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Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze

Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze

Titel: Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
Autoren: Brian Jacques
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Stroh sowie etwas Wasser und Brot zurückgelassen hatten. Instinktiv kroch er darauf zu und spürte dann, wie etwas gegen seine Brust schlug. Es war der Schwertgriff, der an einem Seil um seinen Hals gelegt worden war. Martin hielt ihn dicht vor seine Augen und starrte ihn lange und angestrengt an. Er beschloss den Schwertgriff nicht mehr abzunehmen, nicht, weil er zum Zeichen seiner Schande dazu verurteilt worden war, sondern vor allem als stetige Erinnerung daran, dass er eines Tages die böse Katze erschlagen würde, die das Schwert seines Vaters zerbrochen hatte.
    Er machte es sich im trockenen Stroh bequem, trank etwas Wasser und nagte hungrig an dem trockenen Brot. Er war gerade wieder am Einschlafen, als über ihm Rufe zu hören waren und ein großer Tumult losbrach. Martin zog sich zum Türgitter hoch und lauschte den Geräuschen, deren Echo die Stille der Gefängniszellen durchdrang.
    »Lord Grünauge ist tot!«
    »Lady Zarina, kommt schnell, Euer Vater!«
    Man hörte das laute Knallen von Speer-Enden, die Schritte gestiefelter Pfoten, die hierhin und dorthin eilten, und das Zuschlagen von Türen.
    Zarina heulte gequält auf: »Mord, Mord! Mein Vater ist ermordet worden!«
    Aschenbein und Fortunata begannen ebenfalls zu schreien: »Mörder, Gingivere hat Verdauga vergiftet!«
    Ein wilder Tumult war losgebrochen. Martin konnte nicht genau hören, was vor sich ging. Einen Augenblick später vernahm er die Schritte schwerer Pfoten auf der Treppe; es klang nach einer größeren Anzahl von Lebewesen. Martin drückte sich an eine Seite des Türgitters, von wo aus er alles sehen konnte. Angeführt von Zarina marschierte ein wilder Haufen Soldaten mit Fackeln den Gang hinunter, ganz deutlich konnte er Aschenbein und Fortunata unter ihnen erkennen. Als sie an seiner Zellentür vorbeikamen, erblickte Martin das verwirrte Gesicht des sanften Wildkaters Gingivere. Sie hatten ihn in Ketten gelegt. Aus einer Kopfwunde rann Blut. Eine Sekunde lang trafen sich ihre Blicke, dann wurde er von den wutentbrannt vorandrängenden Soldaten mitgerissen. Ihre Gesichter waren vom flackernden Schein der Fackeln ganz verzerrt und sie riefen im Chor: »Mörder, Mörder! Tötet den Mörder!«
    Martin konnte nichts mehr sehen, denn er hatte nur das kleine Gitter in der Tür, wodurch sein Blickfeld sehr eingeschränkt war, aber er konnte genau hören, was vor sich ging. Ein Stück weit den Gang hinunter wurde eine Zellentür laut zugeworfen und ein Schlüssel im Schloss umgedreht. Zarinas Stimme übertönte den Krach: »Ruhe! Ich werde euch sagen, was jetzt zu tun ist. Mein Bruder ist zwar ein Mörder, aber ich kann ihm dennoch kein Leid zufügen. Er wird hier unten hinter Schloss und Riegel sitzen, bis seine letzte Stunde geschlagen hat. Für mich ist er von nun an tot; sein Name soll innerhalb der Mauern von Kotir nie wieder ausgesprochen werden.«
    Martin vernahm, wie Gingivere etwas zu sagen versuchte, aber seine Worte gingen sofort in einem Singsang unter, den Aschenbein und Fortunata anstimmten und in den die Soldaten sofort mit voller Inbrunst einfielen: »Lang lebe Königin Zarina! Lang lebe Königin Zarina!«
    Als der Mob wieder an Martins Gefängniszelle vorbeikam, wich er zurück. Durch das Gebrüll hindurch hörte er, wie Zarina dicht hinter der Tür mit Aschenbein sprach: »Hole Oktoberbier und Holunderbeerwein aus dem Vorratslager. Sorge dafür, dass für alle genug da ist.«
    Martin versuchte den Lärm der über ihm Feiernden zu überhören. Er lag auf dem Stroh und spürte den Druck des Schwertgriffs auf seiner Brust. Jetzt, wo auch seine letzte Hoffnung zunichte gemacht worden war, würde es für ihn ein sehr langer, harter Winter werden.

5
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    »In Wald und Wiese, in Feld und Flur
    im Frühling das Land erwacht.
    Der König der Diebe – so seht ihn nur!,
    singt jeder Vogel voll Pracht.
    Sieht mutig und sehr stattlich aus,
    so wundersam und fein.
    Doch kommt er dann zu dir ins Haus,
    schließ deine Schätze ein.«
     
    Das Sonnenlicht glitzerte auf der Wasseroberfläche des gurgelnden Baches, der den ganzen Winter über vereist und still dagelegen hatte. Schneeglöckchen und Krokusse bewegten sich sanft im warmen, von Süden kommenden Windhauch und nickten einander liebenswürdig zu. Überall hatte der Frühling Einzug gehalten. Goldgelbe Osterglocken und ihre etwas blasseren Verwandten aus der Familie der Narzissen standen zwischen den knospenden Bäumen des Waldes von Mossflower und hielten Wache. Immergrüne
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