützenden Streifen um die Brust und einem kurzen Rock bestand. Um ihre Knöchel hatte sie dünne Riemensandalen geschnallt. Ihr Alter war schwer zu schätzen, und seitdem Gildoran sie kannte, hatte sie sich nicht verändert. Sie war seine erste Lehrerin gewesen, als er acht Jahre alt war, aber sie sah kaum älter als Ramie aus.
    Nun aber trug ihr Gesicht harte Linien, und Gildoran meinte überrascht festzustellen, daß sie geweint hatte.

    Hat sie hier etwas – oder jemanden – gefunden, das oder den zurückzulassen sie nicht ertragen kann?

    Sie hob den Kopf und sagte: „Doran, du bist ja schon früh zurück. Ich dachte, du wärst bei der offiziellen Abschiedsfeier.“
    „Ich hatte es eigentlich vor, aber im letzten Augenblick habe ich mich dann doch anders entschieden.“
    Sie deutete auf die Berichte vor sich. „Dieses Mal werden wir knapp an Mannschaftsmitgliedern sein, Doran. Ich habe gerade eine Meldung bekommen. Gilmarin ist per Transmitter zur Zentralverwaltung gegangen – sie hatten uns benachrichtigt, daß neue Sternkarten da sind –, und dabei muß er irgendeinen Fehler gemacht haben; er ist verschwunden. Und Giltallen ist…“ Sie hörte auf zu sprechen und schluckte schwer. „Er hat eine Botschaft hinterlassen. Er kommt nicht wieder.“ Gildoran spürte, wie ihm bei dieser Antwort der Atem stockte.
    „Tallen. Wie konnte er nur? Er ist bei uns seit – wie alt ist er?
    Er ist alt…“

    „So was kommt vor.“ Jetzt verstand Gildoran Raes Tränen. Er spürte eine plötzliche intensive Aufwallung von Loyalität und ging zu der älteren Frau hin und legte seine Arme um sie. „Du darfst nicht weinen, Rae. Vielleicht ändert er seine Meinung ja noch, es sind immerhin noch zwei Stunden bis…“
    „Das wird er nicht tun. Er redet ja schon seit Jahren davon…
    wenn ein Planet dich erst einmal einfängt…“ Rae schluchzte einmal, nahm sich aber dann zusammen, um die Kontrolle über sich selbst wiederzufinden. Sie sagte ruhig: „Wir können ihn nicht verurteilen.“

    Ich schon. Ich kann es. Auch ich war versucht. Trotzdem stehe ich jetzt hier…

    Rae sagte: „Ich habe schon gedacht, wir würden dich auch verlieren, Gildoran.“
    Er schüttelte wortlos den Kopf. Jetzt, da er sich wieder an Bord und zwischen den vertrauten Dingen seines Lebens aufhielt, schien Janni nur noch eine kurze Verrücktheit zu sein.

    Anders, kein Teil von meiner Welt…

    „Planeten sind zum Weggehen da“, sagte er.
    Sie lächelte kaum merklich und dünn. „Bist du da sicher? Ich muß dich nämlich wieder losschicken, nach draußen. Alle anderen werden für den Check beim Abheben gebraucht. Warst du schon einmal in der Brutstation auf Antares Vier?“
    „Sind wir so knapp?“
    Rae nickte und sah sich nach einem kleinen Mädchen von zwölf Jahren um, das sich mit den Berichten beschäftigte.
    „Gillori, ich bin am Verdursten. Renn doch bitte los und hol mir was zu trinken, mein Schatz.“ Das Kind rannte aus der Abteilung heraus, und Rae sagte: „Wir sind verdammt knapp dran, Doran. Du weißt ja, daß von der letzten Gruppe nur zwei überlebt haben, und von der davor nur eines. Lori ist zwölf, das heißt, daß sie in einem Jahr mit ihrer Lehre anfangen kann, aber wir haben Pech gehabt. In unserer Mannschaft sind nur noch vierzig Leute, und wir haben nur vier Kinder unter fünfzehn. Außerdem… du weißt genausogut wie ich, daß einige von den Alten keine fünfzehn Jahre lang mehr vollen Dienst tun können. Eigentlich benötigen wir vier oder fünf junge Leute, die zur Übernahme bereit sind.“ Doran nickte. Er war seit seiner Kindheit dazu erzogen worden, in Zeiträumen von fünf, acht oder zehn Jahren für einen Flug zu denken.
    „Du wirst die Reise zur Brutstation auf dich nehmen müssen.“ Gildoran fuhr überrascht auf. Unter normalen Umständen wurden nur ältere Besatzungsmitglieder auf längere Reisen mit dem Transmitter geschickt. Gilrae aber redete, als sei dies ein kurzer Sprung zum nächsten Planeten, um dort Obst für das Abendessen zu holen.
    „Die Zentralverwaltung hat der Samtfalter einen Spezialkredit zur
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