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Reid 2 Die ungehorsame Braut

Reid 2 Die ungehorsame Braut

Titel: Reid 2 Die ungehorsame Braut
Autoren: Johanna Lindsey
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Mann, vermutlich der Kutscher, stand mit ausgebreiteten Armen vor den Tieren, um sie zurückzuhalten.
    Jedem, der in seine Richtung sah, erklärte er: »Ich habe alles versucht, die Pferde zu zügeln. Ein Lausbub hat einen Korken knallen lassen, worauf sie natürlich mit Panik reagiert haben. Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, ich schwöre es.«
    »Nich’ berühren, mein Herr«, hörte Raphael eine Stimme neben sich.
    »Hilfe is’ bereits auf dem Weg.«
    »Jemand hat einen Arzt verständigt, der um die Ecke wohnt. Er müsste jeden Moment eintreffen.«
    »Ich habe gesehen, wie es geschehen ist. Die beiden Mädchen sind beide über die Straße gelaufen, direkt auf die Kutsche zu. Was für ein Glück, dass es nicht beide erwischt hat.«
    »Ich hab auch gesehen, wie’s passiert ist. Hab sie gesehen und konnte gar nich’ wegschauen. Sie sieht aus wie ein Engel. Und dann ist sie einfach unter den Pferden verschwunden. Die gehören erschossen, wenn ihr mich fragt. Scheuen Pferden kann man nich’ trauen.«
    »Was für eine Schande. So ein hübsches Ding.«
    Die Stimmen schwirrten wie ein Schwarm Bienen um ihn herum. Am liebsten hätte Raphael laut geschrien, so nervtötend empfand er das Geplapper. Er musste etwas tun, konnte sie unmöglich einfach liegen lassen.
    Als er sie aufheben wollte, versuchte jemand, ihn davon abzuhalten. »Sie ist meine Gemahlin«, brummte er. Sogleich wich der Passant zurück. Raphael merkte nicht einmal, dass ihm die Tränen über die Wangen liefen. Oder dass er wie ein Irrer aussah.
    »Gott, Phelia, du darfst mich jetzt nicht verlassen«, sagte er immer wieder und betete, dass sie ihn hören konnte.
    »Ich habe eine Kutsche. Ich habe eine Kutsche. Bitte, Locke, Sie können sie unmöglich in den Sattel setzen.«
    Es war Mavis, die ihn anschrie und an seinem Mantel riss. Vor seinem Pferd angekommen, blieb er wie angewurzelt stehen. Ihm war gerade selbst aufgegangen, dass er nicht aufsitzen konnte, ohne Ophelia zu sehr zu bewegen.
    »Lord Locke?«
    Er wandte den Kopf und sah zu Mavis. »Wo?«
    »Folgen Sie mir. Es ist nicht weit.«
    Die Menge hatte sich daran gemacht, den Verkehr zurückzuhalten, damit er sicher die Straße überqueren konnte. Mavis stieg nicht in die Kutsche ein, Raphaels Blicke hatten sie eingeschüchtert. Stattdessen rief sie dem Kutscher die Adresse der Reid’schen Residenz zu. Raphael wäre es fast lieber gewesen, er hätte sie mit in sein Haus nehmen können.
    »Ich bringe Ihnen Ihr Pferd und einen Arzt.« Raphael war sich nicht ganz sicher, meinte aber, dass Mavis es ihm zugerufen hatte, als die Kutsche sich in Bewegung setzte.
    Obwohl es nur wenige Minuten dauerte, bis sie Ophelias Elternhaus erreicht hatten, kam es Raphael vor, als wäre dies die längste Fahrt seines Lebens. Gekonnt und dennoch vorsichtig bahnte sich der Kutscher den Weg durch die verstopften Straßen. Die ganze Zeit über konnte Rafe den Blick nicht von Ophelias blutverschmiertem Antlitz nehmen. Eine Wange war stark angeschwollen. Wegen des Blutes konnte er nicht erkennen, wo sich die Wunde befand. Vermutlich würde sie genäht werden müssen und eine Narbe hinterlassen. Doch das war die geringste seiner Sorgen. Im Augenblick war er sich nicht einmal sicher, ob sie leben würde.

Kapitel dreiundfünfzig

    D ie Schmerzen waren unerträglich. Mal war Ophelia, als schmerze ihr ganzer Körper, dann wieder, als könnte sie jeden Schmerz einzeln spüren. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen sein mochte. Dennoch schaffte sie es nicht, sich bis zum Bewusstsein durchzukämpfen. Jedes Mal, wenn sie es versuchte, hörte sie Stimmen, war sich aber nicht sicher, ob die Worte, die ihren Mund verließen, verständlich waren oder ob das alles eher Teil eines nicht enden wollenden Albtraums war, in dem sie gefangen gehalten wurde. Je mehr sie versuchte, sich zu konzentrieren, desto größer wurde der Schmerz. Aus dem Grund versuchte sie es nie sehr lange.
    »Du darfst jetzt nicht aufgeben, Phelia, du musst kämpfen. Denk nicht einmal daran, mir unter den Händen wegzusterben. Das erlaube ich nicht. Wach auf, damit ich mit dir reden kann.«
    Ophelia kannte die Stimme. Merkte er denn gar nicht, dass sie wach war? Warum öffneten sich ihre Augen nicht, damit sie ihn ansehen konnte? Schwebte sie tatsächlich in Lebensgefahr?
    Stimmen schwirrten ihr im Kopf herum, mal leiser, mal lauter. Sobald sie jedoch versuchte, sich auf das Gesagte zu konzentrieren, nahm der Schmerz zu, drohte sie zu
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