Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show
Autoren: Martina Hertig-Binz
Vom Netzwerk:
mein Auftritt. Warum konnte mich dieser Gott nicht beim perfekten Ritt beobachten, warum musste er genau im peinlichsten Augenblick meines Lebens auftauchen?
    „Kann ich Ihnen vielleicht zur Hand gehen?“
    Mir wurde bewusst, dass der Adonis abgestiegen sein musste, als ich seine Hand an meiner Taille fühlte. Erst deckte er meinen Hintern mit dem zerrissenen Rock zu und stellte mich anschliessend auf die Beine.
    „Ich mach‘ das schon – “ Wenn er doch nur bald verschwinden würde, damit ich meine Fassung und einen kleinen Teil meiner Würde wiederfinden könnte.
    „Hier, nehmen Sie meinen Gürtel. Damit können Sie den Rock festbinden.“
    Widerstrebend griff ich nach dem breiten Lederriemen und band ihn um. Wahrscheinlich sah ich völlig lächerlich aus, doch wenigstens waren die meisten meiner Köperteile wieder keusch verdeckt.
    „Danke“ Warum tönte meine Stimme nur so atemlos? Ich musste möglichst rasch von diesem Mann weg.
    „Ich komme jetzt alleine klar.“ Ich drehte mich um und führte Flora ans Ufer des kleinen Sees, damit sie nach dem anstrengenden Ritt ihren Durst löschen konnte.
    „Wenn ich mich vorstellen darf: Ich bin Robert Wallace, Earl of Ayrshire.“
    „Mein Lord, bitte gehen Sie, ich bin bloss eine kleine Küchenmagd, mit der Sie sich nicht unterhalten sollten.“ versuchte ich mich herauszureden und ihn loszuwerden.
    „Und wie kommen Sie wieder auf Ihr Pferd?“
    Ich blickte mit gemischten Gefühlen zum Sattel hoch. Ob ich zurück laufen sollte? Aber mein Schuhwerk war sehr unbequem und taugte nicht wirklich, um über stoppelige Felder zu pilgern. Es schien, als könne der Earl of Ayrshire meine Gedanken lesen. Ohne ein weiteres Wort griff er mir unter die Arme und liess mich auf den Sattel plumpsen. Mit einem uneleganten ‚umpf‘ kam ich auf dem Leder auf. Sogleich griff ich mit der Linken in Floras Mähne, während meine rechte Hand immer noch die Zügel umklammert hielten. Ohne mich nochmals umzudrehen ritt ich in Richtung Stall.
    Oh nein, da hatte ich mich vor dem tollsten aller Männer zur Vollidiotin gemacht. Bestimmt war er einer der Gäste und ich müsste ihm bei der Abendgesellschaft wieder unter die Augen treten. Na ja, vielleicht würde er mich nicht wiedererkennen. Schliesslich würde Anna mir eine elegante Hochsteckfrisur verpassen und mein Gesicht hatte er unter dem Matsch hoffentlich nicht richtig erkennen können.
    Schon etwas besser gelaunt näherte ich mich den Stallungen, bis die Rufe um mich herum in mein Bewusstsein vordrangen. Nein, hörte diese Demütigung denn niemals auf? Ich ritt mich buchstäblich von einer Peinlichkeit in die nächste.
    „Sind Sie verletzt my Lady?“ Zum Glück waren es nur zwei Stallburschen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich musste nur möglichst rasch reagieren, bevor mich jemand von den erhabenen Durchlauchts erspähen konnte.
    „Kein Problem, mir geht es super. Bitte reibt Flora trocken und gebt ihr eine extra Portion Hafer. Ich habe sie besonders hart geritten. Danke.“
    Damit glitt ich – zum Glück ohne Zwischenfall – vom Pferd und stapfte erhobenen Hauptes auf die nächste Seitentüre zu. Ich bog um die Ecke und prallte fast mit Lizzi zusammen.
    „Was ist denn mit Dir passiert?“ sie musterte mich mit grossen Augen von Kopf bis Fuss und als ihre Blicke bei meinem behelfsmässig festgemachten Rock anlangten, prustete sie los.
    „Psst – sei leise. Man darf mich nicht entdecken. Hilf mir lieber rasch auf mein Zimmer.“
    Mit Lizzis Hilfe – sie hatte eine neue Abkürzung entdeckt, erreichten wir umgehend unser Ziel. Als die Anspannung von mir abliess und ich mir der Ungeheuerlichkeit meines kleinen Abenteuers bewusst wurde, fing ich fast hysterisch zu kichern an. Lizzi und ich schmissen uns aufs Bett und hielten uns vor Lachen die Bäuche.
    „Mann – habe ich mich gerade zum Affen gemacht! Ich bin diesem Adonis begegnet, während ich flach auf dem Gesicht lag und ihm meinen nackten Hintern entgegenstreckte.“
    „Wie bitte? Von wem sprichst Du und warum warst Du nackt? “
    Mit etwas Abstand zum Geschehen konnte ich die Komik an der ganzen Sache erkennen. Mit viel Gekicher spielte ich Lizzi die Szene sogar vor.
    Wir hatten so viel Spass, dass wir gar nicht hörten, wie Anna zur Türe herein kam.
    „Wie sehen denn Sie aus?“
    Ich konnte Anna ihr entsetztes Gesicht nicht verübeln. Schliesslich war es ihr Job, mich bis zum Abendessen wieder vorzeigbar herzurichten und was sie mit meinem Reitkostüm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher