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Reigen des Todes

Reigen des Todes

Titel: Reigen des Todes
Autoren: Gmeiner-Verlag
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eine tragische Herz-Schmerz-Geschichte, die wird meinen Lesern g’fallen. Das werd ich groß herausbringen. Nechyba, wollen S’ nicht mit mir einen Cognac trinken?«
    »Wollen S’ mich bestechen, Goldblatt?«
    »Gehen S’, hören S’ auf! Ein Cognac ist doch keine Bestechung. Ich wollt Sie nur unter Freunden bitten, ob Sie die G’schicht nicht einen Tag zurückhalten können? Damit ich sie morgen exklusiv hab.«
    Der Inspector schmunzelte und Goldblatt bestellte zwei doppelte Cognacs. Als die beiden schweigend das ölige Elixier genossen, näherte sich ihrem Tisch eine Gestalt. »T’schuldigen, die Herren, wenn ich störe …«
    Nechyba sah auf und lachte. »Da schau her, wen hamma denn da? Der Herr Schöberl gibt uns die Ehre.« Er winkte einen Piccolo her und befahl ihm, einen Sessel zu bringen. Schöberl setzte sich und Goldblatt, der anscheinend heute die Spendierhosen anhatte, bestellte auch ihm einen Cognac.
    Schöberl war verlegen. »Herr Inspector … ich wollte Sie beide hier wirklich nicht stören. Aber ich hab was g’funden, was vielleicht interessant sein könnte.«
    »Gefunden hast was? Was denn? Und überhaupt, woher hast du gewusst, dass ich da im Landtmann bin?«
    »Na, im Polizeigebäude haben’s mir g’sagt, dass Sie höchstwahrscheinlich hier sind. Weil das Ihr neues Stammcafé ist.«
    »Meinen Leuten entgeht auch nix«, lachte Nechyba, dessen gute Laune heute schon fast unheimlich war.
    »Also, wie gesagt, Herr Inspector … Nachdem ich Sie wegen der Moravec so lange hinters Licht geführt habe, möchte ich mich jetzt rehabilitieren. Außerdem möchte ich mich dafür bedanken, dass Sie die kleine Böhmin, die Milena, nicht wegen Vagabundage einsperren haben lassen. Sie ist übrigens jetzt bei uns, bei der Saturn-Film. Und arbeitet da.«
    Nun reichte es Nechyba. Noch immer einigermaßen gut gelaunt raunzte er: »Hör auf! Deine Schweinereien interessieren mich nicht. Im Übrigen laufen sowieso Anzeigen gegen dich und den Schwarzer. Wegen Behinderung meiner Ermittlungen und wegen Herstellen und Vertrieb von Films mit pornografischen Inhalten.«
    »Künstlerische Inhalte! Mein gnädiger Herr besteht darauf, dass wir ausschließlich …«
    »Kusch, Schöberl! Bist hergekommen, um mich zu ärgern?«
    »Ganz im Gegenteil, Herr Inspector! Aus Pflichtgefühl und Dankbarkeit bin ich da. Für all das, was Sie für mich getan haben. Schaun Sie, ich hab da was gefunden. In den Sachen, die die Moravec zurückgelassen hat.« Er zog aus der Innentasche seines Sakkos ein Manuskript, das er Nechyba aushändigte. Es war in einer sehr disziplinierten, femininen Handschrift verfasst. Die Überschrift auf dem Deckblatt lautete: ›Des Edelknaben Glück und Ende. Ein Drehbuchentwurf von Stefanie Moravec‹. Nechyba pfiff durch die Zähne, blätterte um und begann zu lesen. Die Geschichte fing damit an, dass ein älterer Offizier der Deutschmeister sich in eine junge Sitzkassierin eines Kaffeehauses verliebte. Die nächste Szene spielte in einem Separee, wo er zudringlich wurde und sie ihn abwies. Die nachfolgende Szene fand in einer gut bürgerlichen Wohnung statt. Der Offizier und das Mädel waren nun offensichtlich ein Paar. Sie kamen nach Hause, er half ihr galant aus dem Mantel und danach Stück für Stück aus der Kleidung. Hier hielt Nechyba beim Lesen kurz inne und nahm einen kräftigen Schluck Cognac. Sein Gesicht glühte und er bemerkte, wie Goldblatt ihn durchdringend ansah. Er zog es vor, nichts zu sagen und stattdessen weiterzulesen. Als das Mädel splitternackt war, tanzte sie um den Deutschmeister herum, neckte ihn und zog ihn nach und nach ebenfalls aus. Plötzlich griff sich der Mann ans Herz, knickte ein, fiel um und war tot. Das Mädel war geschockt, beugte sich über den Toten und jammerte. Dann aber zog sie die Leiche an und schaffte sie mithilfe eines jungen Deutschmeister-Offiziers weg. Am Ende gab es für den Jungen einen Kuss von ihr. Nechyba warf das Manuskript auf den Kaffeehaustisch und stierte ins Leere. Nach einiger Zeit sagte er zu Goldblatt: »Also so, wie es sich da liest, ist der Vestenbrugg an Herzversagen gestorben. Die Moravec wollte das in ihrer Panik vertuschen. Deshalb hat’s mit dem Popovic Kontakt aufgenommen und der hat ihr wahrscheinlich geholfen, den Vestenbrugg zu zerstückeln und in den Donaukanal zu werfen. Warum sie so panisch geworden ist, ist mir allerdings ein Rätsel. Aber die Weibsbilder und ihre Handlungen sind mir oft ein Rätsel.«

September
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