Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen
Autoren: R. J. Anderson
Vom Netzwerk:
benommen. Sie rutschte mit den Knien über die glatten Federn und fiel hinunter, bevor sie zustechen konnte. Zum Glück landete sie auf den Beinen. Als der alte Wermut sich flatternd nach ihr umdrehte, war sie bereit. Mit ihrer ganzen Kraft stieß sie ihm das Messer in die Schulter. Die Krähe schrie auf und schlug wie verrückt mit ihren schwarz gefiederten Flügeln.
    Bryonys Messer zerbrach, und sie wich mit dem nutzlosen Griff in der Hand stolpernd ein paar Schritte zurück. Ihr Bein brannte auf einmal wie Feuer, doch sie verdrängte die Schmerzen. Sie nahm einen Kiesel vom Boden auf und schleuderte ihn der Krähe an den Kopf. Er prallte gegen den Schädel, und der alte Wermut stieg krächzend und flügelschlagend in die Luft auf.
    Dorna kroch auf Händen und Füßen den Hang hinauf und verschwand zwischen den Wurzeln der Hecke. Ihren Ranzen ließ sie liegen. Bryony warf noch einen Stein, um sich die Krähe vom Leibe zu halten, und rannte Dorna nach. Keuchend sahen sie vom Dunkel der schützenden Hecke aus zu, wie Wermut auf ihre Ranzen einstach. Zuletzt waren nur noch einige Lederfetzen davon übrig. Wermut krächzte verdrossen und flog weg.
    Dorna kroch weiter zur anderen Seite der Hecke hinüber. Sie bewegte sich steif und hielt sich mit der Hand die geprellten Rippen. »Du Fliegenhirn! Das hätte dich das Leben kosten können!«
    Bryony hinkte hinter ihr her. Sie blutete an der Stelle am Bein, an der die Krähe sie mit ihrer Kralle gekratzt hatte. Zum Glück ging die Wunde nicht tief. »Ich weiß«, sagte sie.
    »Du hast Wermut angegriffen! Eine ausgewachsene Krähe.« Dorna schüttelte ungläubig den Kopf. »Warum bist du nicht weggelaufen?«
    »Ich weiß nicht.« Bryony überlegte. »Ich hatte einfach das Gefühl, ich musste es tun.«
    »Du bist verrückt«, sagte Dorna nur. Sie schulterte ihren Köcher und machte sich auf den Weg zur Eiche. Bryony setzte sich ebenfalls in Bewegung. Sie waren erst einige Schritte gegangen, da blieb Dorna mit gesenktem Kopf stehen. Ihre Wangen hatten sich gerötet. »Und du hast mir wohl das Leben gerettet«, murmelte sie.
    »Hm«, machte Bryony und dann noch: »Vielleicht.« Eine andere Antwort fiel ihr nicht ein.
    »Aber begehe nie wieder eine solche Dummheit!« Dorna marschierte wütend weiter.
    Bryony schloss zu ihr auf. »Ich habe ihn an der Schulter verwundet«, sagte sie. »Ab jetzt hat er eine steife Schulter.«
    Dorna schnaubte ungläubig und ging weiter.
    »Mit vereinten Kräften könnten wir ihn vielleicht sogar töten«, fuhr Bryony fort.
    Dorna fuhr zu ihr herum, packte sie an beiden Schultern und schüttelte sie so heftig, dass ihr Hören und Sehen verging. »Sag so etwas nie wieder! Das schafft niemand, nicht einmal du. Hast du gehört?«
    Bryony hatte sie gehört, doch die Warnung beeindruckte sie nicht. Nur eine Wendung ging ihr durch den Kopf. Nicht einmal du, hatte Dorna gesagt. Wenn Dorna das sagte, musste etwas dran sein. Sie fühlte sich geradezu geschmeichelt. Das schafft niemand, nicht einmal du.
    Und ich schaffe es doch, dachte sie. Sie war stehen geblieben und sah Dorna nach. Ich brauche nur ein besseres Messer.

 
    DREI
     
    Die Schneide ist zu dünn«, sagte Dorna.
    Bryony hörte sie kaum, denn ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem neuen Messer, das sie schnitzte. Sie versuchte wieder einmal, sich ein Kampfmesser zu machen, wusste insgeheim aber, dass sie auch diesmal scheitern würde. Je schärfer sie die Kanten machte, desto leichter splitterten sie, je schärfer die Spitze war, desto leichter brach sie ab.
    »Es hat keinen Zweck«, sagte sie schließlich und ließ den Feuerstein fallen. »Warum haben wir keine richtigen Messer?«
    »Du meinst aus Metall?«, fragte Dorna und schnipste einen Holzspan von dem Stock, an dem sie schnitzte. Draußen regnete es, und sie konnten nur in der östlichen Wurzel sitzen und darauf warten, dass die Wolken weiterzogen. »Woher sollten wir welche bekommen?«
    »Aber wir haben doch auch andere Gegenstände aus Metall.«
    »Nur was aus der Zeit der Magie noch übrig ist. Lampen, verschiedener Schmuck und ein paar Werkzeuge, das meiste allerdings aus Messing oder Kupfer, also zu weich für Waffen. Die Königin will sowieso nicht zu viel Metall in der Eiche haben. Man weiß nie, woraus es genau besteht.«
    »Wieso?«
    »Es könnte sich um Himmelseisen handeln«, erklärte Dorna ungeduldig. Bryony starrte sie immer noch verständnislos an. »Einsolches Eisen verhindert Magie, allerdings nur, wenn es rein ist. Doch es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher