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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache
Autoren: Janet Evanovich
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hochgehievt haben«, sagte Cal. »Weiter hinten im Gang steht einer. Soll ich ihn herfahren?«
    »Nicht nötig«, sagte Ranger, schob einen Tisch unter Lula und stieg darauf.
    Ihre Füße baumelten immer noch in der Luft, und sie strampelte weiter mit den Beinen.
    »Wenn du mich auch nur einmal trittst, lasse ich dich hier hängen«, sagte Ranger.
    »Hmpfh«, tönte Lula unter dem Klebeband.
    Ranger säbelte mit seinem Messer an dem Seil herum, das Seil gab nach und Lula fiel unsanft auf den Tisch. Cal kam herbeigeeilt, um sie aufzufangen, und beide gingen zu Boden.
    Ich riss Lula den Klebestreifen vom Mund, und Ranger durchschnitt das Band, mit dem ihre Arme an den Körper gefesselt waren.
    »Man hat mich betäubt«, sagte Lula. »Das muss man sich mal vorstellen. Ich wollte gerade den Müll rausbringen, und da hat er mir einen Betäubungspfeil in den Hintern geschossen. Clyde, dieser kleine Scheißer. Als ich wieder zu mir komme, baumle ich hier oben an der Decke. Ich kriege Zustände. Ich bin außer mir. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe ja schon viel schräges Zeug erlebt, als ich noch auf den Strich ging, aber so was habe ich noch nicht mitgemacht.« Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich um. »Ich krieg die Krise. Ich krieg die Esskrise. Ich brauche was zu essen.« Sie schielte nach dem Süßigkeitenautomaten am anderen Ende und rannte los. »Ich brauche Geld. Dollar, Vierteldollarmünzen, egal was. Ach, du liebe Güte, da sind ja Twinkies drin. Ich will unbedingt ein Twinkie.«
    »Und die Supermodeldiät?«, fragte ich Lula.
    »Scheiß drauf. Diese knochigen Supermodels mit ihren Zwergenärschen kann ich sowieso nicht ab. Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe.« Lula rüttelte an dem Automat. »Gibt’s hier einen Hammer?«, fragte sie. »Kann mir mal jemand helfen?«
    Ranger steckte einen Dollar in den Schlitz und Lula drückte die Taste.
    »Hallöchen, Twinkie«, sagte sie. »Hier bin ich. Lula ist wieder da.«
    Es war weit nach Mitternacht, als Morelli und ich zu Hause waren. Morelli schleppte mich die Treppe hinauf, zog mich aus und schubste mich unter die Dusche. Überall klebte Farbe an mir, gelb, rot und blau.
    »Du bist die reinste Katastrophe«, sagte Morelli, der an der Wand lehnte und mich beobachtete.
    »Geht die Farbe aus den Haaren raus?«
    »Aus den Haaren ja, aber der blaue Fleck hinten im Nacken bleibt wahrscheinlich für immer. Stell dir vor«, sagte Morelli, »ich bin zu müde zum Sex. Ich bin vollkommen alle. Ich bin nicht mal vierzig, und was hast du aus mir gemacht, ein Wrack. Ich stehe da, gucke dir beim Duschen zu, und was passiert? Nichts passiert.«
    Die Seife glitt mir aus der Hand. Ich bückte mich, um sie aufzuheben, und Morelli besann sich eines anderen, was die Einschätzung, er sei ein Wrack, betraf.
    »Rück mal ein Stück«, sagte er und schälte sich aus seinen Klamotten. »Wie ich sehe, brauchst du Hilfe.«
    Ich wachte auf und fühlte mich wunderbar. Ich schlug die Augen auf, und ich wusste, es ist alles vorbei. Keine roten Rosen und keine weißen Nelken mehr. Die Sonne schien. Vögel zwitscherten. Albert Kloughn war nicht zusammen mit der Bombe hochgegangen. Neben mir lag Morelli, er schlief noch. Das Leben war schön.
    Na gut, ich war irgendwie obdachlos, und ich hatte einen blauen Fleck im Nacken. Aber es gab Schlimmeres. Irgendwann würde ich meine Wohnung schon wieder zurückbekommen. Und in der Zwischenzeit blieb ich bei Morelli. Wer weiß, vielleicht würde ich für immer hier bleiben. Andererseits …
    Es klingelte an der Tür. Ich stützte mich auf den Ellbogen und sah auf die Nachttischuhr. Halb neun.
    Joe legte die Hände vors Gesicht und gähnte. »Hat es geschellt?«
    Ich stand aus dem Bett auf und ging zum Fenster. Auf den Treppenstufen waren Joes Mutter und seine Oma Bella. Sie schauten zu mir hoch und lächelten.
    Scheiße.
    »Deine Mutter und Bella«, sagte ich. »Geh lieber runter und frag, was sie wollen.«
    »Ich kann nicht«, sagte Morelli. »Meine Mutter würde umfallen, wenn sie mich so sähe.«
    Ich schlug das Bettlaken zurück und sah, was er meinte. Er hatte Recht. Seine Mutter würde umfallen. »Schön«, sagte ich und verdrehte die Augen an die Decke. »Dann gehe ich eben. Und du verpasst dir lieber eine kalte Dusche und kommst runter und erlöst mich.«
    Ich warf mir einen Bademantel um und fuhr mir auf dem Weg zur Treppe mit der Hand durchs Haar. Ich machte die Haustür auf und gab mir alle Mühe zu lächeln, doch
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