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Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze

Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze

Titel: Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
Autoren: Brian Jacques
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Pflanzen, die dem dunklen Winter getrotzt hatten, erwachten nun zu neuem Leben.
    Gonff war gerade auf dem Rückweg von einem weiteren erfolgreichen Streifzug durch Kotir. Die Weinflaschen stießen klirrend gegen seinen breiten Gürtel, während er behände durch das erblühende Waldland hüpfte und berauscht von Frühlingsgefühlen laut vor sich hin sang:
     
    »Kuckuck, Kuckuck,
    ich wünsch dir einen guten Tag, mein Freund.
    So schlau und klug
    du weißt es wohl am besten, wie mir scheint,
    wie man die eig’nen Eier legt in and’rer Vögel Nest.
    Es ist ein Trick, der dich die anderen nasführen lässt.
    Doch schlauer noch als du bin ich.
    Nickt wahr, Kuckuck? Das wundert dich!«
     
    Das Blut rauschte kraftvoll durch Gonffs junge Adern. Wie das Wasser eines Baches gurgelte es fröhlich vor sich hin und machte ihn so beschwingt, dass er Purzelbäume schlug. Hin und wieder zog er eine Rohrflöte aus seinem Wams und spielte ein Liedchen darauf. Er tat es aus reiner Begeisterung darüber, dass er einen so herrlichen Morgen erleben durfte.
    Dann warf Gonff sich mit einem lauten Freudenschrei ins dichte Gras, wo er schweißgebadet liegen blieb und sich abkühlte. Der Himmel über ihm war zartblau mit kleinen weißen Wölkchen, die im Wind dahinjagten. Gonff stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn er auf einer kleinen, flauschigen, weißen Wolke liegen würde und sich hoch oben im sonnigen Himmel durchschütteln ließe.
    »Hedaaa, passt auf! Surr, bums, zisch! Aus dem Weg, ihr großen Wolken!« Der kleine Mäusedieb war ganz und gar in seine Phantasiewelt vertieft; er hielt sich im Gras fest und schwankte von einer Seite zur anderen.
    Die beiden Wiesel in der Rüstung der Soldaten von Kotir bemerkte er erst, als es bereits zu spät war. Mit grimmigen, diensteifrigen Blicken schauten sie auf ihn herab.
    Gonff grinste frech und dachte an seine klirrenden Weinflaschen. »Ah, aha ha. Hallo, Kumpels! Ich bin gerade auf meiner Wolke geflogen, ihr müsst nämlich wissen …«
    Der Größere von beiden stieß ihn mit seinem Speer-Ende an. »Hoch mit dir, nun mach schon! Dein Typ wird in Kotir verlangt.«
    Gonff zwinkerte ihm fröhlich zu. »In Kotir? Was du nicht sagst! Na, das ist ja schön. Hört mal, ihr beiden netten Burschen, warum macht ihr euch nicht schon mal auf den Weg und richtet ihnen aus, dass ich heute sehr beschäftigt bin, aber morgen früh gerne einmal vorbeischauen werde.«
    Die Speerspitze an Gonffs Kehle hinderte ihn daran, mit seinem scherzhaften Geschwätz fortzufahren. Der kleinere der beiden Wieselsoldaten versetzte Gonff einen kräftigen Tritt. »Nun steh schon auf, Dieb! Jetzt wissen wir endlich, wo die besten Käsesorten und der Holunderbeerwein den ganzen Winter über abgeblieben sind. Es wird dich teuer zu stehen kommen, dass du in Kotir gestohlen hast.«
    Gonff erhob sich langsam, legte eine Pfote auf seinen rundlichen kleinen Bauch und blickte mit Unschuldsmiene von einem Wachposten zum anderen. »Ich soll gestohlen haben? Ich muss doch sehr bitten, meine Herren Wiesel! Wusstet ihr denn nicht, dass der Küchenchef mir die Erlaubnis gegeben hat mir aus seiner Speisekammer zu leihen, was ich brauche? Ich hatte sogar vor, ihm aus Dankbarkeit für seinen Gefallen ein paar gute Rezepte zu schicken. Wie ich gehört habe, lassen seine Kochkünste einiges zu wünschen übrig.«
    Der große Wieselmann lachte hämisch. »Soll ich dir jetzt mal etwas sagen, Dieb? Der Küchenchef hat geschworen dir höchstpersönlich mit einem verrosteten Messer das Fell über die Ohren zu ziehen und deine Überreste gebraten zum Abendessen zu servieren.«
    Gonff nickte anerkennend. »Na prima! Ich hoffe doch sehr, dass er etwas für mich übrig lässt … Aua!«
    Die Wachposten nahmen ihn in die Mitte und hielten ihre Speere auf ihn gerichtet, als sie gemeinsam in Richtung Kotir davonmarschierten.
     
    Ein blasser Sonnenstrahl drang durch die Eisenstäbe der hohen, schlitzförmigen Fensteröffnung. Die Wände der Zelle waren so feucht, dass das Wasser an ihnen herunterrann und nur von Zeit zu Zeit drang das leise Trillern einer Feldlerche von der Ebene her an das Ohr des Gefangenen. Martin wusste, dass der Frühling nun in vollem Gange war und alles grünte und blühte. Sein Gesicht war hager und sein Körper ausgemergelt, aber die wütend blitzenden Augen des Kriegers hatten nichts von ihrem Glanz verloren.
    Martin erhob sich und ging in seiner Gefängniszelle auf und ab. Der Schwertgriff, den er noch immer um seinen
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