Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reid 2 Die ungehorsame Braut

Reid 2 Die ungehorsame Braut

Titel: Reid 2 Die ungehorsame Braut
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
versuchte, sie zu bekämpfen. »Vermutlich hast du recht. Rafe und ich sind nicht füreinander bestimmt. Er wird sich gewiss nicht querstellen, wenn wir die Ehe annullieren lassen. Allerdings...« Sie war kurz davor, ihren Zweifeln Ausdruck zu verleihen. Wenn sie das jedoch tat, würde ihr Vater wissen, dass sie und Rafe sich körperlich nahe gekommen waren. Sie nahm jedoch Abstand davon, wollte erst sicher sein, ob sie schwanger war oder nicht. Was, wenn sie bereits eine Fehlgeburt erlitten hatte, über die der Arzt ihre Eltern informiert hatte, und die beiden sie nun vor der traurigen Wahrheit schützen wollten?
    Mit einem Seufzen fügte sie hinzu: »Vielen Dank für das Angebot, aber lass mich bitte erst noch ein wenig darüber nachdenken.«
    »Aber natürlich doch. Am besten, du erholst dich erst einmal. Wenn du wieder auf dem Damm bist, ist noch immer genug Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.«
    Ehe er ihr Zimmer verließ, schloss er sie in die Arme. Eine echte Umarmung... wenn auch vorsichtig aus Angst, er könnte ihr wehtun. Doch Ophelia spürte, dass die Geste von Herzen kam.
    Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, ließ Ophelia ihren Tränen freien Lauf. Nach all den Jahren war es überwältigend, sich mit ihrem Vater endlich versöhnt, endlich einen richtigen Vater zu haben. Einen, der sich Sorgen machte. Es würde eine Weile dauern, bis sie sich daran gewöhnt hatte.
    Als ihr der Fisch serviert wurde, weinte sie, wie sie noch nie geweint hatte. Der Geruch bereitete ihr keinerlei Übelkeit. Jetzt gab es keinen Grund mehr, Rafe nicht mittels der Annullierung aus ihrem Leben zu streichen. O Gott, die Wunden, mit denen sie für den Rest ihres Lebens würde leben müssen, waren nichts im Vergleich dazu, ihr Kind verloren zu haben - und Rafe gleich mit dazu.

Kapitel vierundfünfzig

    D ie Ausbuchtung ist doch tiefer, als ich dachte«, sagte der Arzt, der Ophelias Kinn umfasst hielt und ihr Antlitz musterte, nachdem er die Verbände abgenommen hatte. Als er merkte, dass sie kreidebleich wurde, schob er schnell hinterher: »Kein Grund zur Sorge, ich habe nur einen Scherz gemacht!« Dann stieß er einen Seufzer aus. »Meine Gemahlin schimpft ständig mit mir, weil mir der Schalk im Nacken sitzt. Vielleicht sollte ich mehr auf sie hören. Seien Sie unbesorgt, es wird so gut wie nichts Zurückbleiben, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    Ein netter, feiner Mann. Schade, dass er nicht schon früher ihr Familienarzt geworden war, auch wenn sie glücklicherweise nur selten auf ärztlichen Rat angewiesen waren. Da er sie unnötig aufgeregt hatte, schlug er vor, noch einige Tage damit zu warten, ehe sie auch die restlichen Verbände endgültig abnahmen.
    Mary, die auf der anderen Seite des Bettes stand, versicherte ihr: »Der Doktor hat recht, Liebes. Wir sind fast umgekommen vor Sorge, aber jetzt sieht alles wieder gut aus. Wenn ich nur daran denke, was hätte passieren können... mein Gott, deine Grübchen wirken irgendwie tiefer.«
    Ophelia schüttelte innerlich den Kopf. Was redete ihre Mutter denn da?
    »Ein richtiger Charakterkopf«, sagte Sadie, die am Fußende des Bettes stand. »Und Sie sind noch immer das schönste Mädchen, dem ich je begegnet bin, also zermartern Sie sich bitte nicht das Hirn.«
    Auch die folgenden Aufmunterungsversuche schlugen fehl. Ihr vollkommenes Antlitz war nicht länger vollkommen.
    Sobald ihre Mutter den Arzt nach draußen begleitete, verließ Ophelia das Bett, um sich anzuziehen.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass der Arzt Ihnen erlaubt hat aufzustehen«, sagte Sadie entrüstet.
    »Er hat es mir aber auch nicht ausdrücklich verboten. Keine Angst, ich habe nicht vor, das Zimmer zu verlassen. Ich möchte nur ein wenig hier herumlaufen. Ein Morgenmantel reicht.«
    Solange sie keine ruckartigen Bewegungen machte, die dazu führten, dass sich die Haut um die Narben spannte, war alles in Ordnung. Der Schmerz war nun in ihrem Innern, und sie wollte nicht mehr im Bett liegen und weinen. Sie hatte die Nase voll davon.
    Erst nachdem Sadie ihr noch einige Mahnworte mit auf den Weg gegeben hatte, sie möge sich nicht überanstrengen, ließ sie Ophelia allein. Eine Weile stand sie vor dem Kamin und starrte in das Feuer. Ihre Tränen hatte nichts mit der Bettlägerigkeit zu tun. Sobald ihre Gedanken um ein Thema kreisten, das ihr zu schaffen machte, konnte sie spüren, wie ihre Augen feucht wurden. Sie versuchte krampfhaft, an nichts zu denken, was allerdings alles andere als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher