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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show
Autoren: Martina Hertig-Binz
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Deine Hilfe für etwas anderes: Ich habe gestern im Labyrinth mein Haarband verloren und Anna will es suchen gehen. Aber ohne Deine Hilfe wird sie dort nie wieder herausfinden. Kannst Du sie bitte begleiten?“
    Lochlann sah verstohlen zu Anna hinüber und als er ihr strahlendes Gesicht sah, fingen seine Augen zu leuchten an. Da hatte ich einer aufkeimenden Liebesgeschichte wohl etwas auf die Sprünge geholfen. Na, wer sagt’s denn. Anna würde bestimmt für Tage dankbar sein und alles tun, worum ich sie bat.
     
    ***
     
    Meine Mission war klar, ich wollte in den Stall gelangen, ohne aufgehalten zu werden. Vor allem Lizzi und die anderen Mädchen durften mich nicht sehen – aber auch niemanden von Mamas Freunden, die mich verpetzen könnten. Um meine Eltern selbst machte ich mir keine Sorgen, die hatten sich auf ihr Zimmer zurückgezogen und durch die Wand hörte ich Papa schnarchen.
    Entgegen meinen Erwartungen war es viel leichter, tagsüber ungesehen und auf direktem Wege zum Stall zu gelangen. Offensichtlich hatten sich die meisten Gäste auf ihre Zimmer zurückgezogen und die Dienstboten räumten in der Küche auf oder assen selbst zu Mittag oder drückten sich vor ihrer Arbeit und blieben lieber ausser Sichtweite. Jedenfalls kam ich ohne Probleme bei Flora an. Harry hatte mich hereinkommen sehen und bot mir sogleich seine Hilfe an. Während ich beruhigend auf Flora einredete, zurrte Harry den Gurt am Damensattel fest. Na, wenn das nur gut ging.
    „Kannst Du mich gleich hier hochheben, Harry? Ich möchte lieber hier drinnen aufsitzen, wo mich niemand sieht, falls ich mich zum Gespött machen sollte.“
    Ohne Probleme hievte er mich hoch. Zwar wirkte er nicht besonders muskulös, aber mit meinen ein Meter fünfzig wog ich schliesslich auch nur dreiundvierzig Kilogramm und Harry überragte mich um Haupteslänge.
    Das Stalltor war so gross, dass ich kaum den Kopf einziehen musste, als ich mit Flora so majestätisch wie möglich ins Freie ritt. Noch immer war niemand auf dem Vorhof und so machte ich mich davon, bevor mich noch jemand zurückhalten konnte.
    Erst musste ich testen, wie gut Flora mit dem Damensattel auf meine Befehle reagierte. Bestimmt half es, dass wir uns seit Jahren kannten und so innig miteinander verbunden waren, dass wir bei unseren intensiven Ausritten zu einer Einheit verschmolzen. Bereits nach wenigen hundert Metern erhöhten wir das Tempo deutlich, bis ich schliesslich so flach auf ihrem Rücken lag, dass meine Nasenspitze fast ihre Mähne berührte. Die weiten Felder hier waren unvergleichlich. Ganz entgegen meinen bisherigen Erfahrungen, wo ich mich stets an ausgeschilderte Pferdepfade halten musste, durfte ich hier einfach querfeldein reiten.
    Meine Hochsteckfrisur hatte dem wilden Ritt nicht standgehalten. Wie schon in der letzten Nacht genoss ich es, wie meine Haare frei wie Floras Mähne im Wind flatterten. Wir ritten einen grossen Bogen und machten schliesslich beim See Halt.
    Rasch vergewisserte ich mich, dass mich niemand sah. Gut möglich, dass ich mich beim Heruntersteigen gleich flach auf den Bauch legte. Bisher hatte ich noch nie versucht, ohne Hilfe aus einem Damensattel herauszukommen. Erst ging alles ganz gut, bis ich ein verdächtiges Reissen hörte, kurz bevor meine Füsse den Boden berührten.
    „Bleib stehen, Flora. Mein Rock hängt irgendwo am Sattel fest.“
    In diesem Moment wurde Flora durch ein Geräusch aufgeschreckt und machte einen Satz nach vorne. Durch die Wucht wurde ich zu Boden geschleudert und das Reissgeräusch warnte mich, kurz bevor der ganze Rock von der Taille abwärts weggerissen wurde.
    „Ehm, hallo.“
    Ich blickte verdattert hoch. Keine fünf Schritte entfernt sass ein Mann hoch zu Ross. Nein, das war kein Mann, das war ein Gott. Seine ebenmässigen Gesichtszüge, seine leuchtend blauen Augen, umrahmt von dichten dunkeln Wimpern, sein charakterstarker Mund, der zu einem verlegenen schiefen Lächeln verzogen war – einfach alles an ihm war perfekt. Nur sein windzerzaustes Haar liess darauf schliessen, dass dieser Mann echt war. Himmel wie peinlich, ich muss ihn wie eine Irre anstarren – genau in diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich mit nacktem Hintern am Boden lag – bitte Erde, öffne und verschlinge mich! Natürlich wurde mein Wunsch nicht erfüllt und so sah ich mich rasch nach Flora um und riss an meinem Rock, der vom Sattel herunterhing. Ich musste am ganzen Körper so rot wie eine überreife Erdbeere sein, so demütigend war mir
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