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Reden macht Leute

Reden macht Leute

Titel: Reden macht Leute
Autoren: Gudrun Fey
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einem Gefühl der plötzlichen heißen Wallung, ergreift Sie. Diese innere Erregung führt zu zittrigen Händen und Knien und zu einem Kloß im Hals. Sie haben den Eindruck, dass Ihr Hirn immer leerer wird. Alles, was vorher sorgsam durchdacht und vorformuliert war, ist plötzlich wie weggeblasen.
    Wozu Stresshormone gut sind
    Wie lässt sich dieses Phänomen erklären? Menschen, ebenso wie andere Säugetiere, besitzen von Natur aus ein Alarmprogramm, das von unserem Stamm- und Zwischenhirn in Verbindung mit einer Aktivierung des Sympathikusnervs immer dann ausgelöst wird, wenn man bedroht wird – zum Beispiel, wenn man sich körperlich in Gefahr befindet, sich einer ungewohnten oder mit unangenehmen Erinnerungen verknüpften Situation ausgesetzt sieht, sich beobachtet oder überfordert fühlt. Die direkte Stimulierung der Nebenniere und einiger Gehirnregionen setzt die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin frei und löst die oben beschriebenen Symptome aus.
    Die Freisetzung dieser Hormone bringt einen körperlich in Höchstform. Selbst Frauen sind dann in der Lage, einen körperlich überlegenen Angreifer in die Flucht zu schlagen, wenn mehr Noradrenalin, das Angriffshormon, ausgeschüttet wird als Adrenalin. Sie werden jedoch versuchen, blitzschnell wegzurennen, wenn mehr Adrenalin, das Fluchthormon, vorhanden ist.
    Ich stelle hier die These auf, dass bei Frauen in Bedrohungssituationen grundsätzlich mehr Fluchthormone ausgeschüttet werden. Deshalb versuchen Frauen, in Bedrohungssituationen zuerst zu fliehen. Bei Männern dagegen wird meist das Angriffsprogramm gestartet. Ob dies biologisch bedingt oder sozialisationsbedingt ist, spielt hier eine untergeordnete Rolle. Von Bedeutung dagegen ist, dass Frauen, wie Männer, in einem gewissen Maße darüber verfügen können, welches Programm bei Bedrohung ausgelöst wird. Aus diesem Grund sollten Frauen und Männer, die wissen, dass sie sehr schüchtern und ängstlich sind, auf jeden Fall einen Selbstverteidigungskurs besuchen oder eine Kampfsportart wie Judo, Karate oder Fechten betreiben.
    Wichtig: Das Alarmprogramm ist ein „ Überlebensprogramm “, wenn es darum geht, in körperlichen Bedrohungssituationen die eigene Haut zu retten.
    Das Alarmprogramm und seine Symptome
    Ein Indiz dafür, dass dieses Alarmprogramm auch beim Reden in der Öffentlichkeit Körperreaktionen auslöst, ist das Zittern der Hände und Knie. Mit den Händen könnte man zugreifen, einen Angreifer packen und zu Boden werfen. Zitternde Knie bedeuten, dass man auch die Flucht ergreifen könnte.
    Das Alarmprogramm ist von Vorteil, wenn man physisch gefordert ist, nicht jedoch, wenn man geistig leistungsstark sein sollte. Im Gegenteil, hier kann das Alarmprogramm im Großhirn Prozesse in Gang setzen, die zu den gefürchteten Blackouts führen.
    Normalerweise werden ankommende Impulse im Gehirn von Zelle zu Zelle so weitergegeben, dass der zwischen den Gehirnzellen bestehende Synapsenspalt auf elektrochemischen Weg mit Hilfe einer Transmittersubstanz überbrückt wird. Wird jedoch gleichzeitig Adrenalin beziehungsweise Noradrenalin mitgeschickt, verhindern diese Hormone das Platzen der mit Transmittersubstanz gefüllten Bläschen. Damit wird die Aktivierung der angrenzenden Gehirnzelle unterbunden, und der Impuls gelangt nicht über den Synapsenspalt. Das erlebt man als mehr oder weniger intensiven Blackout . Diese Reaktion, die das Denkenkönnen weitgehend unterbindet, ist in Situationen sinnvoll, wo es darauf ankommt, körperlich blitzschnell und instinktiv zu reagieren. Sie ist jedoch ausgesprochen hinderlich, wenn man geistig „voll“ da sein sollte. Leider können Sie dieses Alarmprogramm, das sich als Überlebensprogramm für die Menschheit bewährt hat, nicht ändern. So müssen Sie nach anderen Möglichkeiten suchen, mit diesem für Redesituationen „falschen“ Programm klarzukommen.
    Flucht , Angriff oder Blackout
    Man kann bei Auslösung des Alarmprogramms auf zweierlei Weise reagieren: entweder mit Flucht oder mit Angriff. Ist beides – aus welchen Gründen auch immer – nicht möglich, erfolgt eine dritte Reaktion, die Verkrampfung, die zur „geistigen Lähmung“, dem Blackout führt.
    Subjektiv empfinden Sie dies als Stress , und davor fürchtet man sich. Bei beiden anderen Möglichkeiten – Flucht oder Angriff – geht es einem etwas besser. Sie können ja etwas tun, was das Programm vorsieht. Das führt darüber hinaus zu einem schnelleren Ab- und Umbau der
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