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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten
Autoren: C Funke
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umbringen. Er war bestimmt schon damals wahnsinnig, schließlich hatte er jahrelang Hexenblut getrunken. Aber die Armbrust hat es nicht zugelassen.«
    Er trat an Jacobs Seite.
    »Wie hat er das Tor aufbekommen?«, fragte er Fuchs. »Es war leicht, oder? Es hat ihn einfach hereingelassen.«
    Fuchs antwortete ihm nicht.
    Der Bastard spannte die Armbrust.
    »Er hat es mir selbst erklärt. Der Zeitzauber gibt das Leben nur zurück, wenn man sich einen Verwandten fängt. Ich komme da wohl kaum infrage, aber Guismund war sehr lebendig. Was bedeutet …«
    Jacob konnte kaum hören, was der Goyl sagte. Sein eigener Herzschlag war zu laut, sein mühsamer Atem … die letzten Versuche seines Körpers, das Leben doch noch festzuhalten.
    »Deshalb hat das Tor ihn eingelassen. Deshalb war er schneller als ich!« Die heisere Stimme wurde so laut, als wollte Nerron sich selbst davon überzeugen, dass er der rechtmäßige Besitzer der Armbrust war. Er ertappte sich dabei und die nächsten Worte klangen wieder so spöttisch und kühl wie sonst.
    »Ja, wer hätte das gedacht«, sagte er, »Jacob Reckless hat das Blut des Hexenschlächters in den Adern.«
    Jacob hätte gelacht, hätte er die Kraft dafür gehabt. »Unsinn …« Er bekam selbst das eine Wort kaum über die Lippen.
    »Ach ja?« Nerron trat zurück und hob die Armbrust.
    »Lass mich schießen! Bitte!« Fuchs’ verzweifelte Stimme schnitt durch das Rauschen in Jacobs Kopf.
    »Nein.« Nerron legte an. »Wie sollen wir sonst beweisen, dass es hier nicht um Liebe geht?«
    Der Wassermann erstickte Fuchs’ Schrei mit der Hand.
    Und der Goyl schoss.
    Er zielte gut. Der Pfeil fuhr Jacob genau dort in die Brust, wo sein Blut ihm die Motte aufs Hemd zeichnete. Der Schmerz stoppte ihm das Herz und den Atem. Tot. Du bist tot, Jacob. Aber er hörte sein Herz. Kräftig und ohne Stolpern. Es hatte schon lange nicht mehr so gleichmäßig geschlagen.
    Er öffnete die Augen und schloss die Finger um den Schaft, der ihm aus der Brust ragte. Jeder Herzschlag schmerzte, aber es schlug. Und die Wunde blutete nicht.
    Er schloss die Hand fester um den Schaft. Seine Brust war wie taub, und er schaffte es, den Pfeil mit einem Ruck herauszureißen. Es schmerzte nicht halb so schlimm wie die Bisse der Motte, und die Pfeilspitze war so blank, als hätte er sie aus Holz statt aus seinem Fleisch gezogen.
    Der Bastard trat auf ihn zu und nahm ihm den Pfeil aus der Hand.
    »Lass sie los«, sagte er zu dem Wassermann.
    Fuchs zitterte, als sie sich an Jacobs Seite kniete. Vor Wut, vor Angst, Erschöpfung. Er wollte sie fortbringen, weit fort von Blaubartkammern und verwunschenen Schlössern.
    Fuchs sah ihn ungläubig an, als er sich aufrichtete. Die Haut über seinem Herzen war makellos. Selbst die Wunde, die die Motte hinterlassen hatte, war verheilt. Er fühlte sich so jung wie an dem Tag, an dem er mit Chanute zum ersten Mal auf Schatzjagd gegangen war.
    Der Bastard musterte ihn mit spöttischem Lächeln. »Das wäre auch eine gute Geschichte für die Zeitungen: Jacob Reckless fließt das Blut des Hexenschlächters in den Adern.«
    Er zog einen Täuschbeutel über die Armbrust und schob den Pfeil hinein.
    Jacob blickte zu dem Spiegel. Vielleicht hatte der Bastard recht. Wenn auch nicht so, wie er dachte.
    »Willst du die Armbrust immer noch dem Krummen verkaufen oder hat Louis die Chancen seines Vaters ruiniert?«
    Rede, Jacob. Gewinn Zeit.
    Er hatte Dunbar ein Versprechen gegeben.
    Fuchs sah ihn an.
    Zwei gegen zwei.
    »Was wirst du als Preis verlangen? Ein Schloss? Einen Orden? Einen Titel?« Jacob blickte erneut zu dem Spiegel. Fuchs hatte ihn auch bemerkt.
    Was, wenn er sich irrte? Es war einen Versuch wert.
    »Sagen wir es so …« Der Bastard schob den Täuschbeutel in die Tasche. »Du hast bekommen, was du willst. Ich werde bekommen, was ich will.«
    »Was, wenn ich dir einen besseren Preis mache? Besser als alles, was Wilfred von Albion oder die Fürsten im Osten dir bieten können?«
    »Was sollte das sein? Ich habe ein ganzes Schloss voller Schätze.«
    »Schätze!« Jacob zuckte verächtlich die Achseln. »Mach mir nichts vor. Dir liegt ebenso wenig an ihnen wie mir.«
    Der Bastard ließ ihn nicht aus den Augen. Die Goyl behaupteten, in Menschengesichtern wie in Büchern lesen zu können. »Worauf willst du hinaus?«
    »Dass die Prediger recht haben.«
    Der schmale Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. »Das Tor zum Himmel …«
    »Ich würde es nicht unbedingt den Himmel
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