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Raven (Shadow Force) (German Edition)

Raven (Shadow Force) (German Edition)

Titel: Raven (Shadow Force) (German Edition)
Autoren: Andrea Mertz
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London zu sein und sie in die Arme nehmen zu können. Aus dem kleinen Wildfang von damals war eine attraktive, kluge und modebewusste junge Frau geworden. Eine ambitionierte Reporterin, die Karriere machen würde. Eine Frau, die alle Blicke magisch auf sich zog, was er als ihr großer Bruder zumeist missmutig und eifersüchtig zur Kenntnis nahm. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als ihm einige Streiche einfielen, die sie als Kinder ausgeheckt hatten. Frank verspürte eine tiefe Verbindung mit seiner Schwester und schon als Junge hatte er etwas Besonderes in ihr gesehen. Ganz so, als sei sie ein wichtiger Teil von ihm, den er wie seinen Augapfel hütete. Li war manchmal eine kleine Träumerin, die das Gute in jedem Menschen sehen und finden wollte. Den Kerl, der sie einmal als Ehefrau bekommen würde, würde er vorher auf Herz und Nieren prüfen. Wehe, er war nicht gut zu ihr und trug seine kleine Schwester nicht auf Händen. Das würde ihm denkbar schlecht bekommen. Mit den Gedanken an Li döste er vor sich hin und winkelte die Beine an.
    Sie waren gut drei Stunden unterwegs, als er plötzlich aufschreckte. Da war dieses ungute Gefühl und das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er setzte sich mit einem Ruck auf und sein Körper schien sich zu verkrampfen. Frank spürte die drohende Gefahr körperlich, seine Sinne schärften sich und alle Alarmsirenen schrillten in seinem Kopf. Seine Haut schien zu pulsieren und die feinen Härchen in seinem Nacken stellten sich auf. Hier war etwas ganz und gar nicht in Ordnung.
    „Sofort anhalten“, rief er ihrem libyschen Fahrer Mustafa zu.
    „Was ist los, Sir?“ Der junge Mann wirkte erschreckt und seine dunklen Augen funkelten übergroß aus seinem gebräunten Gesicht.
    „Wir müssen raus aus dem Wagen! Schnell!“
    Es blieb keine Zeit für Erklärungen. Der Jeep schlingerte und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Im gleichen Moment wurde die Stille der sternenklaren Nacht von nahen Detonationen und lauten Explosionen durchbrochen, die seiner Intuition bedrohlich reale Form gaben. Die Dunkelheit schien wie von grellem Feuerwerk erhellt, doch es war kein Freudenfest, das für sie gegeben wurde. Es war etwas anderes. Etwas Gefährliches. Der kleine Konvoi war in einen Hinterhalt geraten und wurde angegriffen.
    Stimmengewirr, MG - Feuer, Kampfgetümmel und bedrohliche Geräusche überall. Franks Müdigkeit war augenblicklich verschwunden. Er sprang mit einem gewaltigen Satz aus dem Jeep, gefolgt von dem libyschen Fahrer und zwei weiteren Agenten des MI6. Gerade noch rechtzeitig. Von einer Granate getroffen explodierte das Fahrzeug, hob sich meterhoch in die Luft, bevor es mit lautem Krachen auf den Boden aufschlug und in Flammen stand. Holy moly! Seine Begleiter stoben in Panik auseinander. Frank konnte die Flugbahn eines riesigen Trümmerteils mit seinen telekinetischen Kräften manipulieren, bevor es den kaum zwanzig Jahre alten Mustafa unter sich begraben konnte . Wenn der Junge schlau war, würde er sich umgehend aus dem Staub machen und nicht nach hinten blicken. Das würde ihm selbst und seiner Mutter Leid und Elend ersparen. Geduckt lief Frank, mit seinem Tarnoverall, einem Helm und festen Stahlkappenschuhen bekleidet und sein MG P90 in den Händen haltend, durch eine unwirkliche und gespenstische Dunkelheit, die vom Schein der Flammen erhellt wurde. Hin und wieder erklangen aus der Ferne Schüsse und die Mündungsfeuer von Sturmgewehren blitzten durch den aufgewirbelten Sand auf. Er hörte Schreie und kurz darauf warf eine weitere schwere Explosion seinen Körper zu Boden. Gesteins brocken, Metallteile und Sand regneten auf ihn hinab. Das war knapp! Für ein paar Momente verharrte er hinter einer Bodenerhebung, die ihn geschützt hatte. Dann rappelte er sich langsam hoch und kroch auf allen v ieren weiter. Er nutzte für seinen weiteren Weg die Ruinen einer Baracke als Deckung. Allgemeines Chaos herrschte. Schöne Bescherung. Wütend atmete er den Staub des Wüstenbodens ein, der durch die Luft wirbelte und unangenehm in Nase und Mund drang. Seine Augen tränten. Vor Anstrengung schnaufend blickte er sich um. Es war schwer, das unebene und nächtliche Terrain zu sondieren. Überall konnte der Gegner lauern. Die Angreifer schienen in der Überzahl zu sein. Wie viele sie waren, konnte er nur schätzen. Vielleicht zwei Dutzend. Unter ihnen spürte er zu seiner Verwunderung deutlich enorme Energien, die das normale menschliche Potenzial weit überstiegen. Sie
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