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Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht

Titel: Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
Autoren: Johanna Lindsey
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Gewissheit, dass Norford nur wenige Stunden nördlich von London lag, spendete Rebecca ein wenig Trost. Nichtsdestoweniger hatte Lilly sich fest vorgenommen, Rebecca erst einmal genügend Zeit zu lassen, um sich am Hofe einzugewöhnen, ehe sie ihr einen Besuch abstattete. Sie wollte auf keinen Fall den Eindruck einer gluckenhaften Mutter entstehen lassen, wenngleich das der Wahrheit sehr nahe kam.
    Bei genauer Betrachtung stellte sich heraus, dass Rebeccas Berufung an den Hof nicht ihre erste Chance darstellte, ihrem Leben eine neue Richtung zu verleihen. Die erste Gelegenheit hatte sich vor fünf Jahren ergeben, als Mutter und Tochter sich darüber einig gewesen waren, wen Rebecca einmal heiraten sollte. Wenn es Rebecca gelungen wäre, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wäre ihre Einführung in die Gesellschaft hinfällig gewesen. Doch wie das Schicksal es wollte, war sie noch nicht alt genug für ihn gewesen. Die Rede war von Raphael Locke, dem Erben des Herzogs von Norford. Diese Verbindung wäre äußerst bequem gewesen, zumal es sich bei Raphael um ein besonders schmuckes Mannsbild handelte. Doch dann kam alles anders. Rebeccas Schwarm hatte einfach eine andere geehelicht.
    Eine gar herbe Enttäuschung für Mutter und Tochter. Rebecca hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als Teil der illustren Lock’schen Familie zu werden, an deren Spitze der Herzog Preston Locke stand. Preston hatte noch fünf Schwestern, die allesamt verheiratet waren. Und obwohl die fünf über das ganze Land verstreut lebten, kehrten sie regelmäßig nach Norford zurück, um ihrem Bruder einen Besuch abzustatten.
    Wie oft hatte Lilly Rebecca in schillernden Farben Geschichten von früher erzählt, als die Locke-Töchter noch zu Hause gewohnt hatten und die Familie Dreh- und Angelpunkt der ortsansässigen Gesellschaft gewesen war. Als Kind war Rebecca regelmäßig in den Genuss rauschender Bälle in Norford Hall gekommen. Es hatte nicht viel gefehlt, und Rebecca hätte sich mit Prestons jüngster Tochter, Amanda Locke, angefreundet, die nur wenige Jahre älter als sie selbst war. Noch heute bedauerte Rebecca, dass Amanda, der Familientradition folgend, auf eine entfernt gelegene Privatschule geschickt worden war. Als auch das Nesthäkchen ausgezogen war, hatte es, sehr zum Leidwesen von Mutter und Tochter, kaum noch Festivitäten auf Norford Hall gegeben. Obschon die Gemahlin des Herzogs bereits Jahre zuvor verschieden war und jede alleinstehende Frau in der näheren Umgebung mindestens ein Mal versucht hatte, das Herz des Herzogs zu erobern, war er Witwer geblieben. Der Hausherr von Norford Hall zog es vor, mit seiner betagten Mutter unter einem Dach zu leben. Irgendwann hatte Ophelia Locke es übernommen, Empfänge und Feste im Hause des Herzogs auszurichten. Dieselbe Ophelia, der es gelungen war, Raphaels Herz zu erobern, ehe Rebecca die Chance hatte, zum Angriff überzugehen.
    Somit waren es streng genommen schon zwei verpasste Gelegenheiten, Bande zwischen den Marshalls und dieser hochgradig ungewöhnlichen Familie zu knüpfen: als beste Freundin und als Gemahlin. Aber das war Schnee von gestern. Das Leben ging weiter - und zwar als Hofdame am Hofe von Königin Victoria. Rebecca war sich der Vorteile, die sich daraus ergaben, durchaus bewusst. Mit ein wenig Glück lernte sie die wichtigsten Persönlichkeiten Englands sowie Repräsentanten anderer Königshäuser kennen. Oder die Königin persönlich war ihr bei der Wahl ihres Gemahls behilflich.
    Es grenzte an ein Wunder, dass Rebeccas Garderobe noch rechtzeitig vor der Abreise nach London fertig wurde. Besonders erfreulich war, dass die Gewänder um einiges glamouröser ausgefallen waren als für ein herkömmliches Gesellschaftsdebüt. Lilly hatte weder Kosten noch Mühen gescheut und es sich nicht nehmen lassen, Rebecca und ihre Magd Flora von Norford bis zum Palast zu begleiten.
    Es war nicht das erste Mal, dass Rebecca nach London kam. Im Laufe der Jahre hatten sich mehrfach Möglichkeiten dazu ergeben; sei es, um Einkäufe zu erledigen, Pferderennen beizuwohnen, an denen der Vater von Lillys Stute teilnahm, oder  um die Vermählung einer alten Freundin der Familie zu feiern. Rebecca hatte schon viel von der Hauptstadt gesehen -mit Ausnahme des Buckingham Palace. Das war jedoch dem Umstand geschuldet, dass der Palast erst seit wenigen Jahren wieder bewohnt war.
    Als Rebecca aus der Kutsche stieg und das beeindruckende Gebäude, in dem sie die nächsten Monate oder
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