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Reden macht Leute

Reden macht Leute

Titel: Reden macht Leute
Autoren: Gudrun Fey
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dass Ihnen Ihr Anspruch an Ihre rhetorische Leistung im Wege steht.

Auch Sie können reden!
    Der Perfektionswahn
Reden macht Spaß!
    Es kommt nicht in erster Linie auf verbale Gewandtheit an, sondern auf Ihre Glaubwürdigkeit. Natürlich ist es erfreulich, einem Menschen zuzuhören, der präzise formuliert und ein Gespür für wirkungsvolles Sprechen hat. Wenn Sie Ihr sprachliches Ausdrucksvermögen gering einschätzen, dann imponiert Ihnen ein solcher Mensch. Doch Imponieren ist nicht Überzeugen! Ich habe erlebt, dass mich redegewandte Computerverkäufer mit ihrer Eloquenz und fachmännischem Gehabe so sehr beeindruckten, dass ich misstrauisch wurde. Ich fühlte mich fachlich unterlegen und hatte Angst, zu etwas überredet oder überrumpelt zu werden. Deshalb lasse ich mich lieber von weniger eloquenten Verkäufern beraten.
    Beispiel:
    Ich hatte einmal in einem Rhetorikseminar einen Immobilienhändler. Als kleiner Junge stotterte er stark und neigt auch heute dazu, wenn er aufgeregt ist. Er wollte nun lernen, sich so schnell und gewandt auszudrücken wie seine Kollegen im Büro, obwohl er trotz der leichten Behinderung den höchsten Umsatz hatte. Er meinte, er könne vielleicht noch erfolgreicher sein, wenn er besser reden könnte. Ich bezweifelte dies und machte ihm klar, dass gerade seine Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit überzeugen würden, weil seine Kunden bei ihm nicht den Eindruck hätten, er wolle ihnen etwas „aufschwatzen“.
    Praxis-Tipp:
    Verbale Gewandtheit beeindruckt, aber überzeugt nicht zwangsläufig. Zeigen Sie deshalb Mut zum eigenen Profil!
    Der Perfektionswahn
    Wer ihm verfallen ist, hat es besonders schwer. Der (Irr-)Glaube „je perfekter, desto überzeugender“ stellt höchste Ansprüche auf allen Ebenen:
ästhetisch schön
schlüssige Argumentation
grammatikalisch richtig
flüssig
    Diese Einstellung blockiert. Wenn Sie dauernd darum bemüht sind, keine Fehler zu machen, können Sie Ihre Stärken kaum entwickeln. Selbst wenn Sie Ihre Mängel erfolgreich unterdrücken, sind Sie keineswegs automatisch überzeugender. Wirklich überzeugendes Reden beruht auf Ihrer Ausstrahlung, Ihrer Persönlichkeit , Ihrem Engagement und Ihrer Sachkenntnis , nicht auf Perfektion.
    Reden macht Spaß!
    „Reden ist eine unangenehme Pflicht.“ Solange Sie diese Einstellung haben, werden Sie Probleme haben, andere Menschen zu begeistern. Deshalb ersetzen Sie sie durch die Formel „Reden macht Spaß.“
    Émile Coué (1857–1926) war der erste, der um die Jahrhundertwende erkannte, wie entscheidend die Einstellung bzw. die Vorstellung ist, die man in bestimmten Situationen hat. Wenn man beispielsweise über ein auf dem Boden liegendes zehn Meter langes und 25 cm breites Brett laufen sollte, hätte niemand Schwierigkeiten, weil man die Vorstellung hat, dass man dies kann. Ist das gleiche Brett jedoch als Steg zwischen den Türmen eines Domes befestigt, so kenne ich niemand, der sich zutrauen würde, von einer Seite zur anderen zu laufen. Warum? Nun, jeder hätte furchtbare Angst, hinunterzufallen und würde es trotz starken Wollens nicht schaffen. So zieht Coué die folgende Schlussfolgerung: „Wenn man sich einredet, man könne eine an sich mögliche Sache tun, so bringt man sie auch zustande, wie schwierig sie auch sei. Wenn man sich dagegen einbildet, irgendeine höchst einfache Sache nicht zu können, wird sie einem wirklich unmöglich, und Maulwurfshügel erscheinen als unübersteigbare Hochgebirge.“ Deshalb nutzen Sie die Kraft der Selbstsuggestion und beeinflussen Sie sich in positivem Sinne. Sie werden nachvollziehen können, warum sich manche Menschen vom Rednerpult ungern trennen. Sie haben nämlich erkannt, dass Reden Spaß macht, weil man durch Reden Macht über Menschen ausüben, Menschen von der eigenen Meinung überzeugen und in ihrem Denken und Handeln beeinflussen kann. Die Rhetorik gilt als Herrschafts- oder Manipulationsinstrument. Es scheint jedoch gerade diese Machtausübung zu sein, die auf manche abschreckend wirkt, weil sie keine Macht ausüben wollen. Doch „Macht“ und „Einfluss“ sind nicht gleich „Gewalt“. Macht über Menschen ist beim Reden immer von deren Offenheit und „Goodwill“ abhängig. Jederzeit können sich die Hörer geistig mit etwas anderem beschäftigen oder gar den Raum verlassen. So sind es die Hörer, die Ihnen als Rednerin oder Redner „Macht“ verleihen, die sie Ihnen auch sehr schnell wieder entziehen können.
    Reden baut immer eine
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