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Reid 2 Die ungehorsame Braut

Reid 2 Die ungehorsame Braut

Titel: Reid 2 Die ungehorsame Braut
Autoren: Johanna Lindsey
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zur Seite - und kollidierte mit Ophelia.
    Es wäre eine Wohltat gewesen, wenn sie aus dem Weg gedrängt worden wäre, doch das Glück hatte sie nicht. Sie fiel zu Boden, und die Pferde liefen über sie hinweg. Ein brennender Schmerz zog sich durch ihren gesamten Körper - ihre Brust, die Schulter, ihr Gesicht. Es war alles so blitzschnell gegangen, dass sie nicht sagen konnte, wo sie als Erstes getroffen worden war. Ihre Augenlider flatterten, dann schwand das Licht, und tiefe Dunkelheit hüllte sie ein.

Kapitel zweiundfünfzig

    R aphael schenkte der Menschentraube, die sich um die große Kutsche versammelt hatte, nur wenig Aufmerksamkeit. Vermutlich ein Unfall, dachte er bei sich, als er daran vorbeiritt.
    Ständig und überall kam es in London zu Unfällen, nicht nur in belebten Straßen wie dieser. Wenn niemand zur Stelle gewesen wäre, hätte er angehalten, um seine Hilfe anzubieten. Da sich aber bereits genug Menschen um das Gefährt scharten, würde er nur zum allgemeinen Chaos beitragen.
    Er suchte die Gehsteige ab, hielt Ausschau nach einem blonden Schopf, der ihm bekannt vorkam. Er hoffte, Ophelia zwischen zwei Einkäufen zu erwischen, damit er nicht in die Geschäfte gehen musste. Hier und da wurde er von Bekannten gegrüßt, nickte aber nur abwesend und ritt weiter. Ein Mann - Lord Thistle? - kam auf ihn zugeritten und blockierte einen Augenblick lang den Weg.
    »Ich wollte Sie schon aufsuchen, Locke«, sagte Thistle und riss an den Zügeln. »Beim Allmächtigen, was fühle ich mich doch schuldig. Als ich gesehen habe, wie Sie Lady Ophelia in ihrem Esszimmer geküsst haben, war ich so verdutzt, dass ich es ohne nachzudenken weitererzählt habe. Ich hoffe, dass Sie nicht wegen meines losen Mundwerks dazu gezwungen waren, sie zu heiraten. Auf der anderen Seite kann ich mir nicht vorstellen, dass es einen Mann auf Erden gibt, der traurig wäre, sie zur Frau zu haben. Aber...«
    »Schon in Ordnung«, unterbrach Raphael den ausschweifenden Zeitgenossen und versicherte ihm knapp: »Machen Sie sich keine Gedanken.«
    Rafe ritt schnell weiter und hoffte, dass er nicht noch einmal angehalten würde. Also hatte sie gelogen, und sein Vater hatte recht behalten. Es war also doch, wie er zuerst angenommen hatte. Die Gerüchte gingen gar nicht auf ihr Konto. Sie hatte lediglich die Verantwortung übernommen, damit sie ihm etwas ins Gesicht schleudern konnte...
    Jetzt war er noch mehr darauf erpicht, sie zu finden. Am Ende der Straße angekommen, wendete er das Pferd und ritt wieder zurück. Erst als er sich wieder dem Unfall näherte, der in der Zwischenzeit noch mehr Neugierige angezogen hatte, kam ihm der Gedanke, dass Ophelia sich vielleicht unter den Schaulustigen befand. Er dirigierte sein Pferd zur Seite, damit er die Menge in Ruhe absuchen konnte.
    So sehr er sich auch Mühe gab, er konnte Ophelia nirgends entdecken. Doch dann blieb sein Blick an Mavis Newbolt hängen, die im Zentrum der Menge stand und sich die Augen aus dem Kopf weinte. Er runzelte die Stirn; plötzlich überkam ihn ein eigenartiges Gefühl, und sein Hals zog sich zusammen. Ihm dämmerte, dass es sich kaum um einen Zufall handeln konnte, dass Mavis weinend auf der Straße stand, wenn Ophelia ganz in der Nähe war.
    Rafe sprang vom Pferd und bahnte sich seinen Weg durch die Menge, bis er im Zentrum ankam. Und dann sah er den Blondschopf, nach dem er die ganze Zeit gesucht hatte. Auf dem Boden. Blutverschmiert.
    »Was haben Sie getan?«, fuhr er Mavis an. »Sie vor die Kutsche gestoßen?«
    Das Mädchen schien unter Schock zu stehen. »Sie hat versucht, mich zu retten«, war alles, was sie sagte.
    Raphael hörte sie kaum. Er war bereits neben Ophelia auf die Knie gesunken, brachte aber nicht den Mut auf, sie zu berühren. Es sah aus, als wäre jeder Knochen in ihrem Körper gebrochen  Sie bewegte sich nicht, atmete kaum. Ein Hufeisen - vermutlich war einer der Nägel locker gewesen - hatte ihren Mante l und das Kleid darunter zerrissen. Der Stoff um den Riss war blutgetränkt. Er konnte nicht sagen, ob die restlichen Blutflecke von ein und derselben Wunde stammten oder ob sich noch mehr Wunden über ihren Körper zogen. Es bestand jedoch kein Zweifel, dass sie nicht nur zu Fall gekommen, sondern unter die Hufe geraten war. Auf ihrem Mantel waren mehrere Abdrücke zu erkennen.
    Die Pferde, die dafür verantwortlich waren, standen nun etwas abseits. Sie waren nach hinten gezogen worden, scheuten aber noch immer und scharrten mit den Hufen. Ein
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